Kritische Überlegungen zum Louvre Abu Dhabi

Die Zeitungen waren voll mit Jubelmeldungen über den neuen Ableger des Pariser Louvre in Abu Dhabi. Der spektakuläre Museumsbau von Jean Nouvel wird allgemein gewürdigt, allerdings mehren sich die kritischen Kommentare, die aufzeigen, dass hier mit einem äußerst zweifelhaften Kunstverständnis gearbeitet wird …

Wer sich in den Bann des Louvres in Abu Dhabi ziehen lässt, bezahlt dies mit dem Erbe der Aufklärung

https://www.nzz.ch/feuilleton/trotz-aller-widersprueche-ld.1328468

Brigitte Macron setzt im Louvre Abu Dhabi das falsche politische Signal

https://www.nzz.ch/feuilleton/hinter-den-kulissen-des-abu-dhabi-louvre-ld.1328125

Der Louvre Abu Dhabi wäscht die Kunst rein

http://www.sueddeutsche.de/kultur/louvre-abu-dhabi-das-weltmuseum-als-gebautes-moralisches-fragezeichen-1.3743862

Alt und neu – so geht’s: Jabornegg & Pálffy. Architekturprojekte im historischen Kontext

Das Benediktinerstift Altenburg im niederösterreichischen Waldviertel wurde zwar im 12. Jahrhundert gegründet und in der Barockzeit prachtvoll ausgebaut. Dass man hier auch zeitgenössische Architektur zu Wort kommen lässt, ist seit den Um- und Zubauten durch das Büro Jabornegg & Pálffy offensichtlich. Und so werden die Altane und neu gestalteten Kellergeschosse nicht nur „Rahmen für die Ausstellung, sondern gleichsam auch selbst zum Objekt der vorgestellten Planungsmethode“.

Blick in die Krypta

Georg Kargl (Fine Arts) vor dem Modell seiner BOX

Georg Kargl BOX

Elegante Details am Boden im Untergeschoß

Es ist die erste ausführliche Werkschau in Österreich. Anhand einer großen Zahl an Modellen lassen sich die behutsamen Eingriffe in historische Bausubstanzen nachvollziehen, immer wird dem alten Bauwerk Respekt entgegengebracht, ohne die moderne Formensprache zu verstecken.

Man fragt sich natürlich, wo diese vielen großen Modelle aufbewahrt normalerweise werden. Antwort: In einem eigens angemieten Lager.

Neue Tribüne für den Salzburger Domplatz

Aktuelles Großprojekt ist der Umbau des österreichischen Parlaments, hier wünsche ich den beiden starke Nerven!

Parlament

Ausstellung in Stift Altenburg bis 26.10.2017

Empfehlung: 4*

http://www.stift-altenburg.at/kultur-tourismus/retroperspektive/

http://www.jabornegg-palffy.at

http://www.georgkargl.com/

https://de.wikipedia.org/wiki/Stift_Altenburg

Meine ganz persönlichen Kultur-Highlights des Jahres 2016

Viel hat sich getan im gerade noch alten Jahr, über einiges habe ich auch berichtet. Hier noch eine kleine Zusammenfassung meiner ganz persönlichen Highlights des Kulturjahres 2016 (nicht über alle erschien auch ein Beitrag im Blog):

1          Platz 1 nimmt mein Besuch in der Mailänder Scala ein, den ich einem Freund zu verdanken habe. Das perfekte Stück für eine Wienerin in Italien, „Der Rosenkavalier“ unter Zubin Mehta (Regie Harry Kupfer), mit Sitz in der Königsloge und anschließender Feier mit einem Teil des Ensembles.

Highlight 2016

"Der Rosenkavalier"

„Der Rosenkavalier“

 

         Jardin Majorelles und Anima in/bei Marrakesch: Zwei Gärten, ganz verschieden in ihrer Ausrichtung, beide mit wuchernden Pflanzen und knalligen Farben.

Jardin Majorelles von Yves Saint Laurent und Pierre Bergé

Jardin Majorelles von Yves Saint Laurent und Pierre Bergé

Im Garten Anima von André Heller

Im Garten Anima von André Heller

 

3          Die Wiederentdeckung Berlins (aus privaten Gründen) mit einer Unzahl an Ausstellungen, Museen, Theatern, Konzerten….

Highlight 2016

 

         Immer wieder: Das Staatsballett unter Manuel Legris, wunderschöne Abende in der Staats- und Volksoper.

Highlight 2016

 

5          Die Aufführung von Beethovens 3. Symphonie „Eroica“ im Eroica-Saal durch die Wiener Akademie: Originalklang-Ensemble am Originalplatz der Uraufführung – was will man mehr?

Die Wiener Akademie

Die Wiener Akademie

Decke im Eroica-Saal

Decke im Eroica-Saal

 

6          Markus Meyer: Der Burgschauspieler konnte in ganz unterschiedlichen Rollen und mit vollem Körpereinsatz überzeugen: in „Coriolan“, „Der eingebildete Kranke“, „Der Diener zweier Herren“, „Ludwig II.“…

©Reinhard Werner

©Reinhard Werner

 

7          „Floating Piers“ von Christo am Lago d‘Iseo– ein Riesenauflauf, aber sehens- und erlebenswert.

Christos "Floating Piers"

Christos „Floating Piers“

 

8          Fondazione Prada in Mailand: weil spannende Kunst in toller Architektur.

Fondazione Prada

Fondazione Prada

 

9          Olafur Eliasson im Winterpalais: „Ein Zauberer mit Licht und Material“ hab ich’s genannt.

Olafur Eliasson im Winterpalais

Olafur Eliasson im Winterpalais

 

10          Eine Aufführung von „Don Giovanni“ in Bratislava: gute Inszenierung, gute Sänger, gute Preise, schnell von Wien aus zu erreichen – einmal etwas anderes.

"Don Gioavanni"

„Don Gioavanni“

Die Oper in Bratislava

Die Oper in Bratislava

Mit diesem Rückblick wünsche ich allen ein wunderbares, friedliches, erfolgreiches, gesundes Jahr 2017 – mit ganz vielen weiteren Kulturhighlights!

Neues aus Berlin, Teil 1 oder Die Stadt der ewigen Baustellen

Wer in Wien über die vielen Baustellen jammert, der soll einmal nach Berlin schauen!

Berlin

Berlin

Waren die Baumaßnahmen im Regierungsviertel in den Jahren bis ca. 2001 in der übrigen Stadt dank eines ausgeklügelten Ver- und Entsorgungssystems wenig spürbar, war die hässliche Fläche auf dem Potsdamer Platz endlich verbaut und hatte man den Eindruck, die Mitte ist wirklich die Mitte geworden, überziehen heute schon wieder Kräne und offene Schächte die Stadt.

Unter den Linden

Unter den Linden

Ein riesiges Projekt ist die Verlängerung der Linie U5 vom Alexanderplatz zum Brandenburger Tor. Das bedeutet, dass ein Spaziergang auf der Prachtstraße Unter den Linden im Moment ein enttäuschendes Erlebnis ist, denn der gesamte Straßenzug ist aufgegraben. Zusätzlich wird ein Teil der repräsentativen Bauten renoviert und versteckt sich hinter Abdeckplanen.

Unter den Linden

Unter den Linden

Der Abstecher auf die Museumsinsel kann auch warten – nach heftigen Streitereien, Architektenwechsel und diversen Umplanungen wird der Masterplan vom britischen Architekten David Chipperfield umgesetzt und soll angeblich ab 2017 die Museen mit neuem Eingangsgebäude verbinden. Aber im Moment: Baustelle.

Museumsinsel

Museumsinsel

Museumsinsel

Museumsinsel

Museumsinsel

Museumsinsel

Museumsinsel

Museumsinsel

Nur eine kleine Baustelle am Dom

Nur eine kleine Baustelle am Dom

Wieder zurück Richtung Alexanderplatz fällt der Blick auf eine der für mich absurdesten Baustellen der Stadt: auf den Neubau des Berliner Schlosses. Auch diesem Projekt gingen lange Diskussionen voran, ist der Platz doch historisch aufgeladen. Das auch Stadtschloss genannte Gebäude war seit dem Spätmittelalter das politische Zentrum der Mark Brandenburg. Im Laufe der Jahrhunderte erfolgten immer wieder Umbauten, mit Ausrufung der Weimarer Republik verlor es seine Funktion als Residenz. Nach schweren Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg und weiterem Verfall in der DDR-Zeit kam es 1950 schließlich zur Sprengung der letzten Reste. Auf einem Teil des Geländes entstand der inzwischen wieder verschwundene „Palast der Republik“, die restliche Freifläche schaute wie eine große Senke aus.

Hier ensteht das neue "Schloss"

Hier ensteht das neue „Schloss“

Dass hier eine neue Stätte für Kunst, Kultur und Wissenschaft – das Humboldtforum – entstehen soll, ist in Ordnung. Nicht in Ordnung finde ich allerdings die Rekonstruktion des Stadtschlosses – eine historisierende Fassade mit Kuppel und einem hässlichen Anbau. Die Jury lobte den Sieger des Architekturwettbewerbs, Franco Stella, dass er es schafft, „einerseits das Historische wieder entstehen zu lassen und andererseits eine moderne Antwort“ zu finden. Naja, für mich sind Rekonstruktionen in diesem Ausmaß ein völlig falscher Weg und Historisches kann nicht nachgemacht wieder entstehen.

Die Betonkuppel des neuen Schlosses

Die Betonkuppel des neuen Schlosses

Aber auch ehemaligen Westen tut sich an jeder Ecke eine Baustelle auf, so zum Beispiel am Kurfürstendamm beim Café Kranzler: Ende 2015 sperrte das Café zu, wird jetzt umgebaut und soll 2017 wieder eröffnen. Die Schilder vor dem Haus lassen allerdings nichts Gutes erahnen, wahrscheinlich ziehen große Modeketten ein (einer gehört das Café sowieso schon). Der Charme der 50er-Jahre-Architektur hatte schon etwas.

Berlin

Berlin

Alles in allem empfehle ich im Moment keine Besichtigungsreise nach Berlin – lieber noch 2 Jahre warten und dann alles ohne Baustellen genießen!

http://www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/hauptstadt/entwicklungsmassnahme/

https://de.wikipedia.org/wiki/Museumsinsel_(Berlin)#Masterplan_Museumsinsel

http://berliner-schloss.de/

Ausflug ins Barock: Schloss Hof des Prinzen Eugen

Schloss Hof hat sich in den letzten Jahren ordentlich herausgeputzt! Sehr viel Geld ist in die Restaurierung des stark heruntergekommenen Schlosses an der March geflossen und das Ergebnis kann sich sehen lassen!

Bernardo Bellotto, gen. Canaletto: Ansicht der Gartenseite (1759/60)

Bernardo Bellotto, gen. Canaletto: Ansicht der Gartenseite (1759/60)

Gartenseite: Unter Maria Theresia wurde das obere Stockwerk aufgesetzt.

Gartenseite: Unter Maria Theresia wurde das obere Stockwerk aufgesetzt.

Das Schloss an der Grenze zur Slowakei wurde von Prinz Eugen von Savoyen 1725 erworben und zu einem prächtigen Landsitz im barocken Stil ausgebaut (Architekt Johann Lucas von Hildebrandt). Nach seinem Tod und mehreren Besitzern wurde es Ende des 19. Jahrhunderts dem Heer zugeteilt,  im 2. Weltkrieg von der Wehrmacht genutzt und danach von der Roten Armee – kyrillische Schriftzeichen an den Wänden der Reithalle zeugen davon. Der riesige Gebäudekomplex mit einem der größten barocken Meierhöfe Europas verfiel … Den Anstoß zu einem ersten Renovierungsschub gab schließlich die NÖ Landesausstellung 1986. Seit damals werden das Schloss, die Nebengebäude und die Gärten langsam, aber stetig hergerichtet.

Blick auf die 3. Terrasse mit dem rekonstruierten Broderieparterre

Blick auf die 3. Terrasse mit dem rekonstruierten Broderieparterre

Schloss Hof

Obwohl die Arbeiten heute noch immer nicht fertiggestellt sind (das ganze obere Stockwerk liegt im Dornröschenschlaf), hat man als Besucher wieder einen Eindruck von der ehemaligen Pracht. Vor allem die barocke Bepflanzung wurde in akribischer Archivarbeit rekonstruiert und macht natürlich viel vom Reiz der Anlage aus.

Eine der beiden Orangerien

Eine der beiden Orangerien

Es ist ein wirklich empfehlenswertes Ausflugsziel geworden: Eine gut gemachte Ausstellung erklärt die Geschichte des Bauherrn Prinz Eugen, die verschiedenen Ausbaustufen des Schlosses und das Leben zwischen Barock, Rokoko und Klassizismus. Nutzgärten, Handwerkstuben, eine Schnapsbrennerei, ein Tiergarten und vieles mehr geben Programm für einen ganzen Tag – vor allem  für Kinder sind der Rundgang im Schloss und viele Spezialprogramme auch didaktisch gut aufbereitet.

Schlafzimmer

Schlafzimmer

Festsaal

Festsaal

Heuer als zusätzlicher Tipp: Im nahegelegenen Schloss Niederweiden findet bis 21.11. ein Teil der großen Franz Joseph-Ausstellung statt, „Jagd & Freizeit“.

Und wirklich kitschig wird es, wenn der Mond aufgeht...

Und wirklich kitschig wird es, wenn der Mond aufgeht…

Schloss Hof

https://www.schlosshof.at/

https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Hof

https://de.wikipedia.org/wiki/Eugen_von_Savoyen

Summer in the City: Paris – London – Venedig

Zwei spannende temporäre Installationen und ein Klassiker – hier 3 Kulturtipps für Städtereisen:

1.  „L’Observatoire de la lumière“, Fondation Louis Vuitton, Paris: Sicher eine tolle Adaptierung von Frank O. Gehry’s Museumsbau im Bois de Boulogne: Der französische Künstler Daniel Buren verwandelt über den Sommer die Glassegel in bunte Objekte, die bei starker Sonneneinstrahlung kräftig leuchten. Bis ??? (ein Enddatum habe ich nicht gefunden, wird wohl flexibel sein).

Fondation Louis Vuitton, bunt über den Sommer von Daniel Buren

Fondation Louis Vuitton, bunt über den Sommer von Daniel Buren

http://www.fondationlouisvuitton.fr/expositions/exposition-daniel-buren.html

 

2. Serpentine Pavilion and Summer Houses 2016, Kensington Gardens, London: Wahrscheinlich steht die Architektur des Pavillons im Vordergrund, die Besucher schauen sich in erster Linie den temporären Sommerpavillon an, den heuer der dänische Architekt Bjarke Ingels gestaltet hat. In der Serpentine Gallery wird die Ausstellung „Alex Katz: Quick Light“ gezeigt. Sommerpavillon bis 09.10.2016.

Serpentine Pavilion von Bjarke Ingels

Serpentine Pavilion von Bjarke Ingels

http://www.serpentinegalleries.org/exhibitions-events/serpentine-pavilion-and-summer-houses-2016

http://www.serpentinegalleries.org/

 

3. Und schließlich in Venedig die heurige Architektur-Biennale unter dem Motto „Reporting from the Front“ (kuratiert von Alejandro Aravena) in den Giardini und im Arsenale: Sozialpolitische Themen, Fragen der Architektur und Stadtplanung dazu, eventuell auch die eine oder andere Antwort. Hier sind es die Unterschiedlichkeit der Herangehensweise und wie die einzelnen Länder sich dem Thema nähern, die einen Besuch immer wieder zu einem Erlebnis machen. Bis 27.11.2016.

Alle 2 Jahre pilgert die Architekturwelt nach Venedig

Alle 2 Jahre pilgert die Architekturwelt nach Venedig

http://www.labiennale.org/en/architecture/exhibition/index.html

Sommerauftakt im Wolkenturm: Ein einmaliger Liederabend in Grafenegg

Minnelieder, mittelalterliche Gesänge, Mönche als Komponisten – kann das ein lustiger Abend werden? Das wollten offensichtlich viele herausfinden, denn das Konzert am letzten Juni-Samstag im Schlosspark von Grafenegg war gesteckt voll. Und die Erwartungen wurden nicht enttäuscht.

Grafenegg

Zum Auftakt der Sommerkonzerte im Jubiläumsjahr fand die Uraufführung von „Carmina Austriaca“ statt, einer Kantate, zusammengestellt aus der ältesten Musik Österreichs. Dabei handelt es sich um Lieder des 12. bis 15. Jahrhunderts, übertragen in unsere Zeit und für unsere Ohren von Michael Korth (Texte) und Gerald Wirth (Musik). Die Werke stammen aus dem Nibelungenlied und der Carmina Burana, von Walther von der Vogelweide, Oswald von Wolkenstein, Neidhart von Reuenthal und dem „Mönch von Salzburg“: Zum Teil sehr lustige, derbe Texte, zum Teil zarte Liebeslieder, dann wieder Lobpreisungen – eine sehr schöne Mischung.

Grafenegg

Die Sängerknaben im Gänsemarsch

Die Sängerknaben im Gänsemarsch

Ein großes Orchester (Niederösterreichische Tonkünstler, mit Spezialinstrumenten wie Dudelsack und Hackbrett), ein großer gemischter Chor (Slowakischer Philharmonischer Chor), die Wiener Sängerknaben, 4 Solisten (Regine Hangler, Katrin Wundsam, Kurt Streit, Peter Rose) und der dänische Dirigent Michael Schønwandt sorgten für die richtige Stimmung.

Grafenegg

„Klang trifft Kulisse“, der Werbespruch von Grafenegg traf an diesem Abend perfekt zu: Der Wolkenturm, die Open-Air Bühne im Schlosspark, ist sowohl für Musik- als auch für Architekturinteressierte einen Besuch wert (Entwurf: the next ENTERprise). „Durch sein Spiel mit Perspektive, Blickbeziehungen, Enge und Weite, mit Raumabschluss und Raumöffnung tritt er aktiv in einen Dialog mit der Gartenlandschaft.“ (Homepage Grafenegg).

Die Architektur des Wolkenturms von the next ENTERprise

Die Architektur des Wolkenturms von the next ENTERprise

Tipps:

  • In Grafenegg lässt sich ein wunderschöner Sommertag verbringen, mit Picknick im weitläufigen Schlosspark und abschließendem Konzert im Wolkenturm.
  • Rasenplätze rund um den Wolkenturm mit guter Sicht und Akustik kosten nur 10 Euro.
  • Das Programm kann sich sehen lassen: Von Franz Welser-Möst mit dem Cleveland Orchestra bis zu Christian Thielemann mit der Sächsischen Staatskapelle, von Swinging Hollywood bis zu Operette.
  • Bustransfer von Wien nach Grafenegg und retour.

Grafenegg

Grafenegg

https://www.grafenegg.com/de/programm-tickets/348-carmina-austriaca

https://www.grafenegg.com/de

https://www.grafenegg.com/de/grafenegg-entdecken

https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Grafenegg

Italienische Reise #7: Fondazione Prada, Mailand

Vor nicht ganz einem Jahr hat Mailands neue Kunst-Location eröffnet – die Fondazione Prada. Schön, dass ich vor kurzem die Gelegenheit hatte, den Vergleich mit der Fondation Louis Vuitton in Paris anzustellen.

Die ehemalige Schnapsbrennerei hat einen goldenen Turm bekommen (Foto: Bas Princen 2015 Courtesy Fondazione Prada)

Die ehemalige Schnapsbrennerei hat einen goldenen Turm bekommen (Foto: Bas Princen 2015 Courtesy Fondazione Prada)

Gold vor strahlend baluem Himmel

Gold vor strahlend blauem Himmel

Die Fondazione Prada liegt in keinem eleganten Stadtteil Mailands, sondern in der Nähe der Bahn im Süden, umgeben von Industriebrachen und Autowerkstätten. Umso auffälliger erhebt sich plötzlich ein goldener Turm (24 Karat vergoldet) aus dem unspektakulären Viertel. Der Niederländer Rem Koolhaas, schon seit vielen Jahren kongenialer Architektur-Partner von Prada (z.B. Prada Store in Manhattan von 2001), schuf auf dem Gelände einer ehemaligen Destillerie den adäquaten Rahmen für die Prada-Kunstsammlung und weitere Projekte und Veranstaltungen.

Fondazione Prada

goldenes Fassadendetail

goldenes Fassadendetail (Regenrinne)

Mit eleganten, aber kräftigen Akzenten wurden die alten Hallen renoviert und umgebaut, um sie für ihre neue Funktion tauglich zu machen. Dazu einige Neubauten, die sich einfügen, als wären sie immer schon dort gewesen. So ergibt das ein wirklich spannendes Kunstensemble: Ausstellungsräume, Freiräume, Bibliothek, Kino, Kinderakademie, ein noch in Bau befindlicher Turm für die Sammlung …

Fassadendetail

Fassadendetail

Fassadendetail

Fassadendetail

Besonders schön sind die unterschiedlichen Materialien, die immer neue Spiegelungen und Ansichten ermöglichen. Dementsprechend wird auch fleißig fotografiert, denn die Szenerie lädt zu Selfies und Porträts geradezu ein.

Fondazione Prada

Fondazione Prada

Fondazione Prada

Fondazione Prada

Und natürlich darf die Kunst selbst nicht vergessen werden. Bei meinem Besuch war es die große Ausstellung der polnischen Künstlerin Goshka Macuga „To the Son of Man Who Ate the Scroll“, die an drei Orten stattfindet: in der „Podium“ genannten, rundum verglasten Halle, in der ehemaligen Zisterne und in der Südgalerie.

Goshka Macuga „To the Son of Man Who Ate the Scroll“

Goshka Macuga „To the Son of Man Who Ate the Scroll“

Goshka Macuga „To the Son of Man Who Ate the Scroll“

Goshka Macuga „To the Son of Man Who Ate the Scroll“

Ein Besuch im Café sollte auch ein Fixpunkt sein, ist doch die „Bar Luce“ von Regisseur Wes Anderson (u.a „The Grand Budapest Hotel“) gestaltet. Er zitiert Fassaden- und Deckenelemente der Galleria Vittorio Emanuele und – recht konträr – Filme des italienischen Neorealismo wie Miracolo a Milano (Das Wunder von Mailand, 1951, Vittorio De Sica) und Rocco e i suoi fratelli (Rocco und seine Brüder, 1960, Luchino Visconti). Und die Mischung funktioniert!

in der "Bar Luce"

in der „Bar Luce“

"Bar Luce"

„Bar Luce“

Jukebox mit italienischen Oldies

Jukebox mit italienischen Oldies

Fazit: Während die Pariser Fondation Louis Vuitton von Frank O. Gehry eindeutig die offensichtlich spektakulärere Architektur bietet, überzeugt Koolhaas mit dezenter Zurückhaltung und einem gelungenen Raumkonzept der Innen- und Außengestaltung.

Fondazione Prada

http://www.fondazioneprada.org/

http://www.fondazioneprada.org/visit/visit-milano/

http://www.tagesspiegel.de/kultur/fondazione-prada-eroeffnet-in-mailand-im-wunderkammerland/11799008.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Rem_Koolhaas

http://oma.eu/

https://de.wikipedia.org/wiki/Wes_Anderson

Großes Theater: „Spettacolo barocco!“ im Theatermuseum

Es ist DIE Ausstellung im Theatermuseum in Wien. „Spettacolo barocco! Triumph des Theaters“ hätte keinen besseren Rahmen finden können als das barocke Stadtpalais des Fürsten Lobkowitz (ursprünglich Palais Dietrichstein, erbaut 1685-1687), in dem sich seit 1991 das Theatermuseum befindet. Ein Grund, zu feiern und eine der wichtigsten Ausstellungen zur Theatergeschichte endlich zu realisieren!

Kuratiert wurde die Ausstellung von Andrea Sommer-Mathsi (gemeinsam mit Daniela Franke, Rudi Risatti und Alexandra Steiner-Strauss)

Kuratiert wurde die Ausstellung von Andrea Sommer-Mathis (gemeinsam mit Daniela Franke, Rudi Risatti und Alexandra Steiner-Strauss)

Das Theatermuseum verfügt über eine Fülle an Objekten zu diesem Thema und konnte aus dem Vollen schöpfen, ergänzt durch spektakuläre Leihgaben z.B. aus Český Krumlov.

Kaiser Leopold I. mit seiner Frau Margarita Teresa in Kostümen für "La Galatea" 1667

Kaiser Leopold I. mit seiner Frau Margarita Teresa in Kostümen für „La Galatea“ 1667

Bei cder Eröffnung gab sich Leopold I. dei Ehre :)

Bei der Eröffnung gab sich Leopold I. die Ehre 🙂

Gerade im Theater wurde die barocke Üppigkeit besonders gut um- und eingesetzt, wobei hier nicht nur Theateraufführungen im heutigen Sinn zu verstehen sind, sondern auch pompöse Opernaufführungen, Rossballette, inszenierte Schlittenfahrten, Festzüge, höfische Feste und kirchliche Inszenierungen.

Ein Film zeigt das Heilige Grab im Stift Zwettl, das wie eine Theaterbühne aufgebaut ist.

Ein Film über das Heilige Grab im Stift Zwettl, das wie eine Theaterbühne aufgebaut ist.

Originalkostüme aus Český Krumlov

Originalkostüme aus Český Krumlov

Theaterhut aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts

Theaterhut aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts

Schuhe mit stilisierten Krallen, 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts

Schuhe mit stilisierten Krallen, 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts

All diese Facetten werden in der umfangreichen Schau gezeigt – es ist auch ein Fest fürs Auge: bunte Originalkostüme und Masken, Kulissen, Regenmaschinen, Bilder des Kaisers im Opernkostüm und vieles mehr entführen in die Welt des Barock.

Kostümdetail

Kostümdetail

„Spectacle müssen seyn“ (Zitat Maria Theresia?) – auch heute noch. Und dafür lohnt sich der Besuch im Theatermuseum!

Pantalone, Arlecchino, CapitanoLodovico ( Ottavio Burnacini, Wien um 1680) © Theatermuseum, Wien

Pantalone, Arlecchino, CapitanoLodovico ( Ottavio Burnacini, Wien um 1680) © Theatermuseum, Wien

Der Wettstreit von Luft und Wasser. Die Luft, Festwagen, Wiener Rossballett, 1667 (Kupferstich von Gerard Bouttats nach Nikolaus van Hoy) © Theatermuseum, Wien

Der Wettstreit von Luft und Wasser. Die Luft, Festwagen,
Wiener Rossballett, 1667
(Kupferstich von Gerard Bouttats nach
Nikolaus van Hoy)
© Theatermuseum, Wien

Fortsetzung folgt mit „Feste feiern“ im Kunsthistorischen Museum …

Tipps:
• Kuratorenführungen
• Theater- und Musikaufführungen
• Commedia dell’arte-Workshop

Empfehlung: 4*

http://www.theatermuseum.at/

http://www.theatermuseum.at/vor-dem-vorhang/ausstellungen/spettacolo-barocco/

„Against Design“ – die große Josef Frank-Ausstellung im MAK

Bereits im Oktober habe ich eine Zusammenfassung über die geplanten Aktivitäten in Wien zum Thema „Josef Frank“ geschrieben https://kulturmischmasch.com/2015/10/07/josef-frank-special/.

Josef Frank

Seit 15.12.2015 hat nun die große Ausstellung über alle Facetten des Künstlers Josef Frank geöffnet. Schande über mich – ich habe zwar die Eröffnung besucht, komme aber erst jetzt dazu ….

Josef Frank

Josef Frank

Es ist eine umfassende Schau, die Frank als Architekt, Stadtplaner, Möbel- und Stoffdesigner, als Maler und als Utopist zeigt. Als Gastkurator wurde der Wiener Architekt Hermann Czech gewonnen, der Student bei Ernst Plischke war, der wiederum bei Josef Frank studierte. Ein netter Kreisschluss.

Die Ausstellung wird vor allem Franks vielfältigem Wirken gerecht. Sie ist sehr umfangreich, wartet mit einer Fülle an Material auf, erlaubt aber dennoch, sich mit einzelnen Aspekten zu beschäftigen und anderes im Vorbeigehen schneller zu erledigen.

Die berühmten Stoffmuster für Svenskt Tenn

Die berühmten Stoffmuster für Svenskt Tenn

Vor einigen Jahren konnte ich die Villa Beer in Hietzing besuchen (Entwurf gemeinsam mit Oskar Wlach), die zu einem großen Teil original erhalten ist und sogar noch diverse Einbauten, Frank-Möbel sowie Heizkörper und Armaturen besitzt. Strenge denkmalschützerische Auflagen machten damals einen geplanten Verkauf (nicht an mich!) problematisch. Anhand dieses Beispiels ließ sich ein ganz besonderes Raumgefühl erleben und der Sinn der Möblierung erfassen, die sich nicht an kurzfristigen Moden orientierte, sondern die Gemütlichkeit und Brauchbarkeit an erste Stelle setzte. Ich habe auch das Gefühl, dass Frank nie sich selbst als Architekt in den Vordergrund stellen wollte, es aber auch nicht nötig hatte, da die Qualität seiner Entwürfe sowieso für ihn sprach – und noch heute spricht.

Villa Beer in Hietzing

Villa Beer in Hietzing

Villa Beer - Blick von der Empore ins Wohnzimmer

Villa Beer – Blick von der Empore ins Wohnzimmer

Mit seiner Meinung „dass das Einfamilienhaus die Grundlage unserer gesamten modernen Baukunst und unserer Stadtanlagen ist“ würde Frank heute allerdings nicht mehr weit kommen – Verdichtung ist nicht nur in den Städten, sondern auch immer mehr im ländlichen Ortsbereich angesagt. In der Wiener Werkbundsiedlung konnte er jedoch seine und die Ideen seiner Zeitgenossen umsetzen.

Frank als Von Frank stammte der "Generalplan" für die Wiener Werkbundsiedlung (eröffnet 1932)

Von Frank stammte der „Generalplan“ für die Wiener Werkbundsiedlung (eröffnet 1932)

Frank-Haus in der Werkbundsiedlung

Frank-Haus in der Werkbundsiedlung

In der Ausstellung stößt man auch immer wieder auf liebevoll gemalte Aquarelle, eine Technik, die er für (Fantasie)Entwürfe ebenso verwendete wie für stadträumliche Überlegungen.

Wohngebiet einer Stadt mit 20.000 Einwohnern

Wohngebiet einer Stadt mit 20.000 Einwohnern

Fantasie-Entwurf

Fantasie-Entwurf

Accidental House

Accidental House

Ob Rolf Kauka für Onkel Knox' Haus (Fix & Foxi) Anleihen bei Frank genommen hat?

Ob Rolf Kauka für Onkel Knox‘ Haus (Fix & Foxi) Anleihen bei Frank genommen hat?

Die Ausstellung ist noch bis 03.04.2016 geöffnet, Begleitprogramm bitte im Internet nachschauen. Hier nur einige Empfehlungen:

• Kuratorenführungen (09.02., 25.02., 17.03.)

• Vorträge:
Friedrich Kurrent (24.1.2016, 16:00 Uhr)
„Josef Frank in Wien wieder bekannt gemacht“

Otto Kapfinger (28.2.2016, 16:00 Uhr)
„Josef Frank – Stadtbaukunst von unten. Wien 1923/24: Versuch des Generalsiedlungsplans. Eine Vision und ihre aktuellen Facetten“

Hermann Czech (13.3.2016, 16:00 Uhr)
„Überlegungen zu Josef Frank und against Design“

• Filmvorführung über die Wiener Werkbundsiedlung

• MAK on Tour Special: Führungen zur Villa Beer und zur Werkbundsiedlung – sind offenbar ausgebucht, aber es gibt sicher eine Warteliste und erfahrungsgemäß fällt immer jemand aus.

• Wie immer im MAK: Jeden Dienstag ab 18:00 Uhr ist der Eintritt frei (geöffnet bis 22:00 Uhr)

Der Katalog ist um 51,40 EUR leider kein Schnäppchen

Der Katalog ist um 51,40 EUR leider kein Schnäppchen

Empfehlung: 3,5* (0,5* sind der leichten Unübersichtlichkeit geschuldet)

http://www.mak.at/aktuell?set-ad=y&article_id=1419779770297

http://www.nextroom.at/building.php?id=2368

https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Czech