Und das ist hier wörtlich gemeint: Thomas Melle, der deutsche Autor, leidet an einer bipolaren Störung bzw. manisch-depressiven Krankheit. Diese Krankheit beschrieb er schon in seinem 2016 erschienen Buch „Die Welt im Rücken“, die nun dramatisiert im Akademietheater uraufgeführt wurde.
Für die einzige Rolle des Stücks konnte man eigentlich keinen besseren als Joachim Meyerhoff finden, der seine Kindheit in einer psychiatrischen Anstalt verbrachte (sein Vater war Anstaltsdirektor, die Familie lebte auf dem Gelände) und seine Jugend ja auch in den Projekt „Alle Toten fliegen hoch“ zum Thema macht.
Erleben kann man im Akademietheater einen fast dreistündigen Monolog, in dem die Auf und Abs der Krankheit aus der Sicht des Betroffenen erzählt werden: Bei Melle dauern die Phasen offenbar sehr lange, von bis zu einem Jahr ist die Rede. Wie empfindet der Kranke selbst die unterschiedlichen Zustände, wie wirkt er auf seine Umwelt, wie seine Umwelt auf ihn? Ich glaube, selten wurde diese Krankheit so unaufgeregt, zeitweise wirklich amüsant, dabei nie nach Mitleid heischend dargestellt.
Und über Joachim Meyerhoff ist bereits so viel gesagt und geschrieben worden, ich kann nur wiederholen: ein wirklicher Ausnahmeschauspieler, der in dem Stück (wie schon oft) an die Grenzen der körperlichen Belastbarkeit geht.
Regie: Jan Bosse, der auch für die Inszenierung von „Robinson Crusoe“ mit Meyerhoff verantwortlich war und dort Zuschauer und Schauspieler Platz tauschen ließ.
Wahrscheinlich wird es ein ziemliches G’riß um die Karten geben, auch die Stehplätze waren bummvoll.
Empfehlung: 4*
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