Schnarch …. Goethes “Torquato Tasso” im Burgtheater

Stinkfad war der Abend im Burgtheater. Jetzt ist „Torquato Tasso“ von Goethe an sich schon ein recht schwieriges Stück. Es hat fast keine Handlung, dafür lange Monologe, die sich um die Situation des Künstlers, um philosophische Gedanken und das menschliche Scheitern drehen.

Torquato Tasso (Philipp Hauß) mit dem Dichterkranz und Antonio (Ole Lagerpusch)

Torquato Tasso (Philipp Hauß) mit dem Dichterkranz und Antonio (Ole Lagerpusch), rechts Andrea Wenzl als Leonore d’Este

Hausarrest im Klettergerüst

Hausarrest im Klettergerüst

Was allerdings im Burgtheater daraus (nicht) gemacht wurde, steht auf einem anderen Blatt. Regisseur Martin Laberanz schafft es überhaupt nicht, bei mir auch nur irgendein Interesse an der Geschichte des Dichters Tasso, der im Dienst des Herzogs von Ferrara steht, zu wecken. Weder an seinem Konflikt mit dem pragmatischen Staatssekretär Antonio noch an seiner Beziehung zu Prinzessin Leonore, weder an seinen psychischen Problemen noch am Ausgeliefertsein an einen reichen Gönner – nur Langeweile.

Der schönste Effekt des Abends: Licht-/Schatteneffekte im Zuschauerraum

Der beste Effekt des Abends: Licht-/Schattenspiele im Zuschauerraum

Die Schauspieler haben große Textmengen zu bewältigen (v.a. Philipp Hauß als Tasso), doch ist die Personenführung so seltsam, dass man sich nicht auskennt. Warum Antonio (Ole Lagerpusch) wie ein verhaltensorigineller Hyperaktiver agiert, erschließt sich mir nicht. Auch weiß ich nicht, warum die Musik als Dauerbeschallung sein muss, manchmal so störend, dass die Schauspieler kaum zu verstehen sind. Gekrönt wird die Inszenierung durch ein Bühnenbild, das genau nichts ist: Weder schön, noch häßlich, noch logisch, noch zum Stück passend.

Torquato Tasso

Leid taten mir allerdings die vielen Schüler, die gruppenweise (Wienwoche?) ins Theater mussten. Denn so erfreulich die Tatsache ist, dass jungen Leuten das Theater näher gebracht wird – mit solchen Klassikerinszenierungen haben sie wahrscheinlich für die nächsten Jahre genug davon und genau das Gegenteil wurde erreicht.

Dafür hat ungefähr ein Viertel des Publikums ein kleines Nickerchen gemacht …

Empfehlung: 1*

http://www.burgtheater.at/Content.Node2/home/spielplan/event_detailansicht.at.php?eventid=966430098

https://de.wikipedia.org/wiki/Torquato_Tasso_(Goethe)

2 Gedanken zu “Schnarch …. Goethes “Torquato Tasso” im Burgtheater

  1. „Und ich bin gegen Tasso nur gerecht.
    Sein Auge weilt auf dieser Erde kaum;
    Sein Ohr vernimmt den Einklang der Natur;
    Was die Geschichte reicht, das Leben gibt,
    Sein Busen nimmt es gleich und willig auf:
    Das weit Zerstreute sammelt sein Gemüt,
    Und sein Gefühl belebt das Unbelebte.
    Oft adelt er was uns gemein erschien,
    Und das Geschätzte wird vor ihm zu nichts.
    In diesem eignen Zauberkreise wandelt
    Der wunderbare Mann und zieht uns an
    Mit ihm zu wandeln, teil an ihm zu nehmen:
    Er scheint sich uns zu nahn, und bleibt uns fern…“

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