Passend zu Allerheiligen und Allerseelen …

Friedhöfe. Wenn man nicht bei einem Begräbnis dabei ist, sind sie ein spannender Ort zur Erkundung der lokalen Kultur, ein Blick in fremde Familiengeschichten oder einfach ein schönes Ziel für einen Spaziergang.

Schöne Spazierwege am Zentralfriedhof

Schöne Spazierwege am Zentralfriedhof

Lokale Eigenheiten lassen sich auf Friedhöfen besonders gut finden. Wenn möglich, mache ich in einer anderen Stadt, einem anderen Ort gerne einen Abstecher auf den Friedhof. Was gibt es nicht für Unterschiede: Aufwändige Blumenarrangements gegen Plastikblumen, glatte pflegeleichte Steinplatten gegen pflegeintensive Beete, Skulpturen und Mausoleen gegen einfache Holzkreuze.

Hier einige Impressionen des letzten Jahres.

Der Wiener Zentralfriedhof ist natürlich unglaublich reich an Fotomotiven und wunderschönen Grabskulpturen der letzten hundert Jahre .

Eine nach unten gerichtete Fackel mit erlöschender Flamme des Todesgottes Thanatos gilt als Symbol des erlöschenden Lebens (Zentralfriedhof)

Eine nach unten gerichtete Fackel mit erlöschender Flamme des Todesgottes Thanatos gilt als Symbol des erlöschenden Lebens (Zentralfriedhof)

Auch hier die erlöschende Flamme des Todesengels (Zentralfriedhof)

Auch hier die erlöschende Flamme des Todesengels (Zentralfriedhof)

Zentralfriedhof

Zentralfriedhof

Fast ein maurisches Schlößchen (Zentralfriedhof)

Fast ein maurisches Schlößchen (Zentralfriedhof)

Zentralfriedhof

Zentralfriedhof

Der Friedhof ist aber auch ein permanentes Mahnmal, wie mit den jüdischen Mitbürgern im 3. Reich umgegangen wurde: Der Alte jüdische Friedhof mag zwar einen romantisch verwunschenen Eindruck erwecken, tatsächlich ist es eine Schande, dass die Anlage und die Gräber, die niemand mehr pflegen kann, in solch einem Zustand sind.

Zentralfriedhof (Alter jüdischer Friedhof)

Zentralfriedhof, Alter jüdischer Friedhof

Zentralfriedhof (Alter jüdischer Friedhof)

Zentralfriedhof, Alter jüdischer Friedhof

Zentralfriedhof (Alter jüdischer Friedhof)

Zentralfriedhof, Alter jüdischer Friedhof

Zentralfriedhof (Alter jüdischer Friedhof)

Zentralfriedhof, Alter jüdischer Friedhof

Seit 10 Jahren hat auch die buddhistische Gemeinde ihren eigenen Bereich, mit einer Stupa im Zentrum der Anlage, Gebetsfahnen und Räucherstäbchen.

Zentralfriedhof, Buddhistischer Friedhof

Zentralfriedhof, Buddhistischer Friedhof

Über Geschmack läßt sich ja nicht streiten, das gilt auch am Friedhof ... (Zentralfriedhof)

Über Geschmack läßt sich ja nicht streiten, das gilt auch am Friedhof … (Zentralfriedhof)

Ein sehr romantischer Friedhof (ich habe nur Bilder vom Frühjahr): Der St. Marxer Friedhof.

Das Grab von Josef Kornhäus(e)l, St. Marxer Friedhof

Das Grab von Josef Kornhäus(e)l, St. Marxer Friedhof

Bürgerlicher Kanalräumer, St. Marxer Friedhof

Bürgerlicher Kanalräumer, St. Marxer Friedhof

St. Marxer Friedhof

St. Marxer Friedhof

St. Marxer Friedhof

St. Marxer Friedhof

Friedhof mit Aussicht aufs Meer:

Friedhof mit Aussicht auf Kaprije (Kroatien)

Friedhof mit Aussicht auf Kaprije (Kroatien)

Seit einigen Jahren beobachte ich eine „Dekorierung“ der Gräber, die leider um sich greift und sich – glaube ich – vom Süden her ausbreitet. Zumindest ist es mir das erste Mal auf einem Friedhof in Kärnten vor ca. 10 Jahren aufgefallen und die Sache ist scheinbar nicht mehr zu stoppen: Die extrakitschigen kleinen Gipsfiguren, die sich auf den Gräbern an den unmöglichsten Stellen niederlassen und laufend vermehren.

Friedhof Obermillstatt

Friedhof Obermillstatt

Friedhof Obermillstatt

Friedhof Obermillstatt

Friedhof Obermillstatt

Friedhof Obermillstatt

Friedhof Obermillstatt

Friedhof Obermillstatt

Friedhof Obermillstatt

Friedhof Obermillstatt

Friedhof Obermillstatt

Friedhof Obermillstatt

Friedhof Obermillstatt

Friedhof Obermillstatt

http://www.friedhoefewien.at/eportal2/ep/channelView.do/pageTypeId/75472/channelId/-54304

https://www.wien.gv.at/umwelt/parks/anlagen/friedhof-st-marx.html

 

Er geht der Ordnung der Dinge auf den Grund: Der Nummernspezialist Anton Tantner

Anton Tantner ist Historiker und hat sich im Laufe seines Forscherlebens auf einen höchst interessanten Aspekt der Kulturgeschichte spezialisiert: auf die Geschichte der Nummerierung, im Speziellen der Hausnummerierung. Dazu kommen verwandte Bereiche wie die Geschichte der Volkszählung und Registrierungs- und Indentifizierungstechniken.

Ballgasse 8, 1010 Wien

Ballgasse 8, 1010 Wien

Köllnerhofgasse 3, 1010 Wien

Köllnerhofgasse 3, 1010 Wien

Anlass für meinen Blogbeitrag ist eine „Hausnummernflanerie“, an der ich vor kurzem teilgenommen habe. Im Zuge eines vergnüglichen Stadtspazierganges durch Wien zeigt Tantner einer interessierten Zuhörerschaft kleine, oftmals übersehene Nummern, die – richtig interpretiert – ein ganzes Spektrum an Geschichten eröffnen.

Kohlmarkt, 1010 Wien

Kohlmarkt, 1010 Wien

Innerer Burghof, 1010 Wien

Innerer Burghof, 1010 Wien

In der im Internet zugänglichen „Galerie der Hausnummern“ können Adressen, Nummerierungen, Bilder und Hintergründe dazu abgerufen werden.

Kleeblattgasse, 1010 Wien

Kleeblattgasse, 1010 Wien

Kleeblattgasse 5, 1010 Wien

Kleeblattgasse 5, 1010 Wien

Steindlgasse 4, 1010 Wien

Steindlgasse 4, 1010 Wien

Steindlgasse 4, 1010 Wien

Steindlgasse 4, 1010 Wien

Ein gar nicht trockener Bereich der Geschichte, der auch für Laien spannende Aspekte bereithält!

Hausnummernflanerie

Hier eine Auswahl von Tantners Publikationen zum Thema:

  • House Numbers. Pictures of a Forgotten History. London (Reaktion Books), 2015
  • Die ersten Suchmaschinen. Adressbüros, Fragämter, Intelligenz-Comptoirs. Berlin (Wagenbach), 2015
  • Vor Google. Eine Mediengeschichte der Suchmaschine im analogen Zeitalter. Bielefeld (Transcript), 2012 (Hg. gemeinsam mit Thomas Brandstetter und Thomas Hübel)
  • Ordnung der Häuser, Beschreibung der Seelen – Hausnummerierung und Seelenkonskription in der Habsburgermonarchie (=Wiener Schriften zur Geschichte der Neuzeit; 4). Innsbruck/Wien/Bozen (Studienverlag), 2007
  • Die Hausnummer. Eine Geschichte von Ordnung und Unordnung. Marburg (Jonas Verlag), 2007

http://hausnummern.tantner.net/

http://tantner.net/

Der Erfolg ist programmiert: „Klimt/Schiele/Kokoschka und die Frauen“ im Unteren Belvedere

Die Massen drängten sich bei der Eröffnung letzte Woche hauptsächlich um die Sektbar und so stand einer ersten (trotzdem zu oberflächlichen) Besichtigung der neuen Ausstellung im Unteren Belvedere relativ wenig im Wege.

Gustav Klimt, Die drei Lebensalter der Frau, 1905 (Galleria Nazionale d'Arte Moderna e Comtemporanea, Rom)

Gustav Klimt, Die drei Lebensalter der Frau, 1905 (Galleria Nazionale d’Arte Moderna e Comtemporanea, Rom)

„Klimt/Schiele/Kokoschka und die Frauen“ schlägt ein Kapitel der österreichischen Kunstgeschichte auf, das lange durch die optisch „schönen“, reichlich ornamentierten Klimt-Bilder, die immer höheren internationalen Preise für Schieles und die Restitutionsprobleme vieler dieser Werke etwas verstellt war und nicht in die Tiefe gehend dargestellt wurde.

"Die Mehrzahl unserer Mädchen wird erzogen, damit sie in Gesellschaft gefallen und einmal einen Mann bekommen" (Marianne hainisch, Gründerin der österreichischen Frauenbewegung, 1870)

„Die Mehrzahl unserer Mädchen wird erzogen, damit sie in Gesellschaft gefallen und einmal einen Mann bekommen“ (Marianne Hainisch, Gründerin der österreichischen Frauenbewegung, 1870)

Das frühe 20. Jahrhundert war eine Zeit der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umwälzungen und machte auch vor der Kunst nicht halt. Mit der beginnenden Emanzipation der Frau und der (ebenfalls erst beginnenden) Enttabuisierung der Sexualität suchten auch die vornehmlich männlichen Künstler nach neuen Motiven.

Oskar Kokoschka, Liebespaar mit Katze, 1917 (©Kunsthaus Zürich)

Oskar Kokoschka, Liebespaar mit Katze, 1917 (©Kunsthaus Zürich)

Gustav Klimt, Fritza Riedler, 1906 (Österreichische Galerie Belvedere)

Gustav Klimt, Fritza Riedler, 1906 (Österreichische Galerie Belvedere)

Die Ausstellung geht diesen Fragen recht gründlich nach, zeigt die drei Maler in ihren Verhältnissen zu Frauen und arbeitet die Unterschiede, aber auch die Gemeinsamkeiten heraus. Denn alle drei hatten ein durchaus nicht unkompliziertes Verhältnis zum anderen Geschlecht.

Egon Schiele, Der Tod und das Mädchen, 1915 (Österreichische Galerie Belvedere)

Egon Schiele, Der Tod und das Mädchen, 1915 (Österreichische Galerie Belvedere)

Die Besucherzahlen werden sicherlich hoch sein, ich denke aber, dass sich manche etwas anderes erwarten (v.a. Touristen). Denn auch wenn hier selten bis nie zu sehende Leihgaben von großer Qualität nach Wien kamen und das Belvedere und andere Wiener Museen ja selbst über ausreichend Material verfügen – der Schwerpunkt liegt nicht auf der Präsentation der bekannten Gemälde, sondern tatsächlich in der Behandlung der Thematik: viele Zeichnungen, explizite sexuelle Darstellungen und der vielfältige (hier immer) männliche Blick auf die Frauen.

Egon Schiele, Liegender Akt, 1918

Egon Schiele, Liegender Akt, 1918

Wieviel sich an der Herangehensweise geändert hat, zeigt ein Rückblick auf meine Erlebnisse bei der Ausstellung „Traum und Wirklichkeit. Wien 1870-1930“ im Künstlerhaus im Jahr 1985. Ich habe dort als Kunstvermittlerin gearbeitet und es ist öfters vorgekommen, dass vor einem Besuch einer Schulklasse die Lehrperson zu mir kam und bat, „ja nicht mit den Kindern / Jugendlichen in den Gang mit den Schiele-Nackten zu gehen“. Einige Schiele-Akte waren tatsächlich ganz verschämt in einem finsteren Gang neben dem Hauptraum ausgestellt…

Egon Schiele, Sitzende Frau in violetten Strümpfen, 1917 (©Privatsammlung Richrad Nagy London)

Egon Schiele, Sitzende Frau in violetten Strümpfen, 1917 (©Privatsammlung Richrad Nagy London)

Oskar Kokoschka, Tanzendes Mädchen, 1908 (©Fondation Oskar Kokoschka)

Oskar Kokoschka, Tanzendes Mädchen, 1908 (©Fondation Oskar Kokoschka)

Tipps:
• Mittwoch ist bis 21 Uhr geöffnet, abends sind sicher weniger Besucher (v.a. Touristen)
• Das „Klimt-Ticket“ ist eine sinnvolle Kombination, erspart ein paar Euro und erlaubt den Eintritt ins Untere und ins Obere Belvedere innerhalb von 30 Tagen.

Klimt/Schiele/Kokoschka und die Frauen

Empfehlung: 4*

https://www.belvedere.at/de/ausstellungen/aktuelle-ausstellungen/klimtschielekokoschka-und-die-frauen-e197003

https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Klimt

https://de.wikipedia.org/wiki/Egon_Schiele

https://de.wikipedia.org/wiki/Oskar_Kokoschka

Schinken, Schinken, Schinken: „Rembrandt – Tizian – Bellotto. Geist und Glanz der Dresdner Gemäldegalerie“ im Winterpalais

Für alle, die gerne alte Schinken haben, ist noch schnell ein Besuch im Winterpalais des Prinzen Eugen zu empfehlen. Im Moment gastiert dort die Ausstellung „Rembrandt – Tizian – Bellotto. Geist und Glanz der Dresdner Gemäldegalerie“.

Pietro Antonio Graf Rotari "Mann mit Pelzmütze"

Pietro Antonio Graf Rotari „Mann mit Pelzmütze“

Ein etwas rätselhaftes Bild von Canaletto "Inclinata resurgit - Gebeugtes richtet sich auf"

Ein etwas rätselhaftes Bild von Canaletto „Inclinata resurgit – Gebeugtes richtet sich auf“

Die Sammlung der sächsischen Kurfürsten bzw. Könige hat einiges zu bieten, ungefähr 100 Meisterwerke daraus sind in den Prunkräumen in der Himmelpfortgasse  ausgestellt. Thematisch gliedern sich die Bilder in die Genres Historienmalerei, Stillleben, Landschaften und Porträts.

Frans Snijders "Stillleben mit dem Affen auf dem Stuhl"

Frans Snijders „Stillleben mit dem Affen auf dem Stuhl“

Jusepe de Ribera "Martyrium des heiligen Laurentius"

Jusepe de Ribera „Martyrium des heiligen Laurentius“ (links)

Rembrandt van Rijn "Ganymed in den Fängen des Adler"

Rembrandt van Rijn „Ganymed in den Fängen des Adler“

Ich konnte an einer Führung mit dem (Wiener) Kurator Georg Lechner teilnehmen – und muss gestehen, ohne Führung wäre ich von der Masse der Werke zunächst erschlagen gewesen. Erst durch die fachkundigen Erklärungen kommt System in die Hängung, Parallelen treten deutlicher hervor und Hintergrundinformationen vervollständigen das Bild. Also in diesem Fall: Unbedingt eine Führung buchen!

Kurator Georg Lechner vor Canalettos "Die Ruine der Kreuzkirche"

Kurator Georg Lechner vor Canalettos „Die Ruine der Kreuzkirche“

Ein interessantes Detail: Prinz Eugen, der große Sammler aus dem Hause Savoyen, in dessen Wiener Winterpalais die Ausstellung stattfindet, lebte zeitgleich wie August II. und August III., die Begründer der Dresdner Sammlung.

Stiegenaufgang im Winterpalais

Stiegenaufgang im Winterpalais

Die Ausstellung ist noch bis 08.11.2015 geöffnet, täglich von 10 bis 18 Uhr.

Der Katalog um EUR 25.-

Der Katalog um EUR 25.-

Empfehlung: 3*

http://www.belvedere.at/de/ausstellungen/ausstellungsvorschau/rembrandt—tizian—bellotto-e183999

http://www.belvedere.at/de/schloss-und-museum/winterpalais

https://de.wikipedia.org/wiki/Eugen_von_Savoyen

http://www.skd.museum/de/museen-institutionen/zwinger-mit-semperbau/gemaeldegalerie-alte-meister/

Josef Frank Special

Josef Frank, einem meiner Lieblingsdesigner, ist ein Winterschwerpunkt in Wien gewidmet.

Der 1885 in Baden bei Wien geborene Josef Frank zählt zu den bedeutendsten österreichischen Architekten des 20. Jahrhunderts, gemeinsam mit Oskar Wlach und Oskar Strnad gründete er ein Architekturbüro und war maßgeblich an der Entwicklung der Werkbundsiedlung in Wien beteiligt. Einen ebenso hohen Stellenwert nahm bei ihm die Einrichtungsgestaltung ein; seine Ideen konnten im von ihm gemeinsam mit Wlach eröffneten „Haus und Garten“ umgesetzt werden.

Neuankäufe im Hofmobiliendepot

Neuankäufe im Hofmobiliendepot

Frank zog bereits 1933 nach Schweden, wo er für Svenskt Tenn, einem Einrichtungs- und Designunternehmen aus Stockholm, Entwürfe lieferte. Wegen seiner jüdischen Herkunft arbeitete er zunächst auch in den USA und blieb nach dem Krieg schließlich ganz in Schweden.

Sein Einfluss auf die Moderne ist heute noch spürbar, wirken seine Arbeiten doch zeitlos schön, aber auch praktisch, und die Möbel und Stoffe sind nach wie vor ein Verkaufsrenner.

Sekretär "Jugend" aus der Wohnung Cohen (1927/1932)

Sekretär „Jugend“ aus der Wohnung Cohen (1927/1932)

Buchtipp
Den Beginn machte letzte Woche die Buchpräsentation von Marlene Ott-Wodni „Josef Frank 1885 – 1967. Raumgestaltung und Möbeldesign“. Wie der Titel schon sagt, beschäftigt sich die Kunsthistorikerin in erster Linie mit Franks Möbel- und Stoffentwürfen und liefert ein fast vollständiges Werkverzeichnis dazu. Zusätzlich bietet das Buch kulturgeschichtliche Einblicke in die Familiengeschichten der Auftraggeber, die zum Großteil untereinander verwandt oder zumindest bekannt waren.

Das neue Werkverzeichnis

Das neue Werkverzeichnis

Gleichzeitig wurden im Hofmobiliendepot die neuen Ankäufe gezeigt, und zwar die 1932 von Josef Frank für seine Mitarbeiterin Bettina Kerner und deren Mann Isidore Ezra Cohen entworfene und von „Haus und Garten“ ausgeführte Wohnungseinrichtung.

Ausstellung
Ab 16.12. verspricht die Ausstellung JOSEF FRANK: Against Design im MAK eine große umfassende Schau zu werden. Gastkurator Hermann Czech widmet sich „dem wegweisenden und vielfältigen Œuvre des Architekten in seiner gesamten Vielfalt“, also freue ich mich auf Architekturentwürfe, Gebautes, Möbel und Stoffe.

Josef Frank (1885-1967)

Josef Frank (1885-1967)

Svenskt Tenn in Wien
Parallel zur Ausstellung im MAK wird Svenskt Tenn mit einem temporären Verkaufslokal vertreten sein (in der Volksbank, Operngasse 8).

Man kann es mit den Mustern auch übertreiben: Svenskt Tenn in Stockholm

Man kann es mit den Mustern auch übertreiben: Svenskt Tenn in Stockholm

Svenskt Tenn in Stockholm

Svenskt Tenn in Stockholm

Die Preise bewegen sich vermutlich in denselben Dimensionen wie in Schweden, wo es für mich statt der erhofften Tischdecke schließlich nur Servietten wurden. Aber man kann auch …

Mit Josef-Frank-Design den Tisch decken
… wenn nur wenige Stücke vorhanden sind. Schaut doch nett aus, mein Tisch!

Tischdekoration mit Josef Frank

Tischdekoration mit Josef Frank

Servietten

Servietten

• Marlene Ott-Wodni „Josef Frank 1885 – 1967. Raumgestaltung und Möbeldesign“. Böhlau, 39,90 EUR
• Josef Frank. Against Design. Ausstellung im MAK, 16.12.2015-03.04.2016
• Svenskt Tenn in Wien: 25.11.2015-13.02.2016, in den Räumen der Volksbank, 1010 Wien, Operngasse 8.

https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Frank_%28Architekt%29

http://www.werkbundsiedlung-wien.at/de/architektinnen/josef-frank/

http://www.mak.at/jart/prj3/mak/main.jart?content-id=1343388632770&rel=de&article_id=1419779770297&event_id=1421423928998

http://www.hofmobiliendepot.at/ausstellung/lightopia.html

http://www.svenskttenn.se/

http://www.svenskttenn.se/sv-se/pages/article/stwien.aspx

http://svenskttennwien.com/

Tief ins Klo gegriffen und etwas Wunderbares herausgeholt: Werner Schwabs „Die Präsidentinnen“ im Akademietheater

25 Jahre hat das Stücke des früh verstorbenen (sich totgesoffenen) Autors Werner Schwab nun auf dem Buckel – und es fasziniert nach wie vor. Die Fäkaliensprache entsetzt nicht mehr so wie damals (auch wenn teilweise ungläubiges Getuschel hinter mir zu hören war), die feinen Spitzen und Untertöne sind exakt gesetzt und mit diesen drei Schauspielerinnen entsteht ein ganz außergewöhnlicher Theaterabend!

Die Präsidentinnen

In der klugen Regie von David Bösch, auf einer genial grauslichen Bühne von Patrick Bannwart, entfaltet sich das Spiel der drei Frauen: Erna, die Putzfrau (Regina Fritsch), die an ihrem versoffenen Sohn verzweifelt und sich eine Pilgerreise mit ihrem Leberkäsfleischer wünscht; Grete (Barbara Petritsch), die die „Lustige“ ist und von einem Tubaspieler träumt; und das Mariedl (Stefanie Dvorak), etwas zurückgeblieben, seeeehr katholisch und im Hauptberuf Beseitigerin von Kloverstopfungen „mit der bloßen Hand“. In dieser Konstellation werfen sich Erna und Grete immer mehr Gemeinheiten zu, das naive Mariedl bekommt zuerst Schläge und landet schließlich als Leiche im Keller.

Die Präsidentinnen

Die Atmosphäre ist so von Bosheit, aber auch Kapitulation vor dem eigenen Leben getränkt, dass es sich nicht nacherzählen lässt: Hingehen und anschauen! Ein solch grandioses Kammerstück habe ich schon lange nicht gesehen. Die großartigen Schauspielerinnen bekamen zu Recht tosenden Applaus.

Empfehlung: 4*

http://www.burgtheater.at/Content.Node2/home/spielplan/premieren/Die_Praesidentinnen.at.php

http://www.burgtheater.at/Content.Node2/home/spielplan/event_detailansicht.at.php?eventid=964744592

https://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Schwab

„Feeding the Planet – Energy for Life“ – die EXPO 2015 in Mailand

Über einen Monat ist noch Zeit, um die EXPO in Mailand zu besuchen. Im Herbst ist es vermutlich auch angenehmer als Anfang Juni, als ich dort war.

EXPO 2015

Es war mein erster Besuch bei einer EXPO, ich kann also keinen Vergleich mit anderen Veranstaltungen anstellen (Lissabon 1998, Hannover 2000). Ob es auch mein letzter Besuch war – wir werden sehen. Ich meine, man sollte einmal eine „Weltausstellung“ gesehen haben, v.a. wenn sie schon so nahe ist wie heuer in Oberitalien.

Das große Thema „Feeding the Planet – Energy for Life“ hört sich vielversprechend an und macht neugierig: auf die verschiedenen Pavillons, auf die unterschiedliche Herangehensweise der Länder, auf die gesamte Inszenierung.

Gleich vorweg: Es ist ein Riesenspektakel, das an 2 Tagen nicht zu schaffen ist. Da heißt es, fokussiert den Besuch planen und wirklich überlegen, was erwarte ich mir und was will ich dort. Einfach nur durchspazieren und alles auf sich einwirken lassen (dafür reicht ein Tag) oder sich doch mehr mit der Materie beschäftigen.

Den großen Vorwurf, dass zwar das Thema ambitioniert klingt und sich tatsächlich auch einige Länder Gedanken zu nachhaltiger Versorgung der Weltbevölkerung gemacht habe, man jedoch vor Großkonzernen wie McDonalds, Coca-Cola, Nestlé etc. in die Knie gegangen ist, vermutlich viel Sponsorgeld genommen hat und damit dem ungesunden Fast Food eine breite Bühne im Rahmen der EXPO geboten hat, kann ich bestätigen. Es ist leider ein ziemlicher Widerspruch.

Coca Cola - einer Hauptsponsoren

Coca Cola – einer der Hauptsponsoren

Vanke-Pavillon ( chinesisches Immobilienunternehmen), Architekt Daniel Libeskind

Vanke-Pavillon ( chinesisches Immobilienunternehmen), Architekt Daniel Libeskind

Die Länderpavillons einzeln zu beschreiben würde zu weit führen, abgesehen davon war ich gar nicht in allen drinnen. V. a. haben wir die ausgelassen, wo lange Schlangen eine Wartezeiten bis über 1 Stunde befürchten ließen (Italien!). Also einfach treiben lassen und schauen, wo gerade nicht viel los ist!

Lange Schlangen vor den Pavillons

Lange Schlangen vor den Pavillons

Österreich
Ich gebe zu, dass ich sehr skeptisch war, in erster Linie was die Thematik der Österreicher betrifft (breathe.austria), da es wenig mit Nahrung im herkömmlichen Sinn zu tun hat. Aber ich muss zugeben, dass ich mich wirklich geirrt habe: Der österreichische Pavillon sticht mit seiner schlichten eleganten Architektur heraus (Konzeption: interdisziplinäres Team aus TU Graz und BOKU Wien unter Klaus. K. Loenhart) – und die Idee dahinter ist wirklich genial! „Die Vegetation des Waldstücks besitzt eine gesamte Blattoberfläche bzw. Verdunstungsoberfläche von ca. 43.200 m² und erzeugt dabei 62,5 kg frischen Sauerstoff pro Stunde – den Bedarf für 1800 Personen – ein „Photosynthesekollektor“ also, der zur weltweiten Sauerstoffproduktion beiträgt. Dieser Effekt wird im Pavillon durch Verdunstungskühlung – aber ohne Klimageräte – technisch unterstützt. So kann das gefühlte Klima eines dichten Waldes aus Österreich mit vergleichsweise natürlichen Maßnahmen nachgestellt werden, das auf dem kühlenden Effekt der Evapo-Transpiration der Pflanzen beruht.“ (http://www.expoaustria.at/oesterreich-beitrag/pavillon/konzept.html). Die Wartezeit vor dem Pavillon zeigt, dass das Konzept auch von den Besuchern geschätzt wird.

Warteschlange vor dem Österreichischen Pavillon

Warteschlange vor dem österreichischen Pavillon

Österreich-Pavillon

Österreich-Pavillon

breathe.austria

breathe.austria

Durch den österreichischen Wald in Mailand

Durch den österreichischen Wald in Mailand

Deutschland
Deutschland geht sehr gründlich an das Thema heran. Ausgestattet mit einem interaktiven Board (nicht alle kapieren, wie es tatsächlich funktioniert) wird der Besucher durch den Pavillon geschickt. Das deutsche Team war offenbar sehr bemüht, nicht nur Fragen aufzuwerfen, sondern auch Lösungen bzw. Lösungsansätze aufzuzeigen. Der Pavillon geht sehr in die Tiefe der Thematik – das führt aber auch zu einer ziemlichen Textlastigkeit. Um alles zu lesen, auszuprobieren und anzuschauen, würde man mehrere Stunden brauchen.

interaktive Spielereien im deutschen Pavillon

Interaktive Spielereien im deutschen Pavillon

Wie muss ich das Ding halten?

Wie muss ich das Ding halten?

ein virtueller Einkauf

Ein virtueller Einkauf

Schweiz
Der Schweizer Pavillon steht unter dem Motto „Ce n’è per tutti?“ („Gibt es genug für alle?“) und präsentiert als Herzstück 4 hohe Türme, die mit Lebensmitteln und Wasserflaschen gefüllt sind. Jeder kann davon nehmen, soviel er möchte, allerdings muss man sich bewusst sein, dass die verfügbare Menge begrenzt ist und eventuell nicht bis zum Ende der EXPO reicht. Man kann somit mit dem eigenen Verantwortungsbewusstsein entscheiden, wie viel wie lange für die anderen übrig bleibt.

Die Türme des Schweizer Pavillons

Die Türme des Schweizer Pavillons

Nicht mehr alles da...

Nicht mehr alles da…

England
Einer der interessantesten Pavillons: Durch eine Wiesenlandschaft nähert man sich einer Art riesigem Drahtgeflecht, das einen Bienenstock simulieren soll – und tatsächlich summt und brummt es im Inneren.

Durch die Wiese zum englischen Pavillon

Durch die Wiese zum englischen Pavillon

Aus der Sicht der Bienen

Aus der Sicht der Bienen

Der Weg führt ins Innere des Bienenstocks

Der Weg führt ins Innere des Bienenstocks

Eine Skulptur - der englische Pavillon

Eine Skulptur – der englische Pavillon

Schöne Ausblicke auf die Wiese davor

Schöne Ausblicke auf die Wiese davor

Vatikan
Sehr schön, schlicht und mit einem beeindruckenden Raumerlebnis veranschaulicht der Pavillon des Vatikans die Themen „Nicht nur vom Brot allein“ und „Gib uns heute unser tägliches Brot“ mit einem Film und Installationen, die die Verschwendung von Nahrungsmitteln aufzeigen.

Der Pavillon des Vatikan

Der Pavillon des Vatikan

Durch den Eingangsschlitz dringt das Licht wie in einer Kathedrale ins Innere.

Durch den Eingangsschlitz dringt das Licht wie in einer Kathedrale ins Innere.

Filme und "Das letzte Abendmahl"

Filme und „Das letzte Abendmahl“

Sehr gut gemachte Präsentationen

Sehr gut gemachte Präsentationen

Monaco
Monaco kann bei der EXPO mit einem durchdachten Konzept aufwarten, das sowohl inhaltlich überzeugt als auch die Nachnutzung berücksichtigt: In einem aus Containern gebauten Pavillon steht das Meer als Nahrungsquelle im Mittelpunkt, sehr spannend aufbereitet, und das Ganze wandert nach Ende der Weltausstellung nach Burkina Faso, um dort als Rot Kreuz-Projekt weiter zu bestehen.

EXPO 2015 Mailand

Konstruktion aus Containern

Didaktisch ausgezeichnet aufbereitet: Der Pavillon von Monaco

Didaktisch ausgezeichnet aufbereitet: Der Pavillon von Monaco

Brasilien
In aufregender Architektur, mit einem riesigen begehbaren Netz, werden im brasilianischen Pavillon Informationen zu Landwirtschaft, Nahrungsproduktionssystemen und technologischen Lösungen gezeigt. Für mich besonders herausgestochen sind zudem die Qualität der grafischen Aufbereitung der Infos im Pavillon und die Kleidung des brasilianischen Mädchen am Stand.

Die Schlange stellt sich für das Netz an - der Pavillon kann ohne Wartezeit besucht werden!

Die Schlange stellt sich für das Netz an – der Pavillon selbst kann ohne Wartezeit besucht werden!

Im EG die Pflanzenwelt Brasiliens

Im EG die Pflanzenwelt Brasiliens

Das Netz ist eine Hetz für die Kinder!

Das Netz ist eine Hetz!

Der Künstler Laerte Ramos ließ sich für seine Hängeobjekte von der Architektur Oscar Niemeyers beeinflussen.

Der Künstler Laerte Ramos ließ sich für seine Hängeobjekte von der Architektur Oscar Niemeyers beeinflussen.

Einheitlich durchgestalteter Pavillon

Einheitlich durchgestalteter Pavillon

Grafisch gut und leicht verständlich aufbereitet

Grafisch gut und leicht verständlich aufbereitet

Die Bar im brasilianischen Pavillon

Die Bar im brasilianischen Pavillon

Fesche Mädchen, fesche Kleider!

Fesche Mädchen, fesche Kleider!

Kolumbien
Der kolumbianische Pavillon war einer der wenigen, für den wir uns angestellt haben – und die Warterei hat sich ausgezahlt. Gruppenweise wird man durchs Innere geschleust und bekommt eine beeindruckende Präsentation über die kolumbianische Vielfältigkeit der Landschaft und daher auch der Nahrungsmittel geboten.

Dall'inizio siamo stati un paese fortunato

„Dall’inizio siamo stati un paese fortunato“: Der kolumbianische Pavillon

Filmpräsentation auf kolumbianisch 1- muy bien

Filmpräsentation auf kolumbianisch 1- muy bien

Filmpräsentation auf kolumbianisch 2- muy bien

Filmpräsentation auf kolumbianisch 2- muy bien

Bahrain
Ohne großen Inhalt, aber mit wunderschöner Architektur zeigt sich der Pavillon von Bahrain. Man schlendert durch ganz schlichte Räume und durch Palmen- und Kakteengärten, erfreut sich an den Details und erlebt eine wunderbare Stille inmitten des ganzen EXPO-Trubels.

Eingang zum Bahrain-Pavillon

Eingang zum Bahrain-Pavillon

Eingang zum Bahrain-Pavillon - Deatil

Eingang zum Bahrain-Pavillon – Detail

Kakteengarten in Bahrain

Kakteengarten in Bahrain

Vereinigte Arabische Emirate
Dass Geld keine Rolle spielt zeigt sich beim Bau des Pavillons der V.A.E.. Norman Foster wurde als Architekt verpflichtet und er stellte einen imposanten Bau hin: Die Feinstruktur der zwölf Meter hohen Außenwände ähnelt einer vom Wind geriffelten Sanddüne – sehr elegant und sophisticated.

Der Pavillon der V.A.E. (Norman Foster) kann schon etwas.

Der Pavillon der V.A.E. (Norman Foster) kann schon etwas.

Fassadendetail

Fassadendetail

Nepal
Ob der Pavillon jetzt schon besetzt ist, weiß ich nicht. Anfang Juni war es ein Ort der Besinnung, der Trauer, aber auch der Solidarität – ein leerer Pavillon, der mit Hilfe anderer Länder fertiggebaut werden musste, da alle nach dem furchtbaren Erdbeben im April in Nepal nach Hause zurückfuhren.

Pavillon von Nepal

Pavillon von Nepal

Italien
Die Warteschlange war einfach zu jeder Zeit zu lang – ich hab’s nicht geschafft. Von außen ist der italienische Pavillon ein beeindruckendes Werk (Nemesi & Partners), mehr kann ich dazu leider nicht sagen.

Der italienische Pavillon von Nemesi&Partners

Der italienische Pavillon von Nemesi & Partners

EXPO 2015

Frankreich
Im französischen Pavillon hängt der Himmel voller Lebensmittel! Die Franzosen lassen ihre Spezialitäten – hübsch arrangiert – von der Decke hängen. Nett anzusehen, that’s it.

Durch Gemüse- und Kräutergarten gelangt man zum französischen Pavillon.

Durch Gemüse- und Kräutergarten gelangt man zum französischen Pavillon.

EXPO 2015

EXPO 2015

EXPO 2015

USA
Zuviel, zu wenig? Schwer zu sagen, mir scheint der amerikanische Pavillon in erster Linie für Kinder konzipiert, ist auch ok. Schön: Die seitliche Außenfassade besteht nur aus Salaten und Kräutern.

Der Eingang zum amerikanischen Pavillon

Der Eingang zum amerikanischen Pavillon

Fassade aus Salat

Fassade aus Salat

EXPO 2015

Future Food District
Eigentlich eine Enttäuschung: Unter diesem Titel erwarte ich mir auf einer EXPO etwas anderes als einen großen Supermarkt, der auch nicht anders funktioniert als jeder kleine Supermarkt. Die Informationen (Nährwerte, Allergene etc.) sind zwar auf digitalen Bildschirmen zu sehen, am Ende wird der Einkauf eingescannt, aber das war’s dann auch schon. In diesem Fall: Viel Lärm um nichts!

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Im Inneren leider eine Enttäuschung

Nicht viel Future...

Nicht viel Future…

EXPO 2015

EXPO 2015

 

Länder, die keinen eigenen Pavillon bauen konnten oder wollten, wurden – durchaus sinnvoll – zu 9 sogenannten „Clustern“ zusammengefasst, die sich hier in kleineren Einheiten zu bestimmten Themen (wie Reis, Kakao, Kaffee, Gewürze etc.) präsentieren konnten. Und hier ist dann einiges daneben gegangen! Ich habe mir lange den Kopf zerbrochen, warum das so sein muss. Dass ärmere Länder nicht groß aufgeigen, ist völlig klar, dass aber am Thema vorbei in gar nicht so wenigen dieser Cluster-Räume nichts außer buntem Kunsthandwerk und vielleicht ein paar Fremdenverkehrsplakate gezeigt werden, verstehe ich nicht. Kreative Köpfe gibt es in jedem Land, die mit wenig Budget tolle Ideen zeigen können – das ist keine Frage des Geldes. Oder wurde vielleicht Fördergeld in dubiosen afrikanischen Regierungen versenkt und gerade der Neffe des Präsidenten kann sich 6 schöne Monate in Mailand machen? Für mich ist diese Form der Darstellung sogar kontraproduktiv.

Kuba macht es gut: Der Auftritt besteht nur aus einer Rum-Bar!

Kuba macht es gut: Der Auftritt besteht nur aus einer Rum-Bar!

Von plötzlicher Tschingderassabum-Musik sollte man sich nicht irritieren lassen, dann zieht (wie in Disneyland) die Parade vorbei. Die Besetzung ist nicht ganz klar, neben Früchten und Gemüse hüpfen Heidifiguren und ??? herum. Ich hatte den Verdacht, dass diverse übriggebliebene Kostüme hier verwendet werden …

Die Parade fragwürdiger Gestalten zieht vorbei.

Die Parade fragwürdiger Gestalten zieht vorbei.

Ähnlich kitschig empfand ich die Standeln in der Mitte der Hauptstraße. Völlig unnötig, so, als hätte jemand Angst vor einer zu leeren Straßenmitte gehabt und Anleihen bei der Theaterrequisite oder der Grottenbahn genommen, um thematisch Lebensmitteln zu präsentieren (Käse, Schinken, Fisch, Wein … aus Pappmaché oder Plastik).

Eine Erwartung kann ich gleich zerstreuen: Obwohl man bei dem Generalthema Hunger bekommt und vielleicht auf Kostproben exotischer Speisen oder bekannter Nahrungsmittel in den Pavillons hofft – hier dürften sich die Gastronomie bzw. die Großkonzerne durchgesetzt haben, denn es gibt nicht ein einziges Stück zur Gratisverkostung, sondern alles nur gegen Cash.

Überhaupt die Gastronomie! Die meisten großen Pavillons bieten auch einen Gastronomiebereich an, mit unterschiedlicher Qualität. Lange Schlangen sah ich bei der argentinischen Grillerei (sicher ein gutes Zeichen), sehr entspannt und mit gutem Essen ging es in Qatar zu. Der Riesenbereich von Eataly, in dem alle 20 italienischen Regionen ihre lokalen Spezialitäten kochen, ist naja… Gut für einen kleinen Streifzug durch die italienische Küche, aber mühsam mit Aussuchen und Anstellen. Fürs Essen muss man definitiv nicht auf die EXPO kommen!

Steak-Essen in Argentinien

Steak-Essen in Argentinien

Pause in Qatar

Pause in Qatar

Schlicht und schön: Der Pavillon des Sudan

Schlicht und schön: Der Pavillon des Sudan

Der russische Pavillon spiegelt das Geschehen vor dem Eingan wider.

Der russische Pavillon spiegelt das Geschehen vor dem Eingang wider.

Qatar: Mit einem riesigen Lebensmittelkorb in der Mitte

Qatar: Mit einem riesigen Lebensmittelkorb in der Mitte

Oman: Wie eine Wüstenoase

Oman: Wie eine Wüstenoase

Futuristische Architektur (Italo Rota): Kuweit

Futuristische Architektur (Italo Rota): Kuweit

Ecuador überzeugt mit einem kanllbunten Pavillon

Ecuador überzeugt mit einem knallbunten Pavillon

Chinesischer Pavillon

Chinesischer Pavillon

Tango im argentinischen Pavillon

Tango im argentinischen Pavillon

 

Tipps:
– Anreise: Von Mailand aus wird zwar überall die Anfahrt mit der roten Metrolinie M1 vorgeschlagen, wesentlich schneller, bequemer und näher zum Eingang gelangt man jedoch mir der Schnellbahn S5 und S6 zum selben Preis (Abfahrt z.B. Repubblica oder Garibaldi).

– Die Tickets würde ich auf jeden Fall vorher im Internet buchen; für einen schnellen Überblick reicht das günstige Abendticket.

– Lange Fußmärsche einplanen, der Shuttle-Bus außen herum hat zumindest bei meinem Besuch nicht recht funktioniert.

– Ebenso lange Wartezeiten bei vielen Pavillons einplanen, manchmal wird es gegen Abend besser.

– Stationen mit Gratis-Trinkwasser sind über das Gelände verteilt, aus einem Hahn kommt stilles, aus dem anderen prickelndes kaltes Wasser.

– Sehr nett für einen Aperitvo mit Aussicht: die Martini-Bar im 1. Stock!

Aperitivo

Aperitivo

Martini Bar

Martini Bar

http://www.expo2015.org/it
http://www.nzz.ch/feuilleton/kunst_architektur/hightech-bienenstock-und-solar-baeume-1.18542955

Italienische Reise #6: Ein Kleinod in Mailand – die Villa Necchi

Etwas versteckt in einer Seitengasse nahe des Corso Venezia in Mailand liegt die wunderschöne Villa Necchi – ein Kleinod aus den 30er-Jahren. Erbaut im Auftrag der Industriellenfamilie Necchi Campiglio vom Architekten Piero Portaluppi ist sie heute in großen Teilen original erhalten.

Villa Necchi, Hauptfassade

Villa Necchi, Hauptfassade

Die Villa wird vom FAI – Fondo Ambiente Italiano verwaltet (und gehört ihm auch), ein Besuch ist leider nur im Rahmen einer Führung möglich. Dabei hört man allerdings auch einiges über die Geschichte der Familie und ihre Mitglieder, über die Kunstsammlung und welche Veränderungen im Laufe der Jahre vorgenommen wurden.

Villa Necchi, Haupteingang

Villa Necchi, Haupteingang

Villa Necchi, Haupteingang

Villa Necchi, Haupteingang

Villa Necchi, Wintergarten

Villa Necchi, Wintergarten

Mich begeistern die Perfektion in den Details an allen Ecken und Enden und die technischen Neuerungen, mit denen das Haus in der ersten Hälfte der 30er-Jahre auf dem neuesten Stand der Zeit ausgestattet wurde.

Villa Necchi, Badezimmerdetails ud Marmorboden

Villa Necchi, Badezimmerdetails und Marmorboden

Villa Necchi, Marmor-WC

Villa Necchi, Marmor-WC

In den Garderoben kann man einen sehr privaten Blick in das Leben der beiden Bewohnerinnen werfen, hier sind die Kleider, Schuhe, Taschen, Pelze etc. noch so aufbewahrt, als würden ihre Besitzerinnen jeden Moment wieder kommen.

Villa Necchi, Garderobe

Villa Necchi, Garderobe

Villa Necchi, Tücher und Handschuhe in der garderobe

Villa Necchi, Tücher und Handschuhe in der Garderobe

Dass die Villa mitten in der Großstadt von einem verwunschenen Garten mit Pool umgeben ist, in den man durch ein ebenfalls bis ins letzte Detail modernes Pförtnerhäuschen tritt, paßt zur Gesamtstimmung.

Villa Necchi, Garten mit Pool und Laubengang

Villa Necchi, Garten mit Pool und Laubengang

Diese Stimmung hat auch Regisseur Luca Guadagnino und seine Hauptdarstellerin Tilda Swinton so bezaubert, dass sie den Film „I Am Love“ (Original „Io sono l‘amore“) in der Villa Necchi spielen ließen.

In den Garten ist der Eintritt frei, einem Espresso oder Aperitivo steht nichts im Wege. Für die Villa inkl. Führung (italienisch oder englisch) ist Eintritt zu bezahlen.

Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag 10:00-18:00 Uhr.

Empfehlung: 4*

http://www.visitfai.it/villanecchi/dimora

https://de.wikipedia.org/wiki/Villa_Necchi_Campiglio

https://en.wikipedia.org/wiki/Piero_Portaluppi

http://www.fondoambiente.it/

https://www.youtube.com/watch?v=TZBrWVvn9xA

https://de.wikipedia.org/wiki/I_Am_Love

 

Maja Haderlap: „Engel des Vergessens“ im Akademietheater

Vorausschicken muss ich, dass ich das gleichnamige Buch der Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin (2011) nicht gelesen habe und daher keinen Vergleich zwischen Buch und Stück anstellen kann.

In ausdrucksstarken Bildern wird ein Kapitel der Kärntner Slowenen und damit ein Kapitel österreichischer Geschichte erzählt. Am Beispiel der Familie der Autorin, deren Männer zu den Partisanen gingen und deren Frauen und auch Kinder ins KZ verschleppt wurden, wird nicht nur der Schrecken des Krieges spürbar, sondern und vor allem die langen Nachwirkungen, die bis zur nächsten Generation das Leben durchdringen.

Akademietheater

Ein erster Ich stellt das junge Mädchen dar, das viele Fragen hat, die teilweise von der Großmutter (Elisabeth Orth) und dem Vater (Gregor Bloéb) beantwortet werden. Das zweite Ich erzählt und reflektiert über die Geschehnisse aus einer reiferen Sicht, stellt sich neben die Handlung und treibt durch diesen Kunstgriff die „Handlung“ auch etwas voran.

Akademietheater

Es ist keine leichte Kost, die von einem großartigen Ensemble geboten wird – und eine Nachhilfestunde in Geschichte, die sicherlich nicht schadet. Für mich war es allerdings kein Theaterstück, sondern mehr eine gespielte Erzählung, zurückzuführen wahrscheinlich auf die Übertragung von einem Roman auf die Bühne. Leserinnen des Buches waren der Meinung, dass im Theater leider viel von der schönen Sprache, den Zwischentönen und den feinen Stimmungen verloren gegangen ist.

Akademietheater

Fazit für mich: Um das wirklich beurteilen zu können, werde ich mir das Buch besorgen.

Empfehlung: 3*

https://de.wikipedia.org/wiki/Maja_Haderlap

http://www.burgtheater.at/Content.Node2/home/spielplan/event_detailansicht.at.php?eventid=964739818

Neuer Start in den Herbst!

Nach einem heißen, langen Sommer – mit viel Arbeit, Sport und einem Büroumzug, aber wenig Kultur – melde ich mich wieder zurück.

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Vorschau auf die nächsten Themen:
– Maja Haderlap: „Engel des Vergessens“ im Akademietheater
– Nikolaj Gogol: „Der Revisor“ im Burgtheater
– EXPO 2015 in Mailand
– Spezialausstellung zur EXPO in der Triennale
– Villa Necchi, Mailand
– Freiluftmuseum Dubrovnik