Festvorstellung für Peter Matić

Ich selbst konnte an diesem Termin nicht ins Theater gehen, habe mir aber aus verläßlicher Quelle berichten lassen, dass

  1. das Stück „Liebesgeschichten und Heiratssachen“ von Johann Nestroy sehr sehenswert ist und
  2. die Ehrung von Peter Matić nach der Vorstellung durch Direktion und Kollegen auf der Bühne anläßlich seines 80. (!) Geburtstages feierlich und berührend war.

Neben Theater und Film ist seine Stimme vor allem durch die Synchronisation von Ben Kingsley bekannt.

Hier seine Dankesrede:

https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Mati%C4%87

https://www.burgtheater.at/Content.Node2/home/spielplan/event_detailansicht.at.php?eventid=967958178

Im Schnelldurchlauf durch die griechische Mythologie – die „Orestie“ von Aischylos im Burgtheater

Dafür, dass ich mir einmal das ganze Stück (in drei Teilen) an einem Nachmittag und zwei Abenden zu Gemüte führte, war der Abend im Burgtheater, wo seit kurzem wieder die griechische Tragödie  „Orestie“ von Aischylos auf dem Programm steht, trotz Mord und Totschlag richtig entspannend . Zwei Stunden und ein bisschen, auf diese Länge wurde der Text zusammengestrichen. Sozusagen eine schnelle Nachhilfe in Sachen griechischer Mythologie. Konzentration auf den Text ist aber ein Muss, sonst kippt man aus dem Geschehen und verliert den Faden.

Der Chor, die Erinyen, schließlich die Eumeniden

© Reinhard Werner

Denn die Geschichte von Agamemnon und seiner Rückkehr aus dem Trojanischen Krieg, von seiner Frau Klytaimnestra, die sich in der Zwischenzeit mit Aigisthos Bett und Herrschaft teilt, und der Rache ihrer Kinder Orest und Elektra muss zu Beginn einmal vom Chor erzählt und aufbereitet werden.

Der Chor besteht am Burgtheater aus sieben Frauen (Caroline Peters, Maria Happel, Andrea Wenzl, Barbara Petritsch, Aenne Schwarz, Sarah Viktoria Frankl und Irina Sulaver), kaum zu unterscheiden in den weißen Lumpen und Masken. Zusätzlich schlüpft jede von ihnen noch in eine der wichtigsten Rollen der Tragödie. Eine großartige Leistung, auch wenn die Exaktheit des Chores im Laufe der Aufführung etwas nachlässt, denn der Text ist eben kein einfacher.

Stimmig: Ein sparsames Bühnenbild, über das sich nur beim Morden ein regelrechter Blutfluss ergießt. Oder beim triumphalen Einzug Agamemnons eine purpurne Schleppe legt.

Das Ende weist mit dem Auftritt der Athene in eine zivilisiertere Zukunft, wo nicht mehr persönliche Rache, sondern geordnete Rechtsprechung über Schuld oder Unschuld entscheiden.

so bunt wird es erst ganz am Ende

Regisseur Antú Romero Nunes hat durchaus gute Arbeit geleistet, die Figuren mit einigen Überraschungsmomenten spannend geführt, und wer weiß, wieviele Leute sich das Stück in voller (oder auch nur halber) Länge wirklich anschauen würden.

Empfehlung: 3*

https://www.burgtheater.at/Content.Node2/home/spielplan/event_detailansicht.at.php?eventid=967951884

https://de.wikipedia.org/wiki/Orestie

Wir haben ja Fasching: eine völlig überdrehte „Komödie der Irrungen“ im Burgtheater

Grellbuntes Treiben auf der ebenso bunten Bühne, Kostüme wie aus Zeichentrickfilmen oder Comics, grimassenschneidende Schauspieler: Wie immer bei Herbert Fritsch eine völlig durchgeknallte Situation. Diese Beständigkeit in seinen Inszenierungen muss man dem Regisseur lassen. Doch war ich von Molières „Eingebildetem Kranken“ restlos begeistert, haben sich die Ideen dann doch abgelutscht: Ein glänzender Bühnenboden, buntes Licht, irgendwo steht ein Instrument herum, das die Handlung musikalisch unterstützt, überagierende Figuren mit zuckenden Gliedmaßen und verzerrten Gesichtern. Einmal originell und phantasievoll – beim zweiten Mal nicht mehr lustig.

Die beiden Doppelzwillinge Antipholus (r., sebastian Blomberg) und Dromio (l. Simon Jensen)

Die beiden Doppelzwillinge Antipholus (r., sebastian Blomberg) und Dromio (l. Simon Jensen)

Für die Schauspieler und Schauspielerinnen bedeutet das wieder totalen Körpereinsatz, um die Geschichte von den beiden getrennten Zwillingspaaren zu erzählen. Dass dabei Shakespeares Text zwangsläufig in den Hintergrund tritt, ist klar.

Komödie der Irrungen

Komödie der Irrungen

Komödie der Irrungen

v.l.n.r.: Dorothee Hartinger, Stefabie Dvorak, Marta Kizyma

v.l.n.r.: Dorothee Hartinger, Stefabie Dvorak, Marta Kizyma

Sebastian Blomberg und Simon Jensen, die die (insgesamt 4) Zwillinge verkörpern, machen so wie alle anderen ihre Sache trotzdem sensationell gut. Belohnt wurden sie mit großem Applaus – ich glaube, dass v.a. sehr viele Fans aus Deutschland in meiner Vorstellung waren. Denn alle, mit denen ich gesprochen habe, fanden die Aufführung schrecklich. Soweit möchte ich nicht gehen, aber man sollte sich entscheiden, ob man sich Molière oder Shakespeare in einer Fritsch-Inszenierung anschaut. Beides ist eindeutig zu viel.

Empfehlung: 2*

https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Kom%C3%B6die_der_Irrungen

https://www.burgtheater.at/Content.Node2/home/spielplan/premieren/Komoedie_der_Irrungen.at.php

Schnarch …. Goethes “Torquato Tasso” im Burgtheater

Stinkfad war der Abend im Burgtheater. Jetzt ist „Torquato Tasso“ von Goethe an sich schon ein recht schwieriges Stück. Es hat fast keine Handlung, dafür lange Monologe, die sich um die Situation des Künstlers, um philosophische Gedanken und das menschliche Scheitern drehen.

Torquato Tasso (Philipp Hauß) mit dem Dichterkranz und Antonio (Ole Lagerpusch)

Torquato Tasso (Philipp Hauß) mit dem Dichterkranz und Antonio (Ole Lagerpusch), rechts Andrea Wenzl als Leonore d’Este

Hausarrest im Klettergerüst

Hausarrest im Klettergerüst

Was allerdings im Burgtheater daraus (nicht) gemacht wurde, steht auf einem anderen Blatt. Regisseur Martin Laberanz schafft es überhaupt nicht, bei mir auch nur irgendein Interesse an der Geschichte des Dichters Tasso, der im Dienst des Herzogs von Ferrara steht, zu wecken. Weder an seinem Konflikt mit dem pragmatischen Staatssekretär Antonio noch an seiner Beziehung zu Prinzessin Leonore, weder an seinen psychischen Problemen noch am Ausgeliefertsein an einen reichen Gönner – nur Langeweile.

Der schönste Effekt des Abends: Licht-/Schatteneffekte im Zuschauerraum

Der beste Effekt des Abends: Licht-/Schattenspiele im Zuschauerraum

Die Schauspieler haben große Textmengen zu bewältigen (v.a. Philipp Hauß als Tasso), doch ist die Personenführung so seltsam, dass man sich nicht auskennt. Warum Antonio (Ole Lagerpusch) wie ein verhaltensorigineller Hyperaktiver agiert, erschließt sich mir nicht. Auch weiß ich nicht, warum die Musik als Dauerbeschallung sein muss, manchmal so störend, dass die Schauspieler kaum zu verstehen sind. Gekrönt wird die Inszenierung durch ein Bühnenbild, das genau nichts ist: Weder schön, noch häßlich, noch logisch, noch zum Stück passend.

Torquato Tasso

Leid taten mir allerdings die vielen Schüler, die gruppenweise (Wienwoche?) ins Theater mussten. Denn so erfreulich die Tatsache ist, dass jungen Leuten das Theater näher gebracht wird – mit solchen Klassikerinszenierungen haben sie wahrscheinlich für die nächsten Jahre genug davon und genau das Gegenteil wurde erreicht.

Dafür hat ungefähr ein Viertel des Publikums ein kleines Nickerchen gemacht …

Empfehlung: 1*

http://www.burgtheater.at/Content.Node2/home/spielplan/event_detailansicht.at.php?eventid=966430098

https://de.wikipedia.org/wiki/Torquato_Tasso_(Goethe)

WTF – Große Fragezeichen nach Handkes „Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße“ im Burgtheater

Vielleicht bin ich zu blöd, um dieses „Theaterstück“ zu verstehen, doch tröstlich ist, dass es fast allen, mit denen ich gesprochen habe, auch so ergangen ist. Ratlose Gesichter in der Pause, leere Plätze nach der Pause – durchaus theateraffine Menschen wussten mit der Uraufführung von Peter Handkes „Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße“ im Wiener Burgtheater nichts anzufangen. Genauso sperrig wie der Titel ist der ganze Abend, immerhin 3 Stunden lang.

Die Unschuldigen dringen in die Landstraße ein

Die Unschuldigen dringen in die Landstraße ein

v.l.n.r.: Regina Fritsch, Christopher Nell, Martin Schwab, Maria Happel

v.l.n.r.: Regina Fritsch, Christopher Nell, Martin Schwab, Maria Happel

Handke und Claus Peymann als Regisseur sind ein Dreamteam seit nunmehr 50 Jahren, doch hier ist der Traum für mich ausgeträumt. Das liegt eindeutig am Text, bei dem man sich dauernd fragt, was das jetzt eigentlich bedeuten soll. Poetik, Träumereien, Puck, Caliban, Godot – vielleicht eignet er sich mehr zum Lesen als zum Aufführen. Die Regie holt hier sowieso ein Maximum heraus und die Schauspieler und Schauspielerinnen sind großartig: Christopher Nell, den Peymann aus Berlin mitgebracht hat, Martin Schwab, aber auch Maria Happel und Regina Fritsch.

Christoph Nell als Handkes Alter Ego...

Christoph Nell als Handkes Alter Ego…

... aber auch als ein Shakespeare-Narr

… aber auch als ein Shakespeare-Narr

Die Hauptrolle spielt für mich aber die Landstraße im wirklich schönen Bühnenbild von Karl-Ernst Herrmann.

Die Landstraße (Bühnenbild Karl-Ernst Herrmann) © Georg Soulek

Die Landstraße (Bühnenbild Karl-Ernst Herrmann) © Georg Soulek

Die Zeit kann man sich übrigens damit vertreiben, die vielen Zitate und Anspielungen zu erkennen, die Handke in den Text gestreut hat …

Viele Plätze blieben nach der Pause leer...

Viele Plätze blieben nach der Pause leer…

Empfehlung: 1* – trotz großteils guter bis sehr guter Kritiken in diversen Medien

http://www.burgtheater.at/Content.Node2/home/spielplan/event_detailansicht.at.php?eventid=965170594

https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Handke

http://handkeonline.onb.ac.at/

https://de.wikipedia.org/wiki/Claus_Peymann

Aber hallo! Es geht rund und bunt zu bei Molières „Eingebildetem Kranken“ im Burgtheater

Dass es keine 08/15-Aufführung werden würde, war klar, aber dass es dann wirklich SO anders ist, war dann doch eine Überraschung (für mich). Herbert Fritsch inszenierte Molières Komödie „Der eingebildete Kranke“, mit neuer Übersetzung und Ergänzungen, als knallbuntes, völlig überdrehtes, keinen Moment langweiliges Spektakel. Der Regisseur entwarf auch das Bühnenbild, wobei die Kunst darin besteht, dass es praktisch kein Bühnenbild gibt, sondern nur 3 Cembali und bunt eingefärbte Seitenwände mit Röntgenbildern. Auch Requisiten gibt es nicht, die werden „dargestellt“.

Der eingebildete Kranke

Joachim Meyerhoff als eingebildeter Kranke Argan ist wie immer toll, wird allerdings fast an die Wand gespielt von einem hüpfenden, tanzenden, sich drehenden Markus Meyer als Dienstmädchen Toinette. Dass diese Regie den Schauspielern auch körperlich alles abverlangt, zeigt ein großartiges Ensemble (v.a. Marie-Luise Stockinger, Laurence Rupp und Simon Jensen).

Der eingebildete Kranke

Zuckerlfarbene Kostüme (Victoria Behr) ergänzen das stimmige Gesamtbild – wirklich großes Theater mit völlig anderem Ansatz!

Der eingebildete Kranke

Herbert Fritsch, der ehemalige Radikalschauspieler der Berliner Volksbühne, der vor einigen Jahren als Regisseur wieder auftauchte, hat diese grellen, bis ans Bizarre reichenden Interpretationen zu seinem Markenzeichen gemacht. Eigentlich war es an der Zeit, dass auch am Burgtheater etwas davon zu sehen ist.

Der eingebildete Kranke

Empfehlung: 4*

http://www.burgtheater.at/Content.Node2/home/spielplan/event_detailansicht.at.php?eventid=965328667

https://de.wikipedia.org/wiki/Moli%C3%A8re

https://de.wikipedia.org/wiki/Herbert_Fritsch

Klotzen, nicht kleckern: „Antigone“ im Burgtheater

Ein Freund hat mir geraten, eine Sonnenbrille mitzunehmen, die Platzanweiserin noch kurz vor Beginn geraunt: „Achtung, es wird sehr laut.“ Was kann man nach diesen Warnungen wohl erwarten?

Die Bühne wird weit in den erleuchteten Zuschauerraum geführt

Die Bühne wird weit in den erleuchteten Zuschauerraum geführt

Es wurde tatsächlich ein zeitweise zu grell erleuchteter und sehr lauter Theaterabend! Sophokles‘ „Antigone“ wird im Burgtheater mit viel Pathos und Technik ins heutige Theater geholt. Die junge Regisseurin Jette Steckel hat sich ein monströses Bühnenbild (von Florian Lösche) hinstellen lassen, das in erster Linie aus Leuchten besteht. Viel Rauch, auch im ganzen Zuschauerraum, zwei Chöre, die sich unter das Publikum mischen, und ein Steg weit ins Parkett hinein – irgendwie ist man bei dieser Aufführung mehr im Geschehen als sonst. Und irgendwie packt es einen schon, das Drama, das sich sich im antiken Theben abspielt und in kräftige Bilder umgesetzt wird.

Antigone von Sophokles  Antigone von Sophokles

Über die Geschichte will ich hier nicht viel schreiben, es ist überall nachzulesen, wie sich Antigone gegen ihren Onkel Kreon auflehnt und das mit dem Tod bezahlen muss.

Wirklich beeindruckend ist Joachim Meyerhoff als Kreon – aber wann ist er das eigentlich nicht? Auch Aenne Schwarz als Antigone und Philipp Hauß als der einzige, der etwas Komödie in das Stück bringen darf, sind herausragend. Und die anderen wie Martin Schwab, Mavie Hörbiger, Mirco Kreibich und Oliver Masucci machen ebenfalls alles richtig. Der zweite Chor, der von den Logen aus singt, muss nicht unbedingt sein, zumal der Text kaum verständlich ist.

20150601_212421  Antigone von Sophokles

Fazit: In den knapp 2 Stunden gibt es genug zu schauen und zu hören, Aufmerksamkeit ist bei dem Versmaß sowieso zu empfehlen. Vielleicht ist es von allem ein wenig zu viel, aber das soll uns wahrscheinlich die griechische Tragödie im Heute schmackhaft machen. Und so, wie der Applaus war, werden die Vorstellungen gut besucht sein – also rechtezeitig um Karten umschauen!

Empfehlung: 3*

http://www.burgtheater.at/Content.Node2/home/spielplan/event_detailansicht.at.php?eventid=964250963

http://de.wikipedia.org/wiki/Antigone_%28Sophokles%29

http://de.wikipedia.org/wiki/Antigone

Labiches „Die Affäre Rue de Lourcine“ im Burgtheater – a waste of time

Es ist schon lange her, dass ich mich im Theater so gelangweilt habe wie in Eugène Labiches Albtraumschwank „Die Affäre Rue de Lourcine“ im Burgtheater. In 1 ½ Stunden ist es zwar vorbei, doch auch die sind zu lange.

Die Affäre Rue de Lourcine  Die Affäre Rue de Lourcine

Das Stück wäre in gut 45 Minuten zu spielen, mit dem nötigen Tempo und dem Schwung, die dem französischen Vaudeville-Theater eigen waren. Aber so!

Die beiden Hauptdarsteller Nicholas Ofczarek und Michael Maertens müssen sich in Zeitlupe bewegen, ewig lange Pausen zwischen den Gesprächen entstehen lassen und die ganze Zeit restalkoholisierte Deppen darstellen (was die Rollen ja auch verlangen, aber bitte nicht so mühsam und nervig). Dass es immer einige Zuschauer gibt, die anscheinend jedes Stolpern lustig finden, verwundert dann doch etwas – denn lustig habe ich hier tatsächlich nichts gefunden! Schade, denn vor lauter Fadesse vergisst man hinter die Kulissen zu schauen, wo doch einiges an Kritik und Ironie verborgen wäre.

v.l.n.r.: Markus Meyer, Michael Maertens, Maria Happel, Nicholas Ofczarek, Peter Matic

v.l.n.r.: Markus Meyer, Michael Maertens, Maria Happel, Nicholas Ofczarek, Peter Matic

Michael Maertens, Maria Happel, Nicholas Ofczarek, Peter Matic

Michael Maertens, Maria Happel, Nicholas Ofczarek, Peter Matic

Und gerade kam mir eine ausführliche Kritik unter, der ich mich voll anschließen kann: http://www.der-neue-merker.eu/wien-burgtheater-die-affaere-rue-de-lourcine

Empfehlung: 1*

http://www.burgtheater.at/Content.Node2/home/spielplan/event_detailansicht.at.php?eventid=963965912

„Die Schutzbefohlenen“ im Burgtheater: Elfriede Jelineks Nichttheaterstück

Eindeutig handelt es sich hier um kein Theaterstück, schon gar keines im klassischen Sinn, sondern um einen Text von Elfriede Jelinek, der mit atemberaubenden Mitteln auf die Bühne des Burgtheaters gebracht wurde. Sie schrieb dieses Werk anlässlich des Kirchenasyl(streits) in der Wiener Votivkirche, als 60 Asylsuchende die Kirche besetzten.

©Reinhard Werner Burgtheater

© Reinhard Werner Burgtheater

Regisseur Michael Thalheimer hat diesen Text nun auf 90 Minuten gekürzt und das ist gut so.

Ein ungemein exakter und deutlicher Chor, bestehend aus 7 Schauspielerinnen und 9 Schauspielern, geleitet von einem Chordirigenten, deklamiert Jelineks kunstvolle Worte. Es ist eine große anonyme Masse, aus der sich manchmal einzelne Figuren lösen, ohne dass sie zu tatsächlichen Theaterfiguren werden.

©Reinhard Werner Burgtheater

© Reinhard Werner Burgtheater

Auf einer ganz reduzierten schwarzen Bühne, die nur durch ein Riesenkreuz im Hintergrund erleuchtet wird und auf der ansonsten der ganze Boden unter Wasser steht, arbeiten sich die Schutzbefohlenen (=Flüchtlinge) nach vorne. Mit Masken, die nur manchmal abgelegt werden, um ein wenig Persönlichkeit zu zeigen.

Die Schutzbefohlenen

Der Text besteht aus 90 Minuten Anklage, frontal ins Publikum geworfen. Und das ist auch mein einziger Kritikpunkt: Der eineinhalbstündige moralische Zeigefinger (allerdings formal grandios umgesetzt), mit dem Jelinek ziemlich selbstgerecht fuchtelt.

Empfehlung: 3*

http://www.burgtheater.at/Content.Node2/home/spielplan/event_detailansicht.at.php?eventid=963462761

„Das Käthchen von Heilbronn“ von Heinrich Kleist im Burgtheater

Obwohl von Regisseur David Bösch auf etwas über 2 Stunden zusammengekürzt und in das eindrucksvolle Bühnenbild von Patrick Bannwart gesetzt – die Geschichte vom Käthchen, das dem Grafen Wetter vom Strahl überall hin folgt, bis er es am Ende nach vielen Turbulenzen heiratet, ist eigentlich sehr blöd. Und obwohl ich Kleists Sprache mag, mit diesem „historisches Ritterspiel“ kann ich nicht viel anfangen.

Das Käthchen von Heilbronn  Das Käthchen von Heilbronn

Die sehr kühle Inszenierung lässt manchmal Platz für romantische Momente, auch komische Szenen dürfen sein, aber deshalb wird die Story nicht einleuchtender. Durchwegs gut gespielt (Sarah Viktoria Frick als Käthchen, Fabian Krüger als Wetter vom Strahl, Dörte Lyssewski als Kunigunde, Martin Schwab als Kaiser, Falk Rockstroh als Käthchens Vater) und wie schon erwähnt in einem tollen Bühnenbild, fehlt mir am Ende doch etwas. Ich glaube, es ist die Figur des Käthchens, die zeitweise wie aus dem „Exorzist“ entsprungen oder wie ein störrisches Kind wirkt und so gar nichts Mädchenhaftes oder „Liebreizendes“ an sich hat. Aber gerade diese Sichtweise hat vielen anderen wiederum gut gefallen.

Das Käthchen von Heilbronn  Das Käthchen von Heilbronn

Am Ende ist die Bühne, wie meistens bei Bösch, total zugemüllt. Hier noch ein Blick auf den Putztrupp nach der Vorstellung:

Das Käthchen von Heilbronn

Nächste Termine:
27.01.2015
31.01.2015
04.02.2015
05.02.2015
12.02.2015

Empfehlung: 2*

http://www.burgtheater.at/Content.Node2/home/spielplan/event_detailansicht.at.php?eventid=963713253