Zunächst der Text des Museums, denn da ich mich bei japanischer Kunst kaum auskenne, kann ich inhaltlich nicht viel beitragen:
![Kitagawa Utamaro (1753–1806), Sommerabend, 1799. Aus dem Album Negai no itoguchi [Erwachen der Begierde]. Farbholzschnitt © Leopold Privatsammlung, Wien; Foto: MAK/Georg Mayer](https://kulturmischmasch.files.wordpress.com/2016/10/mak3.jpg?w=739&h=483)
Kitagawa Utamaro (1753–1806), Sommerabend, 1799. Aus dem Album Negai no itoguchi [Erwachen der Begierde]. Farbholzschnitt
© Leopold Privatsammlung, Wien; Foto: MAK/Georg Mayer
Erst seit kurzer Zeit beschäftigen sich Kunst- und Sozialgeschichte mit einem gesamtheitlichen Bild der Themen des japanischen Massenmediums Ukiyo-e. Westliche BesucherInnen im Japan des späten 19. Jahrhunderts waren über den scheinbar unbekümmerten Umgang mit Nacktheit und Sexualität überrascht. Tatsächlich vermitteln auch die Farbholzschnitte immer noch diesen Eindruck.
In Europa ist Sexualität seit der Antike heroisch und religiös verbrämt, sehr oft auf den nackten weiblichen Körper konzentriert: „Der Maler und sein Modell“ ist das typische Bild europäischer erotischer Kunst. Im Gegensatz dazu stehen von Indien bis Japan stets die Vereinigung von zwei Menschen und der spielerische Umgang mit der Geschlechtlichkeit im Mittelpunkt. Religion, Philosophie oder Medizin dienen dabei oftmals als Metapher. Wichtig scheinen stets das Einvernehmen der Beteiligten und das Fehlen von Gewalt, die nur selten thematisiert wird. Hinzu kommt häufig eine Prise Humor, die durch unterhaltsame Dialoge unterstützt wird. Die Grenzen zwischen erotischer Kunst und Pornografie können oft nur undeutlich gezogen werden. So fanden Drucke erotischer Inhalte lange keine Aufnahme in die Sammlungen westlicher Museen. Shunga kamen im Ausstellungsbetrieb bis vor Kurzem kaum vor. (Text: MAK)

Suzuki Harunobu (ca. 1725–1770, zugeschrieben), Belauschtes Liebespaar, um 1770. Farbholzschnitt
© Leopold Privatsammlung, Wien; Foto: MAK/Georg M
Obwohl nur ein Raum im Untergeschoß die Ausstellung beherbergt, ist doch eine Fülle an Material zu sehen. Und das ist – für Laien – wahrscheinlich auch das Problem: Denn ich tue mir etwas schwer, stilistische Unterschiede dieser Buchzeichnungen und Holzschnitte über die Jahrhunderte auszumachen. Neben expliziten sexuellen Darstellungen finden sich auch ganze Reihen von weiblichen Ansichten, wo Erotik sehr subtil gezeigt wird. Ob Kunst oder Pornographie (oder beides zugleich?) – das liegt wohl im Auge des Betrachters.
Und doch hatte ich bald das Gefühl, viel vom immer Gleichen anzuschauen.
Wahrscheinlich ist es, außer für ausgewiesene Asienspezialisten, ratsam, sich einer Führung anzuvertrauen.
Tipp: Seit Mai ist die Asien-Schausammlung im Erdgeschoß neu aufgebaut – sehr gelungen, wie ich meine. Ein kurzer Abstecher ergänzt perfekt den Besuch der Shunga-Ausstellung.
Die Ausstellung ist bis 29.01.2017 zu besuchen, wie immer jeden Dienstag zwischen 18:00 und 22:00 Uhr bei freiem Eintritt ins ganze Museum.
Empfehlung: 2*
https://de.wikipedia.org/wiki/Shunga