Dass es keine 08/15-Aufführung werden würde, war klar, aber dass es dann wirklich SO anders ist, war dann doch eine Überraschung (für mich). Herbert Fritsch inszenierte Molières Komödie „Der eingebildete Kranke“, mit neuer Übersetzung und Ergänzungen, als knallbuntes, völlig überdrehtes, keinen Moment langweiliges Spektakel. Der Regisseur entwarf auch das Bühnenbild, wobei die Kunst darin besteht, dass es praktisch kein Bühnenbild gibt, sondern nur 3 Cembali und bunt eingefärbte Seitenwände mit Röntgenbildern. Auch Requisiten gibt es nicht, die werden „dargestellt“.
Joachim Meyerhoff als eingebildeter Kranke Argan ist wie immer toll, wird allerdings fast an die Wand gespielt von einem hüpfenden, tanzenden, sich drehenden Markus Meyer als Dienstmädchen Toinette. Dass diese Regie den Schauspielern auch körperlich alles abverlangt, zeigt ein großartiges Ensemble (v.a. Marie-Luise Stockinger, Laurence Rupp und Simon Jensen).
Zuckerlfarbene Kostüme (Victoria Behr) ergänzen das stimmige Gesamtbild – wirklich großes Theater mit völlig anderem Ansatz!
Herbert Fritsch, der ehemalige Radikalschauspieler der Berliner Volksbühne, der vor einigen Jahren als Regisseur wieder auftauchte, hat diese grellen, bis ans Bizarre reichenden Interpretationen zu seinem Markenzeichen gemacht. Eigentlich war es an der Zeit, dass auch am Burgtheater etwas davon zu sehen ist.
Empfehlung: 4*
http://www.burgtheater.at/Content.Node2/home/spielplan/event_detailansicht.at.php?eventid=965328667
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