Ungefähr auf halbem Weg zwischen Mailand und Bergamo stößt man auf ein Kleinod der Industriearchitektur und auf eine frühe „ideale“ Werkssiedlung für die Arbeiter: Crespi d’Adda, seit 1995 Weltkulturerbe der UNESCO.
Die Unternehmerfamilie Crespi gründete 1878 am Ufer des Flusses Adda eine Textilfabrik und begann den Ort nach den damaligen Idealvorstellungen für sich und die Mitarbeiter anzulegen: Neben den Fabriksgebäuden entstanden das Eigentümerschloß, Arbeiterhäuser mit kleinen Gärten, aufwendigere Häuser für die leitenden Angestellten, eine Kirche, Sozialräume, ein Waschhaus, Schule, Kindergarten und schließlich, etwas abgelegen, ein Friedhof. Somit schien das ganze Leben mit der Fabrik verbunden und der Unternehmer stellte die Infrastruktur sowohl für die Arbeit als auch für das Privatleben und die Freizeit zur Verfügung.
Obwohl Ende der 20er-Jahre der wirtschaftliche Niedergang einsetzte und die Fabrik schließlich 2003 endgültig gesperrt wurde, ist die gesamte Anlage bis heute nahezu unverändert erhalten. Ein Spaziergang durch den Ort lohnt sich auf jeden Fall, die Häuser sind nach wie vor bewohnt und in den letzten Jahren wurde mit der Renovierung der Fabrik und anderer Einrichtungen begonnen.
Abgesehen von den schönen Industriegebäuden aus dem 19. Jahrhundert fasziniert die Anlage einer Idealstadt oder, wie die UNESCO formulierte: „Ein außergewöhnliches Beispiel des Phänomens Arbeiterstadt, als vollständigstes und am besten erhaltenes in Südeuropa“.
Tipps:
- Bester Aussichtspunkt über die Gesamtanlage: hinter der Kirche am Hügel gibt es ein Aussichtsbrücke mit Erklärungen
- Wie kommt man hin? Autobahn Mailand – Bergamo, Ausfahrt Capriate, ab hier ist der Weg ausgeschildert.
Empfehlung: 4*