Ein außergewöhnliches Filmdokument hatte am letzten Sonntag, 07.02., im Wiener Filmcasino in ungekürzter Fassung Premiere. „Almas kleiner Fotograf“ lässt den hochbetagten Erich Rietenauer über sein Verhältnis zum Künstlerhaushalt Mahler-Werfel-Moll erzählen.
Der kleine Bub aus ärmsten Verhältnissen traf auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung Anfang der 30er-Jahre auf Alma Mahler-Werfel und landete schließlich fast als Teil der Familie im Haushalt ihrer Mutter und ihres Stiefvaters Carl Moll, die in der Nachbarschaft von Alma und Franz Werfel wohnten.
Der „Burschi“ genannte Erich Rietenauer bekam so unmittelbar Einblick in das Leben von Alma Mahler und Franz Werfel, traf Persönlichkeiten wie Walter Gropius und Gerhart Hauptmann und spricht über seine ganz besondere Freundschaft mit Almas Tochter Manon Gropius. Als Neffe eines Fotografen hielt der kleine Bub so viel wie möglich mit seiner Kamera fest und knipste private Bilder der Familie und ihrer Freunde.
Den beiden Filmemacherinnen Susanne Ayoub (Buch und Regie) und Regina Liane Löw (Kamera und Schnitt) ist es gelungen, Herrn Rietenauer, inmitten seiner Fotos und Erinnerungen, als humorvollen und spannenden Erzähler zu zeigen. Trotz seines damals kindlichen Alters sieht er nicht alles rosafarben und er schildert einiges, wie z.B. Almas Persönlichkeit, durchaus kritisch.
Leider ist in nächster Zeit keine weitere Aufführung bzw. Ausstrahlung im TV geplant. Sollte sich daran etwas ändern, werde ich darauf hinweisen, denn der Film erhält von mir das Prädikat „Besonders wertvoll“.
https://de.wikipedia.org/wiki/Alma_Mahler-Werfel
https://de.wikipedia.org/wiki/Susanne_Ayoub
Und zum Anhören (Tom Lehrer „Alma“):
Mein Besuch im Filmcasino ist auch ein Anlass, über dieses schöne Kino und sein interessantes Programm zu berichten (Spezialschienen „Kino & Kuchen“, ArchFilm Matinée uvm.)