Endlich geschafft: Die große Velázquez-Ausstellung im KHM!

Die Ausstellung läuft bereits seit 28. Oktober, jetzt während der Feiertage (und mit hunderten Touristen) habe ich endlich auch eine Besuch geschafft. Es war nicht ganz so schlimm wie die Schlangen vor dem Kunsthistorischen Museum befürchten ließen, in den Räumen hat es sich dann doch recht verteilt.

Diego Velázquez

Sylvia Ferino, die scheidende Direktorin der Gemäldegalerie, hat sich diese Schau als Abschiedsgeschenk gewünscht und ihre internationalen Beziehungen eingesetzt, um die erste umfassende Velázquez-Ausstellung in Wien mit Leihgaben aus der ganzen Welt bestücken zu können.

Diego Velázquez, Infantin Margarita

Diego Velázquez, Infantin Margarita

Der aus Sevilla stammende Maler Diego Velázquez (1599–1660) konnte sich mit seiner Übersiedlung nach Madrid als Hofmaler etablieren. Zu seinen berühmtesten Bildern zählen zweifellos die höfischen Porträts (Philipp IV., die Königinnen und die Infantinnen), doch faszinierender, weil wesentlich moderner in der Darstellung und im Ausdruck, finde ich die Genrebilder und die sog. Historienmalerei. Hier standen einfache Leute und wahrscheinlich Familienmitglieder Modell, ihre Gesichter wirken wie aus dem Leben gegriffen.

Diego Velázquez, Philipp IV.

Diego Velázquez, Philipp IV.

Diego Velázquez, Philipp IV.

Diego Velázquez, Philipp IV.

Ein Werk von Velázquez, das gleich mehrere Rätsel aufgibt, die sicher nie restlos geklärt werden können, hängt als Fotokopie im Hauptraum: „Las Meninas“ („Die Hoffräulein“) kann aufgrund seiner Größe und seines Wertes heute den Prado nicht mehr verlassen. Generationen von Kunsthistorikern haben sich die Köpfe darüber zerbrochen, ob das Bild einen tieferen Sinn hat, der sich nur dem kundigen Betrachter erschloss, ob das Königspaar in einem Spiegel zu sehen ist oder sich nur ein Gemälde spiegelt, wann der Maler das Kreuz als Mitglied eines Ritterordens auf die Brust bekommen hatte und so weiter und so fort. Das Bild wurde vermessen, Achsen eingezeichnet, Modelle gebaut – einige Diskussionen sind im Zuge der Ausstellung in Wien gerade am Laufen.

So spannend die Beschäftigung mit ungeklärten Fragen ist, ich würde dennoch empfehlen, die Gemälde möglichst unvoreingenommen zu betrachten und sich an den Kleidern der Infantinnen, den nie spöttischen Darstellungen der Hofzwerge, den Gesichtern der Heiligen 3 Könige oder dem schönen Rücken der Venus zu erfreuen. Mit seinem leicht-flockigen Pinselstrich gelang es dem Künstler, auch mit weniger Detailverliebtheit als manche Zeitgenossen das Wesentliche zu erfassen und uns damit heute noch in Erstaunen zu versetzen.

Diego Velázquez, Hl. Petrus

Diego Velázquez, Hl. Petrus

Diego Velázquez, Die Anbetung der Könige

Diego Velázquez, Die Anbetung der Könige

Tipps:
• Der Kauf einer Jahreskarte um 34 € zahlt sich aus; sie berechtigt außerdem zum Eintritt in die Neue Burg, in die Schatzkammer, die Wagenburg, ins Schloss Ambras Innsbruck und ins Theatermuseum.
• Jeden Donnerstag ist bis 21.00 Uhr geöffnet und wirklich viel weniger los.

Die Ausstellung ist bis 15.02.2015 geöffnet.

http://www.khm.at/besuchen/ausstellungen/velazquez/

Empfehlung: 4*, denn in dieser Vielfalt wird das Werk von Velázquez so bald nicht mehr zu sehen sein.

Stille Nacht, Heilige Nacht

Auch in der Weihnachtsnacht war ich in „kultureller Mission“ unterwegs.

Hier der Klang der Pummerin, der berühmten Glocke im Stephansdom in Wien, die zur Mitternachtsmette läutet.

Ich wollte allerdings in der Jesuitenkirche die Messe hören; hier wurde die Krönungsmesse von Wolfgang Amadeus Mozart aufgeführt, gesungen von der Chorvereinigung St. Augustin, also einem der besten Kirchenchöre in Wien. Und im Anschluss daran noch ein besonderes Gustostück, die Toccata in F-Dur von Charles-Marie Widor, die der Organist Georg Gruber traditionell zum Ausklang spielt.

Jesuitenkirche Wien, Organist Georg Gruber

Seit Ende November kann zudem im Kircheninneren eine auffällige Kunstinstallation besichtigt werden, TO BE IN LIMBO – Eine Installation von Steinbrener/Dempf & Huber. Es handelt sich um eine riesige Felsnachbildung, angelehnt an René Magrittes Gemälde „Das Pyrenäenschloß“ und in Dialog mit der barocken Innenraumgestaltung von Andrea Pozzo. Alles schwebt, ist nicht das, wofür man es im ersten Moment hält (Scheinarchitektur) und löst die Wirklichkeit auf.

Jesuitenkirche Wien

Ob es eine gelungene Kunstintervention ist, davon sollte man sich selbst ein Bild machen. Mir ist das Riesending mitten im Kirchenraum zu dominant, es blockiert den Blick auf den Hochaltar und mindert das gesamte Raumgefühl. Aber Mut kann man den Jesuiten, in diesem Fall v.a. Georg Schörghofer, Kunsthistoriker und Rektor der Jesuitenkirche, nicht absprechen, denn für Diskussionsstoff ist gesorgt.

Jesuitenkirche Wien

Bis 2 Wochen nach Ostern bleibt das Kunstwerk in der Kirche hängen. Unabhängig davon empfiehlt sich eine ausführliche Besichtigung des Innenraums mit seinen Fresken.

Und hier noch ein weihnachtlicher Gruß, das Lied „Stille Nacht, Heilige Nacht“ (Chorvereinigung St. Augustin), aufgenommen von der Orgelempore (daher etwas unscharf und mit Kunstwerk im rechten Teil).

http://www.jesuitenwien1.at/index.php?id=298
http://de.wikipedia.org/wiki/Jesuitenkirche_%28Wien%29
http://www.jesuitenwien1.at/index.php?id=256

Empfehlung: 3*

Zum Winterbeginn

Schnee ist zwar weit und breit nicht zu sehen, dafür hier eine Zusammenstellung der „19 besten Schneebilder“ (lt. Huffington Post).

http://www.huffingtonpost.com/2014/12/19/snow-in-art_n_6357618.html?utm_hp_ref=arts

 

 

Ein MUSS – die Ausstellung „Josef Hoffmann. Adolf Loos“ im MAK

Zu Jahresende startete die Jubiläumsausstellung zum 150. Geburtstags des Museums für Angewandte Kunst (MAK), das 1863 als „k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie“ gegründet wurde.

Seit der Übernahme der Direktion durch Christoph Thun-Hohenstein scheint wieder Ruhe eingekehrt zu sein und das MAK kommt mit seinen Ausstellungen und nicht mit den Eskapaden des Direktors in den Medien vor.

Und mit dieser Ausstellung hat sich das Museum ein besonders schönes Geburtstagsgeschenk gemacht und dabei zwei Wegbereiter der Moderne in den Mittelpunkt gestellt, ohne die ein modernes Wien kaum vorstellbar ist: Josef Hoffmann und Adolf Loos, zwei Architekten und Designer, die unterschiedliche Ansätze hatten – und auch nicht mit gegenseitigen Vorwürfen über die Arbeiten des anderen sparten.

Otto Wagner, Modell des Portals Depeschenbüro "Die Zeit"

Otto Wagner, Modell des Portals Depeschenbüro „Die Zeit“

Josef Hoffmann, Villa Primavesi

Josef Hoffmann, Villa Primavesi

 

Adolf Loos, Villa Rufer

Adolf Loos, Villa Rufer

 

Josef Hoffmann, Boudoir d’une grande vedette (Rekonstruktion)

Josef Hoffmann, Boudoir d’une grande vedette (Rekonstruktion)

Das MAK selbst kann aus der Zeit um 1900 ja aus dem Vollen schöpfen und sowohl zur Vorgeschichte als auch zum Fortwirken der beiden eine Riesenmenge an Objekten bieten. Ergänzt werden die eigenen Bestände durch Architekturmodelle, private Leihgaben und Rekonstruktionen ganzer Räume. Extra aufgelegt wurde zu diesem Anlass auch eine neue Glasserie nach Loos-Entwürfen bei Lobmeyr und ich sah zum ersten Mal das Modell für den Wettbewerb der Kirche am Mexikoplatz – wirklich schade, dass nicht der Loos-Plan genommen wurde und so ein zweiter Großbau in Wien von ihm existiert.

Tipps:
• Ausreichend Zeit für den Besuch nehmen.
• Jeden Dienstag 18:00-22:00 Uhr ist der Eintritt frei.
• Einen Vortrag oder eine Filmvorführung zur Ausstellung besuchen.

Die Ausstellung ist bis 19.04.2015 geöffnet.

http://www.mak.at/jart/prj3/mak/main.jart?content-id=1343388632770&rel=de&article_id=1381315858644&event_id=1381315858673&reserve-mode=active

Empfehlung: 4*

„La serva padrona“, eine Opera buffa von Giovanni Battista Pergolesi im KONS.theater

Die Produktion des Masterstudiengangs Oper am Wiener Konservatorium brachte „La serva padrona“, eine kurzweilige Oper von Pergolesi, im hauseigenen Theater zur Aufführung: ein unterhaltsamer Abend mit dem Opernachwuchs in der schönen Ausstattung von Gilles Gubelmann (leider nur am vergangenen Montag).

Serva padrona Serva padrona

Serva padrona

Serva padrona

Musikalische Leitung: Niels Muus
Regie: Wolfgang Gratschmaier
Bühnenbild, Kostüme: Gilles Gubelmann
Produktionsleitung: Stefanie Kopinits
Italienischcoach: Magdalena Renwart

Mit Joanna Lissai, Maria Nazarova, Ogulcan Cinar, Frédéric Pfalzgraf (alle Masterstudim Oper); Florian Appelius (Studiengang Schauspiel)
Streichquintett: Liubov Kalmykova, Nadezda Kalmykova, Ekaterina Timofeeva, Vera Turgeneva, Markus Mathias Ess

http://www.konservatorium-wien.ac.at/veranstaltungen/uebersicht/veranstaltung-details/event/199001310050/la-serva-padrona-die-magd-als-herrin-1/

Ewald Palmetshofers ‹die unverheiratete› im Akademietheater

Gleich vorweg: Mir hat sich das Stück nicht auf den ersten Blick erschlossen, einiges wird erst nach Beschäftigung mit dem Autor und dem Text klarer. Und dieser Text ist ein sehr künstlicher, oft in Versen, oft abgehackt. Und doch sehr schön zum Zuhören, da die Sprache mich wirklich beeindruckt hat.

 

Der Geschichte liegt eine wahre Begebenheit zugrunde: die Vernaderung eines jungen Deserteurs kurz vor Ende des 2. Weltkrieges, irgendwo auf dem Land, seine Hinrichtung und der danach stattfindende Prozess plus Verurteilung der Denunziantin. Dieses Geschehen wirkt bis in die nächste und übernächste Generation weiter …

Eine Bühne voll mit Gräbern - am Ende ist alles verwüstet

Eine Bühne voll mit Gräbern – am Ende ist alles verwüstet

Elisabeth Orth, Christiane von Poelnitz und Stefanie Reinsperger spielen fulminant die 3 Generationen, dazu kommen die 4 Schwestern als eine Art Chor (allerdings wird abwechselnd gesprochen) und damit ist, wie in „Die lächerliche Finsternis“ die reine Frauenbesetzung vollzählig. Stefanie Reinsperger hat übrigens dort eine noch tollere Leistung hingelegt.

Die 4 (teils gruseligen) Schwestern

Die 4 (teils gruseligen) Schwestern

Und so sagt sie als „Junge“ diese Worte, die ich als Stadtmensch gerne höre 🙂 :

„weil Mutti in der Stadt da wird das Haar nicht fett da schaut man von Natur aus immer prächtig aus“

http://www.burgtheater.at/Content.Node2/home/spielplan/event_detailansicht.at.php?eventid=963619018

Bewertung: 3*

Eine total schräge Zusammenstellung – unbedingt anschauen!

Schwere Entscheidung, aber mein Lieblingsbild ist # 6 – have fun!

Albrecht Dürer, Weinender Cherubin (1521)

Albrecht Dürer, Weinender Cherubin (1521)

Eine Zusammenstellung von häßlichen / skurrilen / komischen Baby-, Engels-, Jesuskind-Bildern aus dem großen Fundus der Kunstgeschichte.

http://www.buzzfeed.com/hannahjewell/renaissance-babies-who-cant-even

 

Und noch ein paar Nachwuchskünstler: Fidelio-Wettbewerb des Konservatoriums Wien

Seit 2002 findet der Fidelio-Wettbewerb statt, um jungen Künstlern der Privatuniversität Konservatorium Wien die Möglichkeit zu geben, sich vor einer Fachjury und interessiertem Publikum zu präsentieren – und im besten Fall in die Hauptrunde zu kommen und damit ein Stipendium zu gewinnen.

Die Preisträger in der Sparte Fidelio.Kreation.Laboratorium.Werkstatt

Die Preisträger in der Sparte Fidelio.Kreation.Laboratorium.Werkstatt

Die Preisträger in der Sparte Fidelio.Kreation.Laboratorium.Werkstatt

Die Preisträger in der Sparte Fidelio.Kreation.Laboratorium.Werkstatt

Besuchte ich in den letzten Jahren die Sparte Fidelio.Spezial im RadioKulturhaus, wollte ich heuer schauen, was in der Sparte Fidelio.Kreation.Laboratorium.Werkstatt im Porgy & Bess geboten wird.

Im Porgy & Bess kommen Perfomances zur Aufführung, die von den Studenten selbst kreiert, komponiert, choreographiert und schließlich aufgeführt werden. Genreübergreifend verschwimmen die einzelnen Kunstrichtungen (Video, Musik, Tanz, Schauspiel, Gesang), es ist beeindruckend, welche Kreativität sich hier entfaltet!

Fidelio-Wettbewerb

http://www.konservatorium-wien.ac.at/studium/fidelio-wettbewerb/

http://www.porgy.at/

 

„Dial M for Murder“ im Vienna English Theatre

Leider nur mehr ein paar Tage läuft das Stück Dial „M“ for Murder von Frederick Knott. Besser bekannt als das Theaterstück ist vermutlich der Hitchcock-Film „Bei Anruf Mord“ mit Grace Kelly.

Dial "M" for Murder

Doch dem Englischen Theater gelang mit dieser Inszenierung eine wirklich gelungene Aufführung, genauso, wie man sich ein englisches Kammerspiel vorstellt. Und obwohl ich den Inhalt kenne, hat mich die spannende Krimihandlung bis zum Ende gefesselt. Wenn ich es recht überlege, habe ich schon lange keine wirklich schlechte Produktion im Vienna English Theatre gesehen, und sollte wohl öfter einen Besuch einplanen.

Vienna English Theatre - Deckendetail

Vienna English Theatre – Deckendetail

Vienna English Theatre - Vienna English Theatre

Vienna English Theatre – Deckendetail

http://www.englishtheatre.at/english/whats-on/dial-m-for-murder.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Bei_Anruf_Mord

Bewertung: 3*

Großer Applaus für ein seltenes Hörerlebnis

Der zweite Teil des Zyklus RE-SOUND Beethoven fand letzten Sonntag im Niederösterreichischen Landhaus statt. Wie schon in einem Blog-Beitrag erwähnt, haben sich Dirigent Martin Haselböck und die Wiener Akademie vorgenommen, alle Beethoven-Symphonien (die ja alle in Wien uraufgeführt wurden) an Originalschauplätzen mit alten Instrumenten wiedererklingen zu lassen.

Vortrag Klaus Aringer

Vortrag Klaus Aringer

Im prächtigen Landtagssaal, den offensichtlich viele Besucher vorher nicht kannten, gab Klaus Aringer von der KunstUni Graz einen Einführungsvortrag in die Orchestrierung Beethovens, besonders schön, dass das Orchester die Erklärungen gleich akustisch umsetzen konnte.

 

Die Wiener Akademie im Landtagssaal

Die Wiener Akademie im beeindruckenden Landtagssaal

Danach standen die Musik zu einem Ritterballett (hab ich vorher noch nie gehört, ist für Graf Waldstein für eine private Feier komponiert worden und auf jeden Fall sehr kurzweilig), 12 Deutsche Tänze und 2 Arien, gesungen von Wolfgang Bankl, auf dem Programm.

ReSound Beethoven im Niderösterreichischen Landhaus

Die Wiener Akademie und Wolfgang Bankl

Und natürlich das Hauptwerk des Tages, die 1. Symphonie. Dieses Werk wurde im alten Hoftheater uraufgeführt und da es heute nicht mehr existiert, wich man in das Palais in der Herrengasse aus, das zu Beethovens Zeiten einer der wichtigsten Konzertsäle war.

Die Musik klingt hier anders als in den gewohnten Sälen, der Boden vibriert, im Zwerchfell spürt man die Bässe und Pauken … Wenn die Leute vor lauter Begeisterung nicht gleich hineinklatschen würden, sondern zumindest die letzten Töne verhallen lassen könnten, wäre das Hörerlebnis perfekt!

http://www.wienerakademie.at/jart/prj3/wak/main.jart?rel=de&content-id=1395668930992&reserve-mode=active