Sommer-Tipp: Open-Air-Kino im Belvedere

Im heißen Sommer in Wien gibt es ab 1. August ein neues Open-Air-Kino: Im Kammergarten des Unteren Belvedere stehen die Filme unter dem passenden Motto „Ein Hauch von Barock“.

Farinelli (Regie: Gérard Corbieu)

„Die Filme setzen sich sowohl direkt als auch indirekt mit dem Zeitalter des Barock auseinander und faszinieren vor allem mit ihrer besonderen Ausstattung und Opulenz.
Die Auswahl reicht von Sophia Coppolas Marie Antoinette und Derek Jarmans Caravaggio, über Federico Fellinis Das süße Leben und Jacques Tatis Mein Onkel bis zu David Lynchs Mulholland Drive und Sally Potters Orlando.“ (Homepage Belvedere)

Marie Antoinette (Regie: Sophia Coppola)

Ein wirklich interessantes Programm, das Museumsticket ist zugleich die Kinokarte. In dieser Zeit sind die Ausstellungen im Unteren Belvedere und der Orangerie täglich von 10 bis 21 Uhr geöffnet.

Caravaggio (Regie: Derek Jarman)

Von 1. bis 20. August 2017,  ab 21:30.

www.belvedere.at/Kino_im_Kammergarten

Frauenpower und Lebensfreude – Maria-Theresia-Jubiläumsausstellung in der Kaiserlichen Wagenburg

Als erster Teil von vieren wurde gestern in der Wagenburg in Schönbrunn die Jubiläumsausstellung „Frauenpower und Lebensfreude“ eröffnet (Besprechungen der anderen folgen).

Hier wird den Fragen nachgegangen, wie es die legendäre Regentin (von 1740-1780) schaffte, ihre politischen und repräsentativen Aufgaben zu erfüllen, 16 Kinder zu bekommen und zusätzlich (in ihren jüngeren Jahren) Feste und diverse Vergnügungen ausgiebig zu besuchen.

Maria Theresia, Franz Stephan und 11 ihrer 16 Kinder (Martin van Meytens Schule, um 1764)

Dass sie ihre Weiblichkeit besonders herausstrich und auch zur Durchsetzung ihrer Ideen einsetzte, ist auf den Bildern ebenso gut zu erkennen wie in diversen zeitgenössischen Beschreibungen. Auch dass Maria Theresia bis zum Tod ihres Mannes Franz Stephan kein Kind von Traurigkeit war, belegen zahlreiche Gemälde und Dokumente. Sie begann anlässlich ihrer Krönung zur ungarischen Königin zu reiten und löste damit eine Reitmode bei den Damen in Wien aus. Doch selbst nach einer durchtanzten Nacht auf einem Ball saß sie am nächsten Tag an ihrem Schreibtisch. Wahrscheinlich sind Pflichtbewusstsein und Disziplin die Eigenschaften, die alle diese Aktivitäten möglich machten. In der Ausstellung ist jetzt keine sehr differenzierte Betrachtung der Person Maria Theresia zu erwarten, im Gegenteil, man spürt die Bewunderung und Hochachtung, die der Regentin und Frau zuteil wird. Sie selbst würde es freuen, wollte sie doch durch gezielte Propaganda als  Landesmutter und Reformerin in guter Erinnerung bleiben. Und bei aller kritischer Sicht: Sie hat tatsächlich viel für ihr Land und die Bevölkerung zustande gebracht.

Gala-Tragsessel für die schwangere Maria Theresia

In der Wagenburg liegt der Schwerpunkt natürlich auf der Repräsentation, aber auch auf der Zerstreuung: Zum Teil noch nie ausgestellte Prunkkarossen gibt es zu bewundern, eine prächtige Prozession von Kutschen wurde nachgestellt und – besonders schön – eine Reihe von Schlitten mit den passenden Pferdegeschirren aufgebaut. Passend vor einem Gemälde der Schlittenfahrt anlässlich der Hochzeit Josephs II., sodass man die Pracht solcher Umzüge nachvollziehen kann. Sie wurden übrigens nicht nur zum Vergnügen der Höflinge organisiert, sondern auch das Volk hatte seinen Spaß daran.

Details …..

…. Details

Eines der Prunkstücke ist eine nun wieder schimmernde Karosse, die dick übermalt gewesen war und in den letzten Jahren Schicht um Schicht freigelegt wurde. Zum Vorschein kam eine Farbschicht, die mit Metall versetzt war und so im Sonnenschein wunderbar glänzte.

Wie erwähnt, ist dies nur ein Ausstellungsteil im Jubiläumsjahr (Maria Theresia wurde am 13.05.1717 geboren), die anderen finden sich

  • in Wien im Hofmobiliendepot:“Familie und Vermächtnis“
  • in Schloss Hof: „Bündnisse und Feindschaften“
  • in Schloss Niederweiden: „Modernisierung und Reformen“
  • alle bis 29.11.2017

Und wer noch immer nicht genug hat:

  • in der Österreichischen Nationalbibliothek: „Maria Theresia: Habsburgs mächtigste Frau“
  • bis 05. 06.2017
  • im Stift Kloosterneuburg: „Kirche, Kloster, Kaiserin – Maria Theresia und das sakrale Österreich“
  • bis 15.11.2017
  • im Kunsthistoricshen Museum: „Zuhanden Ihrer Majestät. Medaillen Maria Theresias“
  • 28.03.2017 – 18.02.2018

 

http://www.mariatheresia2017.at/

https://www.onb.ac.at/news-einzelansicht/news/prunksaal-inkl-ausstellung-maria-theresia-habsburgs-maechtigste-frau-3/

https://www.stift-klosterneuburg.at/besuchen-und-erleben/touren-fuhrungen/jahresausstellung-2017/

http://www.khm.at/besuchen/ausstellungen/zuhanden-ihrer-majestaet/

Sex sells – Die Ausstellung „Sex in Wien. Lust – Kontrolle – Ungehorsam“ im Wien Museum wird sicher ein Renner

Natürlich zieht in erster Linie das Thema die Leute an. Doch es erwartet sie eine ausgesprochen gut gemachte Ausstellung, die der Sexualität in einer Großstadt wie Wien auf den Grund geht.  Von der Aufklärung bis zur Gegenwart spannt sich der Bogen, von kuriosen Ausstellungsstücken bis zu wissenschaftlichen Statistiken.

Kuriose Ausstellungsstücke

Kuriose Ausstellungsstücke

Der Rundgang ist mehr oder weniger vorgegeben, was auch Sinn hat, denn die Schwerpunkte thematisieren  „vor“, „beim“ und „nach dem Sex“, in vielen möglichen Varianten.

Wiener Nackedeien 1906 © Imagno/Austrian Archives

Wiener Nackedeien 1906 © Imagno/Austrian Archives

Laufhaus "Kontaktzone" Foto: Klaus Pichler © Wien Museum

Laufhaus „Kontaktzone“ Foto: Klaus Pichler
© Wien Museum

Es geht dezidiert nicht um eine Geschichte der Sexualität, sondern wie und wo man in Wien zur Sache kam und kommt. Viel Nostalgie schwingt auch mit, man merkt, wie sich der Zugang zum Sex gewandelt hat: Was in den 70er-Jahren als sexuelle Revolution gefeiert wurde, kommt heute manchmal ziemlich altbacken daher. Aber immerhin war in Wien mit der Firma Saturn-Film zu Beginn des 19. Jahrhunderts der größte Pornoproduzent Europas angesiedelt.

Sex in Wien

Die  Kooperation mit QWIEN – Zentrum für schwul/lesbische Kultur und Geschichte sorgt dafür, dass auch dem gleichgeschlechtlichen Sex genug Raum gegeben wird. Auch hier wie in der gesamten Ausstellung: nicht peinlich, nicht schlüpfrig, sondern interessant und manchmal durchaus amüsant.

Sextagebuch eines schwulen Mannes (stichwortartige Einträge und kurze erinnerungsfragmente zu en Vorlieben der Sexpartner)

Sextagebuch eines schwulen Mannes (stichwortartige Einträge und kurze Erinnerungsfragmente zu den Vorlieben der Sexpartner)

Und natürlich kommt auch der Voyeur auf seine Kosten, denn Nackte sind varianten- und detailreich zu sehen. Aber: Die Ausstellung kommt gerade zur richtigen Zeit, denn ich werde das Gefühl nicht los, dass sich eine neue Gschamigkeit und die langsame Verdrängung unserer sexuellen Freiheiten ausbreiten!

Das Ausstellungsteam holt sich den wohlverdienten Applaus

Das Ausstellungsteam holt sich den wohlverdienten Applaus

Sex in Wien

Bis 22.01.2017, montags geschlossen, Katalog um 29 EUR.

Das Filmarchiv Austria zeigt parallel das passende Filmprogramm: „Sex in Wien“, „Porn Sensations“.

Empfehlung:  4*

http://www.wienmuseum.at/

http://www.wienmuseum.at/de/aktuelle-ausstellungen/ansicht.html?tx_wxexhibition_pi1%5BshowUid%5D=1107&cHash=60a770488cc9db2c8e7fe54c70a35d2f

http://filmarchiv.at/

 

„Against Design“ – die große Josef Frank-Ausstellung im MAK

Bereits im Oktober habe ich eine Zusammenfassung über die geplanten Aktivitäten in Wien zum Thema „Josef Frank“ geschrieben https://kulturmischmasch.com/2015/10/07/josef-frank-special/.

Josef Frank

Seit 15.12.2015 hat nun die große Ausstellung über alle Facetten des Künstlers Josef Frank geöffnet. Schande über mich – ich habe zwar die Eröffnung besucht, komme aber erst jetzt dazu ….

Josef Frank

Josef Frank

Es ist eine umfassende Schau, die Frank als Architekt, Stadtplaner, Möbel- und Stoffdesigner, als Maler und als Utopist zeigt. Als Gastkurator wurde der Wiener Architekt Hermann Czech gewonnen, der Student bei Ernst Plischke war, der wiederum bei Josef Frank studierte. Ein netter Kreisschluss.

Die Ausstellung wird vor allem Franks vielfältigem Wirken gerecht. Sie ist sehr umfangreich, wartet mit einer Fülle an Material auf, erlaubt aber dennoch, sich mit einzelnen Aspekten zu beschäftigen und anderes im Vorbeigehen schneller zu erledigen.

Die berühmten Stoffmuster für Svenskt Tenn

Die berühmten Stoffmuster für Svenskt Tenn

Vor einigen Jahren konnte ich die Villa Beer in Hietzing besuchen (Entwurf gemeinsam mit Oskar Wlach), die zu einem großen Teil original erhalten ist und sogar noch diverse Einbauten, Frank-Möbel sowie Heizkörper und Armaturen besitzt. Strenge denkmalschützerische Auflagen machten damals einen geplanten Verkauf (nicht an mich!) problematisch. Anhand dieses Beispiels ließ sich ein ganz besonderes Raumgefühl erleben und der Sinn der Möblierung erfassen, die sich nicht an kurzfristigen Moden orientierte, sondern die Gemütlichkeit und Brauchbarkeit an erste Stelle setzte. Ich habe auch das Gefühl, dass Frank nie sich selbst als Architekt in den Vordergrund stellen wollte, es aber auch nicht nötig hatte, da die Qualität seiner Entwürfe sowieso für ihn sprach – und noch heute spricht.

Villa Beer in Hietzing

Villa Beer in Hietzing

Villa Beer - Blick von der Empore ins Wohnzimmer

Villa Beer – Blick von der Empore ins Wohnzimmer

Mit seiner Meinung „dass das Einfamilienhaus die Grundlage unserer gesamten modernen Baukunst und unserer Stadtanlagen ist“ würde Frank heute allerdings nicht mehr weit kommen – Verdichtung ist nicht nur in den Städten, sondern auch immer mehr im ländlichen Ortsbereich angesagt. In der Wiener Werkbundsiedlung konnte er jedoch seine und die Ideen seiner Zeitgenossen umsetzen.

Frank als Von Frank stammte der "Generalplan" für die Wiener Werkbundsiedlung (eröffnet 1932)

Von Frank stammte der „Generalplan“ für die Wiener Werkbundsiedlung (eröffnet 1932)

Frank-Haus in der Werkbundsiedlung

Frank-Haus in der Werkbundsiedlung

In der Ausstellung stößt man auch immer wieder auf liebevoll gemalte Aquarelle, eine Technik, die er für (Fantasie)Entwürfe ebenso verwendete wie für stadträumliche Überlegungen.

Wohngebiet einer Stadt mit 20.000 Einwohnern

Wohngebiet einer Stadt mit 20.000 Einwohnern

Fantasie-Entwurf

Fantasie-Entwurf

Accidental House

Accidental House

Ob Rolf Kauka für Onkel Knox' Haus (Fix & Foxi) Anleihen bei Frank genommen hat?

Ob Rolf Kauka für Onkel Knox‘ Haus (Fix & Foxi) Anleihen bei Frank genommen hat?

Die Ausstellung ist noch bis 03.04.2016 geöffnet, Begleitprogramm bitte im Internet nachschauen. Hier nur einige Empfehlungen:

• Kuratorenführungen (09.02., 25.02., 17.03.)

• Vorträge:
Friedrich Kurrent (24.1.2016, 16:00 Uhr)
„Josef Frank in Wien wieder bekannt gemacht“

Otto Kapfinger (28.2.2016, 16:00 Uhr)
„Josef Frank – Stadtbaukunst von unten. Wien 1923/24: Versuch des Generalsiedlungsplans. Eine Vision und ihre aktuellen Facetten“

Hermann Czech (13.3.2016, 16:00 Uhr)
„Überlegungen zu Josef Frank und against Design“

• Filmvorführung über die Wiener Werkbundsiedlung

• MAK on Tour Special: Führungen zur Villa Beer und zur Werkbundsiedlung – sind offenbar ausgebucht, aber es gibt sicher eine Warteliste und erfahrungsgemäß fällt immer jemand aus.

• Wie immer im MAK: Jeden Dienstag ab 18:00 Uhr ist der Eintritt frei (geöffnet bis 22:00 Uhr)

Der Katalog ist um 51,40 EUR leider kein Schnäppchen

Der Katalog ist um 51,40 EUR leider kein Schnäppchen

Empfehlung: 3,5* (0,5* sind der leichten Unübersichtlichkeit geschuldet)

http://www.mak.at/aktuell?set-ad=y&article_id=1419779770297

http://www.nextroom.at/building.php?id=2368

https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Czech

„Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut“ – mit Klischees wird in der neuen Franz Joseph-Biographie trotzdem aufgeräumt

Michaela und Karl Vocelka haben sich nach ihrem erfolgreichen Sisi-Buch nun ihren Ehemann, Kaiser Franz Joseph I., vorgenommen. Der Zeitpunkt der Erscheinung ist optimal gewählt, nächstes Jahr wird der 100. Todestag des Kaisers mit einer großen Ausstellung gleich an 4 Orten (Schloss Schönbrunn, Kaiserliche Wagenburg, Hofmobiliendepot und Schloss Niederweiden) begangen. Karl Vocelka ist hier übrigens als Kurator involviert.

Franz Joseph I.

Sisi

Gestern fand die Buchpräsentation statt und die Autoren gaben dabei Einblick in ihre Arbeitsweise ebenso wie in den Aufbau des Buches und die Probleme mit Quellenlage.

Michaela und Karl Vocelka

Michaela und Karl Vocelka

Das Historiker-Paar wollte den Menschen Franz Joseph in den Vordergrund stellen, weniger die politischen Aspekte und mehr den kulturgeschichtlichen Kontext. So entstand das Bild eines Mannes, das keine eindeutige Interpretation zulässt, sondern durch viele Brüche und Veränderungen im Laufe dieses langen Lebens gekennzeichnet ist. War seine Darstellung zu Lebzeiten durch die Zensur und bereits entstandene Klischees bestimmt, so setzte nach 1918 eine teils gnadenlose Abrechnung ein, die wiederum nicht der gesamten Persönlichkeit gerecht werden konnte. Spannend zu lesen, natürlich auch für Nichtfachleute geeignet!

Empfehlung: 4*

Michaela und Karl Vocelka

Michaela und Karl Vocelka

Michaela und Karl Vocelka, „Franz Joseph I: Kaiser von Österreich und König von Ungarn 1830-1916. Eine Biographie“, Verlag C.H.Beck 2015

Bis Sonntag, 22.11.2015, gibt es noch die Ö1-Sendung „Café Sonntag. Haus und Hof – Zu Gast bei Eva Rossmann sind Michaela und Karl Vocelka“ nachzuhören: http://oe1.orf.at/programm/420422
http://oe1.orf.at/konsole?show=ondemand

http://www.chbeck.de/Vocelka-Vocelka-Franz-Joseph-I-/productview.aspx?product=14915353

http://www.schoenbrunn.at/besucherinfo/sonderausstellung-2016.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Vocelka

Er geht der Ordnung der Dinge auf den Grund: Der Nummernspezialist Anton Tantner

Anton Tantner ist Historiker und hat sich im Laufe seines Forscherlebens auf einen höchst interessanten Aspekt der Kulturgeschichte spezialisiert: auf die Geschichte der Nummerierung, im Speziellen der Hausnummerierung. Dazu kommen verwandte Bereiche wie die Geschichte der Volkszählung und Registrierungs- und Indentifizierungstechniken.

Ballgasse 8, 1010 Wien

Ballgasse 8, 1010 Wien

Köllnerhofgasse 3, 1010 Wien

Köllnerhofgasse 3, 1010 Wien

Anlass für meinen Blogbeitrag ist eine „Hausnummernflanerie“, an der ich vor kurzem teilgenommen habe. Im Zuge eines vergnüglichen Stadtspazierganges durch Wien zeigt Tantner einer interessierten Zuhörerschaft kleine, oftmals übersehene Nummern, die – richtig interpretiert – ein ganzes Spektrum an Geschichten eröffnen.

Kohlmarkt, 1010 Wien

Kohlmarkt, 1010 Wien

Innerer Burghof, 1010 Wien

Innerer Burghof, 1010 Wien

In der im Internet zugänglichen „Galerie der Hausnummern“ können Adressen, Nummerierungen, Bilder und Hintergründe dazu abgerufen werden.

Kleeblattgasse, 1010 Wien

Kleeblattgasse, 1010 Wien

Kleeblattgasse 5, 1010 Wien

Kleeblattgasse 5, 1010 Wien

Steindlgasse 4, 1010 Wien

Steindlgasse 4, 1010 Wien

Steindlgasse 4, 1010 Wien

Steindlgasse 4, 1010 Wien

Ein gar nicht trockener Bereich der Geschichte, der auch für Laien spannende Aspekte bereithält!

Hausnummernflanerie

Hier eine Auswahl von Tantners Publikationen zum Thema:

  • House Numbers. Pictures of a Forgotten History. London (Reaktion Books), 2015
  • Die ersten Suchmaschinen. Adressbüros, Fragämter, Intelligenz-Comptoirs. Berlin (Wagenbach), 2015
  • Vor Google. Eine Mediengeschichte der Suchmaschine im analogen Zeitalter. Bielefeld (Transcript), 2012 (Hg. gemeinsam mit Thomas Brandstetter und Thomas Hübel)
  • Ordnung der Häuser, Beschreibung der Seelen – Hausnummerierung und Seelenkonskription in der Habsburgermonarchie (=Wiener Schriften zur Geschichte der Neuzeit; 4). Innsbruck/Wien/Bozen (Studienverlag), 2007
  • Die Hausnummer. Eine Geschichte von Ordnung und Unordnung. Marburg (Jonas Verlag), 2007

http://hausnummern.tantner.net/

http://tantner.net/

Josef Frank Special

Josef Frank, einem meiner Lieblingsdesigner, ist ein Winterschwerpunkt in Wien gewidmet.

Der 1885 in Baden bei Wien geborene Josef Frank zählt zu den bedeutendsten österreichischen Architekten des 20. Jahrhunderts, gemeinsam mit Oskar Wlach und Oskar Strnad gründete er ein Architekturbüro und war maßgeblich an der Entwicklung der Werkbundsiedlung in Wien beteiligt. Einen ebenso hohen Stellenwert nahm bei ihm die Einrichtungsgestaltung ein; seine Ideen konnten im von ihm gemeinsam mit Wlach eröffneten „Haus und Garten“ umgesetzt werden.

Neuankäufe im Hofmobiliendepot

Neuankäufe im Hofmobiliendepot

Frank zog bereits 1933 nach Schweden, wo er für Svenskt Tenn, einem Einrichtungs- und Designunternehmen aus Stockholm, Entwürfe lieferte. Wegen seiner jüdischen Herkunft arbeitete er zunächst auch in den USA und blieb nach dem Krieg schließlich ganz in Schweden.

Sein Einfluss auf die Moderne ist heute noch spürbar, wirken seine Arbeiten doch zeitlos schön, aber auch praktisch, und die Möbel und Stoffe sind nach wie vor ein Verkaufsrenner.

Sekretär "Jugend" aus der Wohnung Cohen (1927/1932)

Sekretär „Jugend“ aus der Wohnung Cohen (1927/1932)

Buchtipp
Den Beginn machte letzte Woche die Buchpräsentation von Marlene Ott-Wodni „Josef Frank 1885 – 1967. Raumgestaltung und Möbeldesign“. Wie der Titel schon sagt, beschäftigt sich die Kunsthistorikerin in erster Linie mit Franks Möbel- und Stoffentwürfen und liefert ein fast vollständiges Werkverzeichnis dazu. Zusätzlich bietet das Buch kulturgeschichtliche Einblicke in die Familiengeschichten der Auftraggeber, die zum Großteil untereinander verwandt oder zumindest bekannt waren.

Das neue Werkverzeichnis

Das neue Werkverzeichnis

Gleichzeitig wurden im Hofmobiliendepot die neuen Ankäufe gezeigt, und zwar die 1932 von Josef Frank für seine Mitarbeiterin Bettina Kerner und deren Mann Isidore Ezra Cohen entworfene und von „Haus und Garten“ ausgeführte Wohnungseinrichtung.

Ausstellung
Ab 16.12. verspricht die Ausstellung JOSEF FRANK: Against Design im MAK eine große umfassende Schau zu werden. Gastkurator Hermann Czech widmet sich „dem wegweisenden und vielfältigen Œuvre des Architekten in seiner gesamten Vielfalt“, also freue ich mich auf Architekturentwürfe, Gebautes, Möbel und Stoffe.

Josef Frank (1885-1967)

Josef Frank (1885-1967)

Svenskt Tenn in Wien
Parallel zur Ausstellung im MAK wird Svenskt Tenn mit einem temporären Verkaufslokal vertreten sein (in der Volksbank, Operngasse 8).

Man kann es mit den Mustern auch übertreiben: Svenskt Tenn in Stockholm

Man kann es mit den Mustern auch übertreiben: Svenskt Tenn in Stockholm

Svenskt Tenn in Stockholm

Svenskt Tenn in Stockholm

Die Preise bewegen sich vermutlich in denselben Dimensionen wie in Schweden, wo es für mich statt der erhofften Tischdecke schließlich nur Servietten wurden. Aber man kann auch …

Mit Josef-Frank-Design den Tisch decken
… wenn nur wenige Stücke vorhanden sind. Schaut doch nett aus, mein Tisch!

Tischdekoration mit Josef Frank

Tischdekoration mit Josef Frank

Servietten

Servietten

• Marlene Ott-Wodni „Josef Frank 1885 – 1967. Raumgestaltung und Möbeldesign“. Böhlau, 39,90 EUR
• Josef Frank. Against Design. Ausstellung im MAK, 16.12.2015-03.04.2016
• Svenskt Tenn in Wien: 25.11.2015-13.02.2016, in den Räumen der Volksbank, 1010 Wien, Operngasse 8.

https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Frank_%28Architekt%29

http://www.werkbundsiedlung-wien.at/de/architektinnen/josef-frank/

http://www.mak.at/jart/prj3/mak/main.jart?content-id=1343388632770&rel=de&article_id=1419779770297&event_id=1421423928998

http://www.hofmobiliendepot.at/ausstellung/lightopia.html

http://www.svenskttenn.se/

http://www.svenskttenn.se/sv-se/pages/article/stwien.aspx

http://svenskttennwien.com/

„Feeding the Planet – Energy for Life“ – die EXPO 2015 in Mailand

Über einen Monat ist noch Zeit, um die EXPO in Mailand zu besuchen. Im Herbst ist es vermutlich auch angenehmer als Anfang Juni, als ich dort war.

EXPO 2015

Es war mein erster Besuch bei einer EXPO, ich kann also keinen Vergleich mit anderen Veranstaltungen anstellen (Lissabon 1998, Hannover 2000). Ob es auch mein letzter Besuch war – wir werden sehen. Ich meine, man sollte einmal eine „Weltausstellung“ gesehen haben, v.a. wenn sie schon so nahe ist wie heuer in Oberitalien.

Das große Thema „Feeding the Planet – Energy for Life“ hört sich vielversprechend an und macht neugierig: auf die verschiedenen Pavillons, auf die unterschiedliche Herangehensweise der Länder, auf die gesamte Inszenierung.

Gleich vorweg: Es ist ein Riesenspektakel, das an 2 Tagen nicht zu schaffen ist. Da heißt es, fokussiert den Besuch planen und wirklich überlegen, was erwarte ich mir und was will ich dort. Einfach nur durchspazieren und alles auf sich einwirken lassen (dafür reicht ein Tag) oder sich doch mehr mit der Materie beschäftigen.

Den großen Vorwurf, dass zwar das Thema ambitioniert klingt und sich tatsächlich auch einige Länder Gedanken zu nachhaltiger Versorgung der Weltbevölkerung gemacht habe, man jedoch vor Großkonzernen wie McDonalds, Coca-Cola, Nestlé etc. in die Knie gegangen ist, vermutlich viel Sponsorgeld genommen hat und damit dem ungesunden Fast Food eine breite Bühne im Rahmen der EXPO geboten hat, kann ich bestätigen. Es ist leider ein ziemlicher Widerspruch.

Coca Cola - einer Hauptsponsoren

Coca Cola – einer der Hauptsponsoren

Vanke-Pavillon ( chinesisches Immobilienunternehmen), Architekt Daniel Libeskind

Vanke-Pavillon ( chinesisches Immobilienunternehmen), Architekt Daniel Libeskind

Die Länderpavillons einzeln zu beschreiben würde zu weit führen, abgesehen davon war ich gar nicht in allen drinnen. V. a. haben wir die ausgelassen, wo lange Schlangen eine Wartezeiten bis über 1 Stunde befürchten ließen (Italien!). Also einfach treiben lassen und schauen, wo gerade nicht viel los ist!

Lange Schlangen vor den Pavillons

Lange Schlangen vor den Pavillons

Österreich
Ich gebe zu, dass ich sehr skeptisch war, in erster Linie was die Thematik der Österreicher betrifft (breathe.austria), da es wenig mit Nahrung im herkömmlichen Sinn zu tun hat. Aber ich muss zugeben, dass ich mich wirklich geirrt habe: Der österreichische Pavillon sticht mit seiner schlichten eleganten Architektur heraus (Konzeption: interdisziplinäres Team aus TU Graz und BOKU Wien unter Klaus. K. Loenhart) – und die Idee dahinter ist wirklich genial! „Die Vegetation des Waldstücks besitzt eine gesamte Blattoberfläche bzw. Verdunstungsoberfläche von ca. 43.200 m² und erzeugt dabei 62,5 kg frischen Sauerstoff pro Stunde – den Bedarf für 1800 Personen – ein „Photosynthesekollektor“ also, der zur weltweiten Sauerstoffproduktion beiträgt. Dieser Effekt wird im Pavillon durch Verdunstungskühlung – aber ohne Klimageräte – technisch unterstützt. So kann das gefühlte Klima eines dichten Waldes aus Österreich mit vergleichsweise natürlichen Maßnahmen nachgestellt werden, das auf dem kühlenden Effekt der Evapo-Transpiration der Pflanzen beruht.“ (http://www.expoaustria.at/oesterreich-beitrag/pavillon/konzept.html). Die Wartezeit vor dem Pavillon zeigt, dass das Konzept auch von den Besuchern geschätzt wird.

Warteschlange vor dem Österreichischen Pavillon

Warteschlange vor dem österreichischen Pavillon

Österreich-Pavillon

Österreich-Pavillon

breathe.austria

breathe.austria

Durch den österreichischen Wald in Mailand

Durch den österreichischen Wald in Mailand

Deutschland
Deutschland geht sehr gründlich an das Thema heran. Ausgestattet mit einem interaktiven Board (nicht alle kapieren, wie es tatsächlich funktioniert) wird der Besucher durch den Pavillon geschickt. Das deutsche Team war offenbar sehr bemüht, nicht nur Fragen aufzuwerfen, sondern auch Lösungen bzw. Lösungsansätze aufzuzeigen. Der Pavillon geht sehr in die Tiefe der Thematik – das führt aber auch zu einer ziemlichen Textlastigkeit. Um alles zu lesen, auszuprobieren und anzuschauen, würde man mehrere Stunden brauchen.

interaktive Spielereien im deutschen Pavillon

Interaktive Spielereien im deutschen Pavillon

Wie muss ich das Ding halten?

Wie muss ich das Ding halten?

ein virtueller Einkauf

Ein virtueller Einkauf

Schweiz
Der Schweizer Pavillon steht unter dem Motto „Ce n’è per tutti?“ („Gibt es genug für alle?“) und präsentiert als Herzstück 4 hohe Türme, die mit Lebensmitteln und Wasserflaschen gefüllt sind. Jeder kann davon nehmen, soviel er möchte, allerdings muss man sich bewusst sein, dass die verfügbare Menge begrenzt ist und eventuell nicht bis zum Ende der EXPO reicht. Man kann somit mit dem eigenen Verantwortungsbewusstsein entscheiden, wie viel wie lange für die anderen übrig bleibt.

Die Türme des Schweizer Pavillons

Die Türme des Schweizer Pavillons

Nicht mehr alles da...

Nicht mehr alles da…

England
Einer der interessantesten Pavillons: Durch eine Wiesenlandschaft nähert man sich einer Art riesigem Drahtgeflecht, das einen Bienenstock simulieren soll – und tatsächlich summt und brummt es im Inneren.

Durch die Wiese zum englischen Pavillon

Durch die Wiese zum englischen Pavillon

Aus der Sicht der Bienen

Aus der Sicht der Bienen

Der Weg führt ins Innere des Bienenstocks

Der Weg führt ins Innere des Bienenstocks

Eine Skulptur - der englische Pavillon

Eine Skulptur – der englische Pavillon

Schöne Ausblicke auf die Wiese davor

Schöne Ausblicke auf die Wiese davor

Vatikan
Sehr schön, schlicht und mit einem beeindruckenden Raumerlebnis veranschaulicht der Pavillon des Vatikans die Themen „Nicht nur vom Brot allein“ und „Gib uns heute unser tägliches Brot“ mit einem Film und Installationen, die die Verschwendung von Nahrungsmitteln aufzeigen.

Der Pavillon des Vatikan

Der Pavillon des Vatikan

Durch den Eingangsschlitz dringt das Licht wie in einer Kathedrale ins Innere.

Durch den Eingangsschlitz dringt das Licht wie in einer Kathedrale ins Innere.

Filme und "Das letzte Abendmahl"

Filme und „Das letzte Abendmahl“

Sehr gut gemachte Präsentationen

Sehr gut gemachte Präsentationen

Monaco
Monaco kann bei der EXPO mit einem durchdachten Konzept aufwarten, das sowohl inhaltlich überzeugt als auch die Nachnutzung berücksichtigt: In einem aus Containern gebauten Pavillon steht das Meer als Nahrungsquelle im Mittelpunkt, sehr spannend aufbereitet, und das Ganze wandert nach Ende der Weltausstellung nach Burkina Faso, um dort als Rot Kreuz-Projekt weiter zu bestehen.

EXPO 2015 Mailand

Konstruktion aus Containern

Didaktisch ausgezeichnet aufbereitet: Der Pavillon von Monaco

Didaktisch ausgezeichnet aufbereitet: Der Pavillon von Monaco

Brasilien
In aufregender Architektur, mit einem riesigen begehbaren Netz, werden im brasilianischen Pavillon Informationen zu Landwirtschaft, Nahrungsproduktionssystemen und technologischen Lösungen gezeigt. Für mich besonders herausgestochen sind zudem die Qualität der grafischen Aufbereitung der Infos im Pavillon und die Kleidung des brasilianischen Mädchen am Stand.

Die Schlange stellt sich für das Netz an - der Pavillon kann ohne Wartezeit besucht werden!

Die Schlange stellt sich für das Netz an – der Pavillon selbst kann ohne Wartezeit besucht werden!

Im EG die Pflanzenwelt Brasiliens

Im EG die Pflanzenwelt Brasiliens

Das Netz ist eine Hetz für die Kinder!

Das Netz ist eine Hetz!

Der Künstler Laerte Ramos ließ sich für seine Hängeobjekte von der Architektur Oscar Niemeyers beeinflussen.

Der Künstler Laerte Ramos ließ sich für seine Hängeobjekte von der Architektur Oscar Niemeyers beeinflussen.

Einheitlich durchgestalteter Pavillon

Einheitlich durchgestalteter Pavillon

Grafisch gut und leicht verständlich aufbereitet

Grafisch gut und leicht verständlich aufbereitet

Die Bar im brasilianischen Pavillon

Die Bar im brasilianischen Pavillon

Fesche Mädchen, fesche Kleider!

Fesche Mädchen, fesche Kleider!

Kolumbien
Der kolumbianische Pavillon war einer der wenigen, für den wir uns angestellt haben – und die Warterei hat sich ausgezahlt. Gruppenweise wird man durchs Innere geschleust und bekommt eine beeindruckende Präsentation über die kolumbianische Vielfältigkeit der Landschaft und daher auch der Nahrungsmittel geboten.

Dall'inizio siamo stati un paese fortunato

„Dall’inizio siamo stati un paese fortunato“: Der kolumbianische Pavillon

Filmpräsentation auf kolumbianisch 1- muy bien

Filmpräsentation auf kolumbianisch 1- muy bien

Filmpräsentation auf kolumbianisch 2- muy bien

Filmpräsentation auf kolumbianisch 2- muy bien

Bahrain
Ohne großen Inhalt, aber mit wunderschöner Architektur zeigt sich der Pavillon von Bahrain. Man schlendert durch ganz schlichte Räume und durch Palmen- und Kakteengärten, erfreut sich an den Details und erlebt eine wunderbare Stille inmitten des ganzen EXPO-Trubels.

Eingang zum Bahrain-Pavillon

Eingang zum Bahrain-Pavillon

Eingang zum Bahrain-Pavillon - Deatil

Eingang zum Bahrain-Pavillon – Detail

Kakteengarten in Bahrain

Kakteengarten in Bahrain

Vereinigte Arabische Emirate
Dass Geld keine Rolle spielt zeigt sich beim Bau des Pavillons der V.A.E.. Norman Foster wurde als Architekt verpflichtet und er stellte einen imposanten Bau hin: Die Feinstruktur der zwölf Meter hohen Außenwände ähnelt einer vom Wind geriffelten Sanddüne – sehr elegant und sophisticated.

Der Pavillon der V.A.E. (Norman Foster) kann schon etwas.

Der Pavillon der V.A.E. (Norman Foster) kann schon etwas.

Fassadendetail

Fassadendetail

Nepal
Ob der Pavillon jetzt schon besetzt ist, weiß ich nicht. Anfang Juni war es ein Ort der Besinnung, der Trauer, aber auch der Solidarität – ein leerer Pavillon, der mit Hilfe anderer Länder fertiggebaut werden musste, da alle nach dem furchtbaren Erdbeben im April in Nepal nach Hause zurückfuhren.

Pavillon von Nepal

Pavillon von Nepal

Italien
Die Warteschlange war einfach zu jeder Zeit zu lang – ich hab’s nicht geschafft. Von außen ist der italienische Pavillon ein beeindruckendes Werk (Nemesi & Partners), mehr kann ich dazu leider nicht sagen.

Der italienische Pavillon von Nemesi&Partners

Der italienische Pavillon von Nemesi & Partners

EXPO 2015

Frankreich
Im französischen Pavillon hängt der Himmel voller Lebensmittel! Die Franzosen lassen ihre Spezialitäten – hübsch arrangiert – von der Decke hängen. Nett anzusehen, that’s it.

Durch Gemüse- und Kräutergarten gelangt man zum französischen Pavillon.

Durch Gemüse- und Kräutergarten gelangt man zum französischen Pavillon.

EXPO 2015

EXPO 2015

EXPO 2015

USA
Zuviel, zu wenig? Schwer zu sagen, mir scheint der amerikanische Pavillon in erster Linie für Kinder konzipiert, ist auch ok. Schön: Die seitliche Außenfassade besteht nur aus Salaten und Kräutern.

Der Eingang zum amerikanischen Pavillon

Der Eingang zum amerikanischen Pavillon

Fassade aus Salat

Fassade aus Salat

EXPO 2015

Future Food District
Eigentlich eine Enttäuschung: Unter diesem Titel erwarte ich mir auf einer EXPO etwas anderes als einen großen Supermarkt, der auch nicht anders funktioniert als jeder kleine Supermarkt. Die Informationen (Nährwerte, Allergene etc.) sind zwar auf digitalen Bildschirmen zu sehen, am Ende wird der Einkauf eingescannt, aber das war’s dann auch schon. In diesem Fall: Viel Lärm um nichts!

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Im Inneren leider eine Enttäuschung

Nicht viel Future...

Nicht viel Future…

EXPO 2015

EXPO 2015

 

Länder, die keinen eigenen Pavillon bauen konnten oder wollten, wurden – durchaus sinnvoll – zu 9 sogenannten „Clustern“ zusammengefasst, die sich hier in kleineren Einheiten zu bestimmten Themen (wie Reis, Kakao, Kaffee, Gewürze etc.) präsentieren konnten. Und hier ist dann einiges daneben gegangen! Ich habe mir lange den Kopf zerbrochen, warum das so sein muss. Dass ärmere Länder nicht groß aufgeigen, ist völlig klar, dass aber am Thema vorbei in gar nicht so wenigen dieser Cluster-Räume nichts außer buntem Kunsthandwerk und vielleicht ein paar Fremdenverkehrsplakate gezeigt werden, verstehe ich nicht. Kreative Köpfe gibt es in jedem Land, die mit wenig Budget tolle Ideen zeigen können – das ist keine Frage des Geldes. Oder wurde vielleicht Fördergeld in dubiosen afrikanischen Regierungen versenkt und gerade der Neffe des Präsidenten kann sich 6 schöne Monate in Mailand machen? Für mich ist diese Form der Darstellung sogar kontraproduktiv.

Kuba macht es gut: Der Auftritt besteht nur aus einer Rum-Bar!

Kuba macht es gut: Der Auftritt besteht nur aus einer Rum-Bar!

Von plötzlicher Tschingderassabum-Musik sollte man sich nicht irritieren lassen, dann zieht (wie in Disneyland) die Parade vorbei. Die Besetzung ist nicht ganz klar, neben Früchten und Gemüse hüpfen Heidifiguren und ??? herum. Ich hatte den Verdacht, dass diverse übriggebliebene Kostüme hier verwendet werden …

Die Parade fragwürdiger Gestalten zieht vorbei.

Die Parade fragwürdiger Gestalten zieht vorbei.

Ähnlich kitschig empfand ich die Standeln in der Mitte der Hauptstraße. Völlig unnötig, so, als hätte jemand Angst vor einer zu leeren Straßenmitte gehabt und Anleihen bei der Theaterrequisite oder der Grottenbahn genommen, um thematisch Lebensmitteln zu präsentieren (Käse, Schinken, Fisch, Wein … aus Pappmaché oder Plastik).

Eine Erwartung kann ich gleich zerstreuen: Obwohl man bei dem Generalthema Hunger bekommt und vielleicht auf Kostproben exotischer Speisen oder bekannter Nahrungsmittel in den Pavillons hofft – hier dürften sich die Gastronomie bzw. die Großkonzerne durchgesetzt haben, denn es gibt nicht ein einziges Stück zur Gratisverkostung, sondern alles nur gegen Cash.

Überhaupt die Gastronomie! Die meisten großen Pavillons bieten auch einen Gastronomiebereich an, mit unterschiedlicher Qualität. Lange Schlangen sah ich bei der argentinischen Grillerei (sicher ein gutes Zeichen), sehr entspannt und mit gutem Essen ging es in Qatar zu. Der Riesenbereich von Eataly, in dem alle 20 italienischen Regionen ihre lokalen Spezialitäten kochen, ist naja… Gut für einen kleinen Streifzug durch die italienische Küche, aber mühsam mit Aussuchen und Anstellen. Fürs Essen muss man definitiv nicht auf die EXPO kommen!

Steak-Essen in Argentinien

Steak-Essen in Argentinien

Pause in Qatar

Pause in Qatar

Schlicht und schön: Der Pavillon des Sudan

Schlicht und schön: Der Pavillon des Sudan

Der russische Pavillon spiegelt das Geschehen vor dem Eingan wider.

Der russische Pavillon spiegelt das Geschehen vor dem Eingang wider.

Qatar: Mit einem riesigen Lebensmittelkorb in der Mitte

Qatar: Mit einem riesigen Lebensmittelkorb in der Mitte

Oman: Wie eine Wüstenoase

Oman: Wie eine Wüstenoase

Futuristische Architektur (Italo Rota): Kuweit

Futuristische Architektur (Italo Rota): Kuweit

Ecuador überzeugt mit einem kanllbunten Pavillon

Ecuador überzeugt mit einem knallbunten Pavillon

Chinesischer Pavillon

Chinesischer Pavillon

Tango im argentinischen Pavillon

Tango im argentinischen Pavillon

 

Tipps:
– Anreise: Von Mailand aus wird zwar überall die Anfahrt mit der roten Metrolinie M1 vorgeschlagen, wesentlich schneller, bequemer und näher zum Eingang gelangt man jedoch mir der Schnellbahn S5 und S6 zum selben Preis (Abfahrt z.B. Repubblica oder Garibaldi).

– Die Tickets würde ich auf jeden Fall vorher im Internet buchen; für einen schnellen Überblick reicht das günstige Abendticket.

– Lange Fußmärsche einplanen, der Shuttle-Bus außen herum hat zumindest bei meinem Besuch nicht recht funktioniert.

– Ebenso lange Wartezeiten bei vielen Pavillons einplanen, manchmal wird es gegen Abend besser.

– Stationen mit Gratis-Trinkwasser sind über das Gelände verteilt, aus einem Hahn kommt stilles, aus dem anderen prickelndes kaltes Wasser.

– Sehr nett für einen Aperitvo mit Aussicht: die Martini-Bar im 1. Stock!

Aperitivo

Aperitivo

Martini Bar

Martini Bar

http://www.expo2015.org/it
http://www.nzz.ch/feuilleton/kunst_architektur/hightech-bienenstock-und-solar-baeume-1.18542955

Das Stadtpalais Liechtenstein in Wien

Vor zwei Jahren hat das Wiener Stadtpalais der Familie Liechtenstein nach jahrelanger aufwendiger Renovierung wieder geöffnet. Obwohl es längst kein Geheimtipp mehr ist, haben doch viele noch keinen Rundgang unternommen.

Stadtpalais Liechtenstein  Stadtpalais Liechtenstein

Es ist nicht möglich, einfach vorbeizukommen und eine Eintrittskarte zu lösen, sondern man kann nur im Rahmen einer Führung und gegen Voranmeldung die Prunkräume besichtigen.

Stadtpalais Liechtenstein  Stadtpalais Liechtenstein

Aber hallo! Diese Prunkräume haben es tatsächlich in sich. Eigentlich bin ja kein Fan von übertriebener Dekoration, aber hier ist es so speziell, dass man diesem Prunk auch eine gewisse Eleganz nicht absprechen kann.

Stadtpalais Liechtenstein  Stadtpalais Liechtenstein

Ich möchte hier nicht näher auf die Geschichte des Gebäudes und die massiven Kriegsschäden eingehen, auch nicht auf die beispiellose und kostenintensive Restaurierung oder auf die wertvolle Kunstsammlung des Fürsten, die in Teilen ausgestellt ist. Ich möchte vielmehr mit einigen Bildern Lust auf einen Besuch in diesem beeindruckenden Palais machen. Oder man lässt sich zu einem der Events in die Räumen einladen …

Stadtpalais Liechtenstein        Stadtpalais Liechtenstein

https://www.palaisliechtenstein.com/de/startseite.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Stadtpalais_Liechtenstein

Italienische Reise #5: Crespi d’Adda: Ein Geheimtipp in der Lombardei

Ungefähr auf halbem Weg zwischen Mailand und Bergamo stößt man auf ein Kleinod der Industriearchitektur und auf eine frühe „ideale“ Werkssiedlung für die Arbeiter: Crespi d’Adda, seit 1995 Weltkulturerbe der UNESCO.

Crespi d'Adda  Crespi d'Adda

Die Unternehmerfamilie Crespi gründete 1878 am Ufer des Flusses Adda eine Textilfabrik und begann den Ort nach den damaligen Idealvorstellungen für sich und die Mitarbeiter anzulegen: Neben den Fabriksgebäuden entstanden das Eigentümerschloß, Arbeiterhäuser mit kleinen Gärten, aufwendigere Häuser für die leitenden Angestellten, eine Kirche, Sozialräume, ein Waschhaus, Schule, Kindergarten und schließlich, etwas abgelegen, ein Friedhof. Somit schien das ganze Leben mit der Fabrik verbunden und der Unternehmer stellte die Infrastruktur sowohl für die Arbeit als auch für das Privatleben und die Freizeit zur Verfügung.

Crespi d'Adda  Crespi d'Adda

Obwohl Ende der 20er-Jahre der wirtschaftliche Niedergang einsetzte und die Fabrik schließlich 2003 endgültig gesperrt wurde, ist die gesamte Anlage bis heute nahezu unverändert erhalten. Ein Spaziergang durch den Ort lohnt sich auf jeden Fall, die Häuser sind nach wie vor bewohnt und in den letzten Jahren wurde mit der Renovierung der Fabrik und anderer Einrichtungen begonnen.

Crespi d'Adda  Crespi d'Adda

Abgesehen von den schönen Industriegebäuden aus dem 19. Jahrhundert fasziniert die Anlage einer Idealstadt oder, wie die UNESCO formulierte: „Ein außergewöhnliches Beispiel des Phänomens Arbeiterstadt, als vollständigstes und am besten erhaltenes in Südeuropa“.

Crespi d'Adda  Crespi d'Adda

 

Tipps:

  • Bester Aussichtspunkt über die Gesamtanlage: hinter der Kirche am Hügel gibt es ein Aussichtsbrücke mit Erklärungen
  • Wie kommt man hin? Autobahn Mailand – Bergamo, Ausfahrt Capriate, ab hier ist der Weg ausgeschildert.

Crespi d'Adda  Crespi d'Adda

Empfehlung: 4*

http://www.villaggiocrespi.it/