In den Medien war es nicht zu übersehen: William Shakespeares „Coriolan“ (selten gespielt) kommt ins Akademietheater. Das wäre noch kein Grund für den Wirbel im Vorfeld gewesen, doch die Besetzung war es: Elisabeth Orth, die Doyenne des Burgtheaters, tritt als Mutter-Sohn-Gespann mit ihrem Sohn Cornelius Obonya auf. Um das family business komplett zu machen: Regie führt die Schwiegertochter / Ehefrau Carolin Pienkos.
Jetzt geht man mit großen Erwartungen in ein solcherart angekündigtes Stück – und zumindest ich wurde nicht enttäuscht. Packend, wenn auch mit nicht ganz neuen Stilmitteln, wird das Schicksal des Feldherren Coriolanus gezeigt, der von der Mutter für Krieg und Höheres (Konsul) erzogen wurde.
Dem gegenüber steht das Volk – dumm, leicht zu gängeln, zu empören und zu verführen. Und mit dem Coriolan so gar nichts anzufangen weiß. Seine Meinung dazu: „Herrschaft des Volkes heißt, dass die Regierung nichts beschließen kann ohne die Zustimmung der Dummen“. Naja, wenn man dieses Volk auf der Bühne sieht und sich dann im richtigen Leben umschaut, kommt man ins Nachdenken.
Die Sympathie schwankt zwischen dem zwar hungrigen, aber doch einfältigen Volk, das den im eigenen Interesse handelnden Tribunen auf den Leim geht, und dem hochnmütigen Feldherren, der lieber die Stadt verlässt, als mit dem Volk „ins Bett zu gehen“. Wie weit muss man sich als Politiker verbiegen, um an die Macht zu kommen und dort zu bleiben?
Sehr aktuell, das ganze Stück und doch vor über 400 Jahren geschrieben. Manches ändert sich scheinbar nie.
Noch zu erwähnen: Ein eiskaltes Bühnenbild in grauen und schwarzen Tönen, auch die Kostüme lassen praktisch keine Farbe zu. Nur der Mutter und der Ehefrau Coriolans werden rote Farbtupfer (Handschuhe bzw. Schuhe) zugestanden.
Es hat nicht allen gefallen, von meiner Seite aus jedoch:
Empfehlung: 4*
https://de.wikipedia.org/wiki/Gnaeus_Marcius_Coriolanus
https://de.wikipedia.org/wiki/Coriolanus_(Shakespeare)
https://www.burgtheater.at/Content.Node2/home/spielplan/premieren/Coriolan.at.php