Leichte, aber nicht seichte Unterhaltung im Theater Scala: „Moonlight & Magnolias“

Die „Hollywood-Farce“ von Ron Hutchinson thematisiert die (angeblich wahre) Entstehung des Drehbuches für eine der größten Filmschnulzen aller Zeiten: „Vom Winde verweht“ (1939).

Moonlight & Magnolias

Inhalt: David O. Selznick hat als Produzent zwar die Rechte für den Film, aber sowohl Drehbuchautor als auch Regisseur kurz vor Drehbeginn hinausgeworfen. Also müssen dringend zwei Ersatzspieler gefunden werden, um das Projekt auf die Beine zu stellen. Regisseur Victor Fleming ist sofort dabei, Autor Ben Hecht hat aber weder das Buch gelesen noch hat er eigentlich Lust, so einen „Moonlight & Magnolia“-Kitsch umzuschreiben. Die Zeit drängt, also wird ihm der Inhalt des Romans von den beiden anderen vorgespielt, während die drei Männer – unterstützt von der tüchtigen Sekretärin – sich für ein paar Tage in Klausur begeben. Das Ergebnis ist Filmgeschichte …

Moonlight & Magnolias  Moonlight & Magnolias

Eine wirklich lustige Produktion, die der Inszenierung 2014 am Vienna English Theatre in nichts nachsteht. Die Darsteller geben (v.a. physisch) ihr Letztes, das Publikum ist begeistert und alles in allem ist es ein gelungener Theaterabend im Scala.

http://www.theaterzumfuerchten.at/theater-scala.htm

Empfehlung: 3*

Ewald Palmetshofers ‹die unverheiratete› im Akademietheater

Gleich vorweg: Mir hat sich das Stück nicht auf den ersten Blick erschlossen, einiges wird erst nach Beschäftigung mit dem Autor und dem Text klarer. Und dieser Text ist ein sehr künstlicher, oft in Versen, oft abgehackt. Und doch sehr schön zum Zuhören, da die Sprache mich wirklich beeindruckt hat.

 

Der Geschichte liegt eine wahre Begebenheit zugrunde: die Vernaderung eines jungen Deserteurs kurz vor Ende des 2. Weltkrieges, irgendwo auf dem Land, seine Hinrichtung und der danach stattfindende Prozess plus Verurteilung der Denunziantin. Dieses Geschehen wirkt bis in die nächste und übernächste Generation weiter …

Eine Bühne voll mit Gräbern - am Ende ist alles verwüstet

Eine Bühne voll mit Gräbern – am Ende ist alles verwüstet

Elisabeth Orth, Christiane von Poelnitz und Stefanie Reinsperger spielen fulminant die 3 Generationen, dazu kommen die 4 Schwestern als eine Art Chor (allerdings wird abwechselnd gesprochen) und damit ist, wie in „Die lächerliche Finsternis“ die reine Frauenbesetzung vollzählig. Stefanie Reinsperger hat übrigens dort eine noch tollere Leistung hingelegt.

Die 4 (teils gruseligen) Schwestern

Die 4 (teils gruseligen) Schwestern

Und so sagt sie als „Junge“ diese Worte, die ich als Stadtmensch gerne höre 🙂 :

„weil Mutti in der Stadt da wird das Haar nicht fett da schaut man von Natur aus immer prächtig aus“

http://www.burgtheater.at/Content.Node2/home/spielplan/event_detailansicht.at.php?eventid=963619018

Bewertung: 3*

„Dial M for Murder“ im Vienna English Theatre

Leider nur mehr ein paar Tage läuft das Stück Dial „M“ for Murder von Frederick Knott. Besser bekannt als das Theaterstück ist vermutlich der Hitchcock-Film „Bei Anruf Mord“ mit Grace Kelly.

Dial "M" for Murder

Doch dem Englischen Theater gelang mit dieser Inszenierung eine wirklich gelungene Aufführung, genauso, wie man sich ein englisches Kammerspiel vorstellt. Und obwohl ich den Inhalt kenne, hat mich die spannende Krimihandlung bis zum Ende gefesselt. Wenn ich es recht überlege, habe ich schon lange keine wirklich schlechte Produktion im Vienna English Theatre gesehen, und sollte wohl öfter einen Besuch einplanen.

Vienna English Theatre - Deckendetail

Vienna English Theatre – Deckendetail

Vienna English Theatre - Vienna English Theatre

Vienna English Theatre – Deckendetail

http://www.englishtheatre.at/english/whats-on/dial-m-for-murder.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Bei_Anruf_Mord

Bewertung: 3*

„Bei Einbruch der Dunkelheit“ von Turrini im Burgtheater – ???

Gerade bei dem Stück „Bei Einbruch der Dunkelheit“ von Peter Turrini wäre es sinnvoll, sich vor dem Theaterbesuch mit den Hintergrundinformationen vertraut zu machen – Turrinis Aufenthalt in Maria Saal beim Mäzenatenpaar Lampersberg, sein Zusammentreffen mit den jungen Autoren Bernhard und Artmann und anderen Künstlern, seine Probleme mit der Kärntner Dorfgemeinschaft, zu der er sich nie zugehörig fühlte.

Der Autor selbst sagt über sein Drama: „Dies ist mein erstes Stück, in dem alle Zerstörung, alle Abgründe der Menschen als Konversation, als Unterhaltung ausgetragen werden.“ Diesen Satz finde ich wichtig, denn bei der Inszenierung im Burgtheater von Christian Stückl frage ich mich, ob auf die Wirkung dieser Worte alleine nicht vertraut werden kann und stattdessen alles Mögliche an Brimborium die Bühne verstellt und für Aktionen genutzt wird: ein Sarg, ein Topf mit Blut, große schwarze Engelsflügeln …

Dadurch rutscht das Ganze in den Klamauk ab und richtig: die Worte werden nur mehr teilweise wahrgenommen, wo doch gerade die „Gräfin“ die Konversation unbedingt am Laufen halten will. Barbara Petritsch in dieser Rolle, Markus Meyer als ihr sich seltsam gebärdender Schwiegersohn sowie die Tochter Dorothee Hartinger, die auf den Tod der Mutter und das Geld wartet, sind die herausragenden Darsteller des Abends.

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Empfehlung: 1*

http://www.burgtheater.at

Tipp für Neujahr: Der Puppenspieler Nikolaus Habjan im Burgtheater (oder Akademietheater?)

Wer noch nicht weiß, was er zu Neujahr machen soll: Nikolaus Habjan wurde vom Burgtheater eingeladen, die Neujahrsvorstellung 2015 mit „Der Herr Karl“ von Helmut Qualtinger und Carl Merz zu bestreiten. Ein genialer Puppenspieler, der nicht nur den bösartigen Humor vom Herrn Karl mithilfe der Puppe auf eine völlig neue Art rüberbringt, sondern der etwa gerade im Akademietheater mit dem berührenden Stück „F. Zawrel – erbbiologisch und sozial minderwertig“ für Betroffenheit und Begeisterung gesorgt hat.

"Der Herr Karl" mit Nikolaus Habjan (Foto: Schuberttheater)

„Der Herr Karl“ mit Nikolaus Habjan (Foto: Schuberttheater)

Die Heimatbühne von Habjan ist übrigens das kleine Schuberttheater im 9. Bezirk, das auf jeden Fall einen Besuch wert ist und eine ganze Reihe an Produktionen des Puppentheaters in der Regie der Nestroypreisträger Simon Meusburger und Nikolaus Habjan zeigt.

Der Vorverkauf für die Neujahrsvorstellung beginnt am 20. November!

http://schuberttheater.at

Empfehlung: 4*

Karl Kraus‘ „Die letzten Tage der Menschheit“ im Burgtheater

Da der ehemalige Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann bekanntlich geschasst wurde, musste rasch Regieersatz für die Koproduktion mit den Salzburger Festspielen gefunden werden. Georg Schmiedleitner sprang ein und hat eine spannende Auswahl der Kraus-Szenen auf die Bühne gestellt. Ein tolles Ensemble läuft zu Hochtouren auf, die über 4 Stunden Spielzeit merkt man kaum. Wer das Werk nicht kennt, sollte vielleicht vorher hineinlesen, sonst hat man v.a. in den Szenen, wo mehrere Rollen von einer Person gespielt werden, weniger davon.

Anlässlich der 100 Jahre 1. Weltkrieg gibt es mehrere Lesungen und auch im Volkstheater eine Inszenierung – zum Vergleich, und dann noch den Klassiker anschauen: http://www.youtube.com/watch?v=h046M_PRvBE&list=PL98F4A89D8F347D74

Empfehlung: 4*

http://www.burgtheater.at/Content.Node2/home/spielplan/event_detailansicht.at.php?eventid=963574414

Die nächsten Termine:
11.11.2014 18.30 Uhr
14.11.2014 18.30 Uhr
24.11.2014 18.30 Uhr
27.11.2014 18.30 Uhr
28.12.2014 18.00 Uhr