Alt und neu – so geht’s: Jabornegg & Pálffy. Architekturprojekte im historischen Kontext

Das Benediktinerstift Altenburg im niederösterreichischen Waldviertel wurde zwar im 12. Jahrhundert gegründet und in der Barockzeit prachtvoll ausgebaut. Dass man hier auch zeitgenössische Architektur zu Wort kommen lässt, ist seit den Um- und Zubauten durch das Büro Jabornegg & Pálffy offensichtlich. Und so werden die Altane und neu gestalteten Kellergeschosse nicht nur „Rahmen für die Ausstellung, sondern gleichsam auch selbst zum Objekt der vorgestellten Planungsmethode“.

Blick in die Krypta

Georg Kargl (Fine Arts) vor dem Modell seiner BOX

Georg Kargl BOX

Elegante Details am Boden im Untergeschoß

Es ist die erste ausführliche Werkschau in Österreich. Anhand einer großen Zahl an Modellen lassen sich die behutsamen Eingriffe in historische Bausubstanzen nachvollziehen, immer wird dem alten Bauwerk Respekt entgegengebracht, ohne die moderne Formensprache zu verstecken.

Man fragt sich natürlich, wo diese vielen großen Modelle aufbewahrt normalerweise werden. Antwort: In einem eigens angemieten Lager.

Neue Tribüne für den Salzburger Domplatz

Aktuelles Großprojekt ist der Umbau des österreichischen Parlaments, hier wünsche ich den beiden starke Nerven!

Parlament

Ausstellung in Stift Altenburg bis 26.10.2017

Empfehlung: 4*

http://www.stift-altenburg.at/kultur-tourismus/retroperspektive/

http://www.jabornegg-palffy.at

http://www.georgkargl.com/

https://de.wikipedia.org/wiki/Stift_Altenburg

Maria Theresia + Maria Theresia + Maria Theresia

Der Ausstellungsmarathon im Jubiläumsjahr geht weiter: Maria Theresia von allen Seiten.

Schloss Niederweiden: „Modernisierung und Reformen“

Als Teil der 4 großen Maria-Theresien-Ausstellungen werden im ehemaligen Jagdschloss die Reformen unter Maria Theresia dargestellt, ohne die unser heutiger Staatsapparat nicht vorstellbar wäre. Dazu gehören die Modernisierung der Verwaltung und des Steuerwesens, der Schulen und der Universitäten (z.B. Gründung Lehrschule zur Heilung der Viehkrankheiten, Vorläuferin der Veterinärmedizinischen Universität  Wien). Aber auch ihrem Verhältnis zu den Ideen der Aufklärung wird nachgegangen und wieso die strengkatholische Maria Theresia den Jesuitenorden auflösen ließ. Dazu kommen in Kurzporträts auch die Männer, die die Herrscherin bei diesen Reformen unterstützten, zu Ehren.

Ein rekonstruiertes Klassenzimmer gefällt immer 🙂

Johann Baptist v. Lampi, Porträt von Joseph von Sonnenfels, eines wichtigen Beraters Maria Theresias

Das entzückende barocke Schlösschen mit seinen Chinazimmern und der exotischen Ausgestaltung ist den Besuch auf jeden Fall wert.

Festsaal © SKB

Bis 29.11.2017

Empfehlung: 4*

http://www.mariatheresia2017.at/themen-standorte/schloss-niederweiden/

https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Niederweiden

 

Schloss Hof: „Bündnisse und Feindschaften“

Wenige Minuten von Niederweiden entfernt liegt der große Komplex von Schloss Hof, mit dem Schwerpunkt auf Maria Theresias außenpolitischen Erfolgen und Misserfolgen.

Kurator Karl Vocelka

Unbekannter Künstler, Maria Theresia und Franz Stephan als Brautpaar

Gleich zu Beginn ihrer Regierungszeit sah sie sich ja in den österreichischen Erbfolgekriegen mit halb Europa konfrontiert. Nach einem „renversement des alliances“  standen sich im Siebenjährigen Krieg neue Feinde und Verbündete gegenüber. Die langen Kriegsjahre bedeuteten für große Teile der Bevölkerung auch Not und Elend – neben militärischen Siegen und glanzvollen Feldherren bekommt dieser Aspekt in der Ausstellung ebenfalls seinen Raum.

Tausende Soldaten kämpften in den Kriegen des 18. Jahrhunderts – ganz klein am oberen Bildrand in Schlachtaufstellung.

Carl von Blaas, Erste Verleihung des Militär-Maria-Theresien-Ordens 1758 (Entwurf zu den Fresken in der Ruhmeshalle im Wiener Heeresgeschichtlichen Museum)

Bis 29.11.2017

Empfehlung: 4*

http://www.mariatheresia2017.at/themen-standorte/schloss-hof/

https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Hof

 

Unteres Belvedere: „Maria Theresia und die Kunst“

Auch das Belvedere kann Maria Theresias 300. Geburtstag nicht tatenlos vorübergehen lassen und hat kürzlich die Jubiläums-Ausstellung eröffnet. Und hier schließt sich der Kreis zu den vorigen beiden Ausstellungen, denn Maria Theresia hatte Schloss Belvedere  Prinz Eugens Erbin abgekauft und gemeinsam mit ihrem Sohn Joseph II. darin die erste öffentliche Präsentation der kaiserlichen Sammlungen veranlasst.

Friedrich Heinrich Füger, Kaiserin Maria Theresia im Kreise ihrer Kinder, 1776
© Belvedere

Hier geht es rein kunstgeschichtlich zu, aber das soll niemanden abschrecken. Wer sich mit (spät)barocker Kunst etwas schwerer tut, sollte sich einer Führung anschließen – im Idealfall mit dem Kurator Georg Lechner.

Kurator Georg Lechner bei der Eröffnung

Im ersten Raum fühlt man sich zwar gleich etwas erschlagen von einer Fülle an riesigen Herrscherporträts. Allerdings hatte die Porträtmalerei  zu dieser Zeit eine wichtige, hochpolitische Funktion, ebenso wie die Porträtplastik und schließlich auch die Freskenmalerei (die selbst in Kirchen oft dazu diente, den Ruhm des Hauses Habsburg darzustellen). Weiter geht es dann mit Familienporträts, Landschaftsmalerei, den Entwürfen zum Doppelsarkophag in der Kapuzinergruft und Skulpturen. Wirklich gut aufbereitet und beschriftet, sodass es eine Freude ist, durch die Kunstwerke zu spazieren.

Franz Xaver Messerschmidt, Maria Theresia, 1760 © Belvedere

Dass Maria Theresia in Kunstdingen gar nicht so altmodisch war, wie man vielleicht denken würde, kommt in der Ausstellung gut heraus. Zum Teil ist das auch der Tatsache geschuldet, dass aus Geldmangel keine teuren alten Meister angeschafft werden konnten und daher zeitgenössische Künstler beauftragt wurden …

Jean-Baptiste Pillement, aus einer serie von 18 Pastellen für das Schloss Laxenburg

Der Katalog um 34 EUR, der zwar außen flott ausschaut und inhaltlich top ist, innen aber ein unsägliches Layout hat – leider scheint das bei Ausstellungskatalogen immer mehr in Mode zu kommen.

30.06.2017 bis 05.11.2017

Empfehlung: 4*

https://www.belvedere.at/maria-theresia

Puppen und Toleranz: Lessings „Nathan der Weise“ im Volkstheater in Wien

Der vielseitige Regisseur Nikolaus Habjan, in erster Linie als Puppenspieler bekannt, hat sich Gotthold Ephraim Lessings Aufklärungsstück „Nathan der Weise“ vorgenommen und im Volkstheater inszeniert.

Da die Auftraggeber Habjan mitsamt seiner Puppen „gebucht“ hatten, er jedoch diese Art der Umsetzung nach intensiver Beschäftigung mit dem Stück nicht mehr wollte, griff er zu einem Trick: Der Jude Nathan bekam ein Alter Ego (eine Puppe), mit dem er hadernd in Zwiesprache treten und seine Gedanken darstellen kann. Günter Franzmeier als Nathan finde ich übrigens ausgezeichnet.

Nathan (Günter Franzmeier) mit seinem anderen Ich © http://www.lupispuma.com / Volkstheater

Im Stück geht es ja um Toleranz zwischen den drei großen Religionen Christentum, Judentum und Islam, das in der berühmten Ringparabel die Quintessenz zusammenfasst: Alle Religionen sind gleich viel wert. Ein hochaktuelles Thema, das durch Bühnenbild und Kostüme in die Gegenwart versetzt wird. Gerade das Bühnenbild, eine Drehbühne mit rauchenden Ruinen, hätte für meinen Geschmack reduzierter sein können.

Nathan (Günter Franzmeier, l.) erzählt Sultan Saladin (Gábor Biedermann, r.) die Ringparabel © http://www.lupispuma.com / Volkstheater

Gut, dass viele Jugendliche an diesem Abend im (ausverkauften) Theater saßen, denn damit sind zwei Fliegen mit einem Streich erledigt. Zum einen können sie über ein mehr als 200 Jahre altes Stück und dessen Aussagen zum friedlichen Nebeneinander nachdenken, zum anderen wird ein Klassiker der deutschen Literatur so aufgeführt, dass ihnen nicht Theaterbesuche für die Zukunft verleidet werden.

Empfehlung: 4*

https://de.wikipedia.org/wiki/Nathan_der_Weise

http://www.volkstheater.at/stueck/nathan-der-weise/

https://www.nikolaushabjan.com/

Ein Strawinsky-Abend in der Volksoper mit 3 Ballettstücken

Kurz hintereinander habe ich die drei bekanntesten Strawinsky-Ballette gesehen: „Sacre du printemps“ im März und nun „Petruschka“ und „Feuervogel“ in der Volksoper – wirklich eine Freude!

Ergänzt wird der Ballettabend in der Volksoper durch „Movements to Strawinski“, einer eleganten Choreographie (András Lukács), in der die Tänzer und Tänzerinnen in schwarz-weißen Kostümen in Gruppen, alleine, zu zweit tanzen. Sehr schön, sehr stimmungsvoll.

„Movements to Strawinsky“

„Movements to Strawinsky“

Davor „Petruschka“, wo vom ursprünglichen Inhalt eigentlich nichts mehr außer der Charaktere übrigbleibt. Durchaus legitim und interessant, mich hat es in dieser Umsetzung aber weniger überzeugt, sowohl was die Choreographie (Eno Peci) als auch die Geschichte selbst betrifft, die mir doch recht willkürlich vorkam.

Davide Dato in „Petruschka“ – © Wiener Staatsballett/Ashley Taylor

Ganz anders ging es da dem „Feuervogel“, der zwar auch aus der russischen Märchenwelt hinausflog, bei dem aber die Transferierung in eine heutige Konsumwelt grandios und sehr humorvoll gelungen ist (Choreographie Andrey Kaydanovskiy).

„Der Feuervogel“, mit Dirigent David Levi

Davide Dato glänzt als Petruschka und als Feuervogel, Rebecca Horner als böse Schuldirektorin und Vasilissa. Und zu recht großer Applaus für das gesamte Ensemble!

Empfehlung: 4*

https://www.volksoper.at/produktion/der-feuervogel-petruschka-movements-to-stravinsky-2017.de.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Petruschka_(Ballett)

https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Feuervogel

https://de.wikipedia.org/wiki/Igor_Strawinsky

Festvorstellung für Peter Matić

Ich selbst konnte an diesem Termin nicht ins Theater gehen, habe mir aber aus verläßlicher Quelle berichten lassen, dass

  1. das Stück „Liebesgeschichten und Heiratssachen“ von Johann Nestroy sehr sehenswert ist und
  2. die Ehrung von Peter Matić nach der Vorstellung durch Direktion und Kollegen auf der Bühne anläßlich seines 80. (!) Geburtstages feierlich und berührend war.

Neben Theater und Film ist seine Stimme vor allem durch die Synchronisation von Ben Kingsley bekannt.

Hier seine Dankesrede:

https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Mati%C4%87

https://www.burgtheater.at/Content.Node2/home/spielplan/event_detailansicht.at.php?eventid=967958178

Neues aus Berlin, Teil 5: Das Lutherjahr in der deutschen Hauptstadt

500 Jahre Reformation machen sich auch in Berlin bemerkbar. Anlässlich des Lutherjahres bietet die Hauptstadt eine ganze Reihe an Veranstaltungen und Ausstellungen an.

Hagel, Regen, Eiseskälte in Berlin über die Osterfeiertage – da bleibt ja fast nur der Weg ins Museum. Die Wahl fiel auf den Martin-Gropius-Bau, das frühere Kunstgewerbemuseum (das sowohl von der inhaltlichen Ausrichtung als auch dem architektonischen Stil dem Wiener Museum für Angewandte Kunst sehr ähnlich war/ist). Das Deutsche Historische Museum zeigt dort eine große Sonderausstellung zum Reformationsjubiläum: „Der Luthereffekt. 500 Jahre Protestantismus in der Welt“. Die beiden Partnerausstellungen „Luther und die Deutschen“ und „Luther! 95 Schätze – 95 Menschen“ sind vom 4. Mai auf der Wartburg in Eisenach beziehungsweise ab 13. Mai im Wittenberger Lutherhaus zu sehen.

Licht- und Klanginstallation von Hans Peter Kuhn am Beginn der Ausstellung

Im Gropiusbau werden exemplarisch vier Länder herausgestellt und die vielfältigen Ausprägungen des Protestantismus thematisiert: Schweden, USA, Korea und Tansania. Dass der Zugang zur Religion durch die unterschiedlichen kulturellen Ausgangslagen sehr verschieden ist, dass auch das Konfliktpotenzial im Spannungsfeld Religion – Kultur – Politik ein völlig anderes ist, wird sehr gut herausgearbeitet. Und nicht zuletzt: Wo stehen die protestantischen Kirchen auf den vier Kontinenten heute? Und was verbindet sie überhaupt noch?

Die Beschriftungen und Saaltexte sind gut, ein kleines Heft mit Erklärungen zu allen Objekten bekommt man auch dazu und wer noch mehr erfahren möchte, ist mit dem Audioguide gut beraten, der zusätzlich vertiefende Informationen liefert.

Eindeutig für schöneres Wetter eignet sich „Das Paradies ist überall“ – eine Open-Air-Ausstellung zwischen Ostern und Pfingsten (16. April – 04. Juni2017) an mehr als 70 Orten in der ganzen Stadt. Rote Tore zeigen, wo ein solcher Ort ist und wo, passend zur Umgebung, zu einer Entdeckungsreise zu „kleinen Paradiesen“ eingeladen wird.

„Luther und die Avantgarde“ verspricht ebenfalls eine interessante Auseinandersetzung mit dem Reformationsjubiläum zu werden. Ab 19. Mai, wiederum an drei Orten (im ehemaligen Gefängnis in der Lutherstadt Wittenberg, in der Karlskirche in Kassel und in der St. Matthäus-Kirche in Berlin), zeigen mehr als 65 zeitgenössische Künstler ihre Arbeiten, darunter z.B. Ai Weiwei und Gilbert & George.

Weiter Informationen zu Konzerten und anderen Ausstellungen: https://www.berlin.de/kultur-und-tickets/tipps/martin-luther-reformationsjubilaeum/

https://www.dhm.de/ausstellungen/der-luthereffekt.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Martin-Gropius-Bau

http://luther-avantgarde.de/r2017/

Fresh look at the old ring – Wagners „Ring des Nibelungen“ neu zusammengestellt

In der nächsten Saison steht im Theater an der Wien eine völlig neue Interpretation von Richard Wagners Vierteiler „Ring des Nibelungen“ auf dem Programm. Aus den vier Teilen wird eine Trilogie, in der, jeweils ausgehend von Siegfrieds Tod, die Geschichte aus Sicht von Hagen, Siegfried und Brünnhilde geschildert wird. An drei aufeinanderfolgenden Abenden – hört sich doch sehr spannend an! Bis 31. Mai gibt es noch 30% Ermäßigung auf die Abos der kommenden Spielzeit.

© Theater an der Wien

„Sein Opus magnum, die Ring-Tetralogie, hat Richard Wagner ganze 26 Jahre seines Lebens beschäftigt, gemartert und enthusiasmiert: Vom ersten Entwurf eines Siegfried-Dramas mit dem Titel Siegfrieds Tod im Revolutionsjahr 1848 bis zur Vollendung der Götterdämmerung-Partitur 1874 verging – wenn auch mit beträchtlichen Unterbrechungen – ein Vierteljahrhundert. Wagner hat seine Nibelungen-Erzählung also kurioserweise vom Ende her begonnen, dem dann immer mehr notwendige Vorgeschichte bis hin zum Rheingold zugewachsten ist. Kein Wunder, dass bei dieser langwierigen, mäandernden Entstehung Sprünge, Brüche und Lücken im komplexen Handlungsgewebe auftauchen, die viel Raum für Interpretation lassen. Der Ring ist Weltendrama, Menschheitsgeschichte und Kapitalismuskritik; er erzählt von Machthunger und Machtmissbrauch, von Geldgier, Zerstörungslust und vom ewigen Kreislauf der Gewalt sowie nicht zuletzt von einer Familientragödie, welche die Geschichte dreier Generationen umspannt.

Die Ring-Trilogie, die eigens für das Theater an der Wien entwickelt wurde, geht der Frage nach, wie Handeln und Schuld der Großvätergeneration, sprich Wotan und Alberich, das Leben der folgenden Generationen – auf politischer wie privater Ebene – bestimmt; wie die Jüngeren den Folgen dieser Taten nicht entkommen, auch wenn sie sich verzweifelt dagegen stemmen und aufbegehren; wie sie sich umso mehr verstricken, je mehr sie kämpfen. Deshalb wagt diese Ring-Version etwas völlig Neues: Um die Geschichte des Rings aus der Perspektive der Jüngeren zu erzählen, so dass Hagen, Siegfried und Brünnhilde ins Zentrum rücken, wurden einige Szenen gestrichen und andere Teile des Rings neu zusammengesetzt. Jeder Abend beginnt – wie ursprünglich bei Wagner selbst – mit der finalen Katastrophe, dem Mord an Siegfried, um anschließend in die Erinnerungen der verschiedenen Figuren einzutauchen.“ (Text Theater an der Wien)

https://www.theater-wien.at/de/programm/production/765/Hagen

https://www.theater-wien.at/de/programm/production/766/Siegfried

https://www.theater-wien.at/de/programm/production/767/Bruennhilde

Zwischen Tragik und Komik – Ballett „Carmen“ des Norwegischen Nationalballetts

Das Norwegische Nationalballet gastierte gerade im Theater an der Wien mit zwei Produktionen, „Gespenster“ nach Henrik Ibsens Drama und „Carmen“ nach Georges Bizets Oper.

Ballett der Toreros

Bizets Musik und die Geschichte von Prosper Mérimée eignen sich wirklich gut für eine Ballett-Adaption, es ist ja alles da, was man braucht: Liebe und Eifersucht, Stierkampf und Ohrwürmer, Sevilla und  Schmugglerbande.

Und wenn Escamillo als eitler Torero durch die Gegend stolziert (oder tanzt), kommt auch der Humor nicht zu kurz. Dennoch wird es am Ende wirklich packend, wenn Carmen fliehen will, doch ihrem verschmähten Liebhaber Don José nicht entkommen kann und er sie schließlich tötet.

Vor allem Julie Gardette als Carmen hat mich begeistert, sie schafft sowohl die erotische Verführerin glaubhaft darzustellen als auch letztlich ihr Ende als Anhängsel Escamillos, auf den sie dennoch nicht verzichten will.

In der Choreographie des Engländers Liam Scarlett wechseln schöne Gruppenszenen (mit hässlichen Kostümen für die Damen) und Pas de Deux ab, die aber leider manchmal kein wirklicher gemeinsamer Tanz sind, sondern in denen die Tänzerin von ihrem Partner hauptsächlich herumgetragen wird. Dennoch ein wirklich abwechslungsreicher Ballettabend!

 

https://www.theater-wien.at/de/programm/production/218/Carmen-Ballett

http://operaen.no/en/About-DNOB/Norwegian-National-Ballet/

Sing-Along Opera – ein heißer Tipp für alle, die gerne singen

Eine wirkliche Hetz: Sing-Along Opera im Konzerthaus! Ich war das erste Mal, aber definitiv nicht das letzte Mal dabei.

zunächst wird alles gemeinsam einstudiert, mit Gerald Wirth

Der Mozartsaal im Wiener Konzerthaus ist bummvoll, die Stimmung ausgezeichnet. Zwei Reihen werden von Profis besetzt, nämlich von Mitgliedern der Wiener Singakademie, die den amateurhaften Rest „mittragen“.

Keine Angst, man muss nicht schön singen können! Die einzelnen Stücke werden gemeinsam einstudiert, wunderbar geleitet von Gerald Wirth, künstlerischer Leiter und Präsident der Wiener Sängerknaben, und unterstützt von einem 5-köpfigen Orchester. Und ein Heft mit Noten und Texten bekommt man auch dazu.

Und was wird so gesungen?

  • Habanera („Carmen)
  • La donna è mobile („Rigoletto“)
  • O du, mein holder Abendstern („Tannhäuser“)
  • Barcarole („Hoffmanns Erzählungen“)
  • Treuliche geführt ziehet dahin („Lohengrin“)
  • Va, pensiero („Nabucco“)

Beim nächsten Termin am 21.10.2017, 17:00 Uhr, wieder im Mozartsaal, heißt es: „Sing-Along Around the world“.

Empfehlung: 4*

https://www.konzerthaus.at/konzert/eventid/53835

http://www.wienersingakademie.at/de/startseite/

 

Im Schnelldurchlauf durch die griechische Mythologie – die „Orestie“ von Aischylos im Burgtheater

Dafür, dass ich mir einmal das ganze Stück (in drei Teilen) an einem Nachmittag und zwei Abenden zu Gemüte führte, war der Abend im Burgtheater, wo seit kurzem wieder die griechische Tragödie  „Orestie“ von Aischylos auf dem Programm steht, trotz Mord und Totschlag richtig entspannend . Zwei Stunden und ein bisschen, auf diese Länge wurde der Text zusammengestrichen. Sozusagen eine schnelle Nachhilfe in Sachen griechischer Mythologie. Konzentration auf den Text ist aber ein Muss, sonst kippt man aus dem Geschehen und verliert den Faden.

Der Chor, die Erinyen, schließlich die Eumeniden

© Reinhard Werner

Denn die Geschichte von Agamemnon und seiner Rückkehr aus dem Trojanischen Krieg, von seiner Frau Klytaimnestra, die sich in der Zwischenzeit mit Aigisthos Bett und Herrschaft teilt, und der Rache ihrer Kinder Orest und Elektra muss zu Beginn einmal vom Chor erzählt und aufbereitet werden.

Der Chor besteht am Burgtheater aus sieben Frauen (Caroline Peters, Maria Happel, Andrea Wenzl, Barbara Petritsch, Aenne Schwarz, Sarah Viktoria Frankl und Irina Sulaver), kaum zu unterscheiden in den weißen Lumpen und Masken. Zusätzlich schlüpft jede von ihnen noch in eine der wichtigsten Rollen der Tragödie. Eine großartige Leistung, auch wenn die Exaktheit des Chores im Laufe der Aufführung etwas nachlässt, denn der Text ist eben kein einfacher.

Stimmig: Ein sparsames Bühnenbild, über das sich nur beim Morden ein regelrechter Blutfluss ergießt. Oder beim triumphalen Einzug Agamemnons eine purpurne Schleppe legt.

Das Ende weist mit dem Auftritt der Athene in eine zivilisiertere Zukunft, wo nicht mehr persönliche Rache, sondern geordnete Rechtsprechung über Schuld oder Unschuld entscheiden.

so bunt wird es erst ganz am Ende

Regisseur Antú Romero Nunes hat durchaus gute Arbeit geleistet, die Figuren mit einigen Überraschungsmomenten spannend geführt, und wer weiß, wieviele Leute sich das Stück in voller (oder auch nur halber) Länge wirklich anschauen würden.

Empfehlung: 3*

https://www.burgtheater.at/Content.Node2/home/spielplan/event_detailansicht.at.php?eventid=967951884

https://de.wikipedia.org/wiki/Orestie