Einige Eindrücke von meiner letzten Singapur-Reise – bei den Bauten zeigt sich wieder einmal Singapurs Ziel, bei allem möglichst zu den Besten, Größten, Schnellsten, Innovativsten zu gehören. Das lässt sich der Stadtstaat einiges kosten, hier werden (v.a. für Österreich) unglaubliche Summen in Forschung investiert, es wird versucht, die besten Leute weltweit nach Singapur zu holen und so entstehen in jedem Fall Projekte, die einem zunächst nach Luft schnappen lassen. Bei genauerer Betrachtung ist dann allerdings nicht alles so gold, wie es glänzt.
Gardens by the Bay
Die riesige Gartenlandschaft im Süden Singapurs wurde auf aufgeschüttetem Land errichtet und zwar schon 2012 eröffnet, ist aber so spektakulär, dass sie hier Erwähnung finden muss. Die Vision dahinter ist die Entwicklung zu einer „City in the Garden“, von der Regierung bereits im Jahr 2003 als Devise ausgegeben. Intensive Forschungen in den Bereichen Ökologie, Botanik, Gartengestaltung etc. flossen in die Projektarbeit ein und werden laufend weiterentwickelt.
Neben den beiden Glashäusern (der Flower Dome natürlich das größte, vollklimatisierte Gewächshaus der Welt) – entworfen und realisiert von den britischen Architekten Wilkinson Eyre Architekten in Zusammenarbeit mit Grant Associates, Atelier One und Atelier Ten – bilden die Supertrees die spektakulären Eyecatcher. Bei diesem ökologischen Prestige-Projekt Singapurs wird die Elektrizität für Beleuchtung und Kühlung mittels Photovoltaik erzeugt, Regen in den Supertrees gesammelt und für die Bewässerung bzw. weitere Kühlung verwendet.
Besonders in der Dämmerung und nach Sonnenuntergang empfiehlt sich ein Spaziergang durch die erleuchtete Parklandschaft.
http://www.gardensbythebay.com.sg/en/home.html
http://www.livinggarden-gartengestaltung.at/gardens-by-the-bay-singapurs-supergarten/
Marina Bay Sands
Auch dieser Komplex auf teilweise dem Meer abgerungenem Land ist schon 3 Jahre alt, doch in der Skyline von Singapur so dominierend, dass ich einige Bilder posten möchte.
Bestehend aus einem Hotel, einem Kongresszentrum, Theater, Casino, Restaurants, Einkaufsmalls und Museum wurde hier ein neuer Stadtteil an der Marina Bay geschaffen und gegen Süden die Bucht damit „eingerahmt“. Moshe Safdie zeichnete für die Architektur verantwortlich und ihm ist hier tatsächlich etwas Einmaliges gelungen. Ich meine damit weniger die Innenräume, die kühl und elegant wirken, sondern die Gesamtwirkung der drei Hoteltürme, die durch den 146 m langen Infinity-Pool verbunden werden.
Die Aussicht ist natürlich ebenso einzigartig, ganz Singapur liegt einem zu Füßen und der Blick geht weit über die Stadt und bei klarem Wetter darüber hinaus. Im ersten Moment nichts für jemanden, der an Höhenangst leidet so wie ich, aber nach einiger Zeit kann sogar ich mich daran gewöhnen!
http://www.marinabaysands.com/index.html
http://www.msafdie.com
Hotel Parkroyal on Pickerton
Dieses kürzlich fertiggestellte Hotel im Zentrum – Architektur von WOHA architects, einem Singapurer Büro – zieht die Blicke auf seine geschichtete Fassade, die mich ein wenig an Fimo erinnert.
Auf dieser Fassade wurden dann die Balkone, Terrassen und Übergänge begrünt und so ein tropischer Garten auf mehreren Ebenen geschaffen.
Auch im Inneren setzt sich das Spiel mit den geschichteten Bauteilen, den Pflanzen und Wasser fort. Und nicht zu vergessen: Die elegant gestalteten öffentlichen Außenräume (davon kann man in Wien nur träumen)!
http://www.parkroyalhotels.com/en/hotels-resorts/singapore/pickering.html
http://www.dezeen.com/2013/10/10/parkroyal-on-pickering-by-woha/
http://www.woha.net/
Reflections at Keppel Bay
Auch nicht mehr ganz neu, aber erst heuer besucht: Das Luxus-Wohnprojekt Reflections at Keppel Bay von Daniel Libeskind. Geschwungene Wohntürme hinter niedrigeren Villenblöcken an der Uferpromenade dominieren die Skyline dieses Teils von Singapur. Wenn man viel Geld (und Glück) hat, wohnt man in einem Appartement in einem oberen Stockwerk mit Blick über den Hafen und nach Sentosa, wenn man weniger Geld hat (aber immer noch viel), bleibt die Aussicht nach hinten und eventuell sogar in die Wohnung gegenüber.
Die Fotos aus der Ferne täuschen sehr und vermitteln nicht den Eindruck, der sich aus der Nähe ergibt: Nämlich dass es sich um ein extrem eng bebautes Areal handelt, mit vielen Wohneinheiten auch ohne schöne Aussicht und dem Gefühl, in einem Ameisenhaufen zu leben.
http://daniel-libeskind.com/projects/reflections-keppel-bay
The Interlace
Beim Wohnbauprojekt Interlace wurde ein neuer Weg beschritten, weg von den Appartement-Türmen in Singapur, hin zu verschränkten Kubaturen. Der Entwurf stammt von Ole Scheeren, ehemaliger Partner bei OMA (Rem Koolhaas), dafür erhielt er heuer den „Urban Habitat Award“ für das beste Hochhausprojekt im städtischen Lebensraum. Das Großprojekt wurde nachhaltig geplant was Kühlung und Belüftung betrifft.
In einem Interview erklärte Scheeren: „Es ging um die Frage, wie wir den Lebensraum der Menschen sowohl im individuellen als auch im kommunalen Sinn neu definieren und daraus eine Gebäudestruktur entwickeln können.“ Die Individualität relativiert sich meiner Meinung nach jedoch auch hier bei näherer Betrachtung. Alleine durch die Dimension von mehr als 1.000 Wohneinheiten entstehen Bereiche, die ich beklemmend finde und wo von Wohnqualität nicht mehr sehr viel zu sehen ist.
Die Grundrisse kann ich, wie beim Libeskind-Projekt, nicht beurteilen, aber der Blick auf Wohnungen, die keine andere Aussicht als die gegenüberliegende Fassade bieten, spricht mich nicht an.
Auch hier wieder: Spektakuläre Architektur, interessant anzuschauen, im Detail werden dann die „Schattenseiten“ (super in Singapurs Hitze!) sichtbar.
http://www.theinterlace.com/
http://www.oma.nl/
http://www.dezeen.com/2009/09/04/the-interlace-by-oma/
Sehr schoener Beitrag!
Toll wie Transparenz und Natur in die Architektur integriert werden
Gilles
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