Natürlich zieht in erster Linie das Thema die Leute an. Doch es erwartet sie eine ausgesprochen gut gemachte Ausstellung, die der Sexualität in einer Großstadt wie Wien auf den Grund geht. Von der Aufklärung bis zur Gegenwart spannt sich der Bogen, von kuriosen Ausstellungsstücken bis zu wissenschaftlichen Statistiken.
Der Rundgang ist mehr oder weniger vorgegeben, was auch Sinn hat, denn die Schwerpunkte thematisieren „vor“, „beim“ und „nach dem Sex“, in vielen möglichen Varianten.
Es geht dezidiert nicht um eine Geschichte der Sexualität, sondern wie und wo man in Wien zur Sache kam und kommt. Viel Nostalgie schwingt auch mit, man merkt, wie sich der Zugang zum Sex gewandelt hat: Was in den 70er-Jahren als sexuelle Revolution gefeiert wurde, kommt heute manchmal ziemlich altbacken daher. Aber immerhin war in Wien mit der Firma Saturn-Film zu Beginn des 19. Jahrhunderts der größte Pornoproduzent Europas angesiedelt.
Die Kooperation mit QWIEN – Zentrum für schwul/lesbische Kultur und Geschichte sorgt dafür, dass auch dem gleichgeschlechtlichen Sex genug Raum gegeben wird. Auch hier wie in der gesamten Ausstellung: nicht peinlich, nicht schlüpfrig, sondern interessant und manchmal durchaus amüsant.

Sextagebuch eines schwulen Mannes (stichwortartige Einträge und kurze Erinnerungsfragmente zu den Vorlieben der Sexpartner)
Und natürlich kommt auch der Voyeur auf seine Kosten, denn Nackte sind varianten- und detailreich zu sehen. Aber: Die Ausstellung kommt gerade zur richtigen Zeit, denn ich werde das Gefühl nicht los, dass sich eine neue Gschamigkeit und die langsame Verdrängung unserer sexuellen Freiheiten ausbreiten!
Bis 22.01.2017, montags geschlossen, Katalog um 29 EUR.
Das Filmarchiv Austria zeigt parallel das passende Filmprogramm: „Sex in Wien“, „Porn Sensations“.
Empfehlung: 4*