Neues aus Berlin, Teil 1 oder Die Stadt der ewigen Baustellen

Wer in Wien über die vielen Baustellen jammert, der soll einmal nach Berlin schauen!

Berlin

Berlin

Waren die Baumaßnahmen im Regierungsviertel in den Jahren bis ca. 2001 in der übrigen Stadt dank eines ausgeklügelten Ver- und Entsorgungssystems wenig spürbar, war die hässliche Fläche auf dem Potsdamer Platz endlich verbaut und hatte man den Eindruck, die Mitte ist wirklich die Mitte geworden, überziehen heute schon wieder Kräne und offene Schächte die Stadt.

Unter den Linden

Unter den Linden

Ein riesiges Projekt ist die Verlängerung der Linie U5 vom Alexanderplatz zum Brandenburger Tor. Das bedeutet, dass ein Spaziergang auf der Prachtstraße Unter den Linden im Moment ein enttäuschendes Erlebnis ist, denn der gesamte Straßenzug ist aufgegraben. Zusätzlich wird ein Teil der repräsentativen Bauten renoviert und versteckt sich hinter Abdeckplanen.

Unter den Linden

Unter den Linden

Der Abstecher auf die Museumsinsel kann auch warten – nach heftigen Streitereien, Architektenwechsel und diversen Umplanungen wird der Masterplan vom britischen Architekten David Chipperfield umgesetzt und soll angeblich ab 2017 die Museen mit neuem Eingangsgebäude verbinden. Aber im Moment: Baustelle.

Museumsinsel

Museumsinsel

Museumsinsel

Museumsinsel

Museumsinsel

Museumsinsel

Museumsinsel

Museumsinsel

Nur eine kleine Baustelle am Dom

Nur eine kleine Baustelle am Dom

Wieder zurück Richtung Alexanderplatz fällt der Blick auf eine der für mich absurdesten Baustellen der Stadt: auf den Neubau des Berliner Schlosses. Auch diesem Projekt gingen lange Diskussionen voran, ist der Platz doch historisch aufgeladen. Das auch Stadtschloss genannte Gebäude war seit dem Spätmittelalter das politische Zentrum der Mark Brandenburg. Im Laufe der Jahrhunderte erfolgten immer wieder Umbauten, mit Ausrufung der Weimarer Republik verlor es seine Funktion als Residenz. Nach schweren Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg und weiterem Verfall in der DDR-Zeit kam es 1950 schließlich zur Sprengung der letzten Reste. Auf einem Teil des Geländes entstand der inzwischen wieder verschwundene „Palast der Republik“, die restliche Freifläche schaute wie eine große Senke aus.

Hier ensteht das neue "Schloss"

Hier ensteht das neue „Schloss“

Dass hier eine neue Stätte für Kunst, Kultur und Wissenschaft – das Humboldtforum – entstehen soll, ist in Ordnung. Nicht in Ordnung finde ich allerdings die Rekonstruktion des Stadtschlosses – eine historisierende Fassade mit Kuppel und einem hässlichen Anbau. Die Jury lobte den Sieger des Architekturwettbewerbs, Franco Stella, dass er es schafft, „einerseits das Historische wieder entstehen zu lassen und andererseits eine moderne Antwort“ zu finden. Naja, für mich sind Rekonstruktionen in diesem Ausmaß ein völlig falscher Weg und Historisches kann nicht nachgemacht wieder entstehen.

Die Betonkuppel des neuen Schlosses

Die Betonkuppel des neuen Schlosses

Aber auch ehemaligen Westen tut sich an jeder Ecke eine Baustelle auf, so zum Beispiel am Kurfürstendamm beim Café Kranzler: Ende 2015 sperrte das Café zu, wird jetzt umgebaut und soll 2017 wieder eröffnen. Die Schilder vor dem Haus lassen allerdings nichts Gutes erahnen, wahrscheinlich ziehen große Modeketten ein (einer gehört das Café sowieso schon). Der Charme der 50er-Jahre-Architektur hatte schon etwas.

Berlin

Berlin

Alles in allem empfehle ich im Moment keine Besichtigungsreise nach Berlin – lieber noch 2 Jahre warten und dann alles ohne Baustellen genießen!

http://www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/hauptstadt/entwicklungsmassnahme/

https://de.wikipedia.org/wiki/Museumsinsel_(Berlin)#Masterplan_Museumsinsel

http://berliner-schloss.de/

Ein Gedanke zu “Neues aus Berlin, Teil 1 oder Die Stadt der ewigen Baustellen

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