Dafür, dass ich mir einmal das ganze Stück (in drei Teilen) an einem Nachmittag und zwei Abenden zu Gemüte führte, war der Abend im Burgtheater, wo seit kurzem wieder die griechische Tragödie „Orestie“ von Aischylos auf dem Programm steht, trotz Mord und Totschlag richtig entspannend . Zwei Stunden und ein bisschen, auf diese Länge wurde der Text zusammengestrichen. Sozusagen eine schnelle Nachhilfe in Sachen griechischer Mythologie. Konzentration auf den Text ist aber ein Muss, sonst kippt man aus dem Geschehen und verliert den Faden.
Denn die Geschichte von Agamemnon und seiner Rückkehr aus dem Trojanischen Krieg, von seiner Frau Klytaimnestra, die sich in der Zwischenzeit mit Aigisthos Bett und Herrschaft teilt, und der Rache ihrer Kinder Orest und Elektra muss zu Beginn einmal vom Chor erzählt und aufbereitet werden.
Der Chor besteht am Burgtheater aus sieben Frauen (Caroline Peters, Maria Happel, Andrea Wenzl, Barbara Petritsch, Aenne Schwarz, Sarah Viktoria Frankl und Irina Sulaver), kaum zu unterscheiden in den weißen Lumpen und Masken. Zusätzlich schlüpft jede von ihnen noch in eine der wichtigsten Rollen der Tragödie. Eine großartige Leistung, auch wenn die Exaktheit des Chores im Laufe der Aufführung etwas nachlässt, denn der Text ist eben kein einfacher.
Stimmig: Ein sparsames Bühnenbild, über das sich nur beim Morden ein regelrechter Blutfluss ergießt. Oder beim triumphalen Einzug Agamemnons eine purpurne Schleppe legt.
Das Ende weist mit dem Auftritt der Athene in eine zivilisiertere Zukunft, wo nicht mehr persönliche Rache, sondern geordnete Rechtsprechung über Schuld oder Unschuld entscheiden.
Regisseur Antú Romero Nunes hat durchaus gute Arbeit geleistet, die Figuren mit einigen Überraschungsmomenten spannend geführt, und wer weiß, wieviele Leute sich das Stück in voller (oder auch nur halber) Länge wirklich anschauen würden.
Empfehlung: 3*
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