Ich kann hier von zwei völlig unterschiedlichen „Rigoletto“-Aufführungen berichten, die auch gar nicht vergleichbar sind.
Zunächst in der Wiener Staatsoper, wo nach der etwas unglücklichen Premiere im Dezember nun andere Sänger und ein anderer Dirigent agieren. Giovanni Meoni als buckliger Hofnarr Rigoletto ist Einspringer, gefällt mir aber stimmlich sehr gut, ebenso Ekaterina Siurina als Gilda. Erschrocken war ich jedoch, als Saimir Pirgu als Herzog von Mantua zu singen begann. Oft konnte man ihn neben dem sehr schön und gar nicht laut spielendem Orchester (unter Evelino Pidò) kaum hören, die zeitweise gepresste Stimme erinnerte mich an Karel Gott. Nach der ersten Pause wurde es merkbar besser und blieb dann auch so, aber im ersten Akt war er zum Vergessen.
Dürre, blattlose Bäume auf der Bühne verheißen nichts Gutes, die Lichtregie ist auf jeden Fall wieder hervorzuheben; dazu nette, aber recht konventionelle Kostüme. Alles in allem eine ordentliche Aufführung, ohne jedoch ganz große Höhepunkte.
Die nächsten Aufführungen vor dem Sommer:
26. und 30.06.2015 und im Herbst:
04., 07., 10., 13.09.2015, danach erst wieder im Jänner 2016.
Wer hingegen einen ziemlich schrägen Abend erleben möchte, dem sei ein Besuch im L.E.O. (Letztes erfreuliches Operntheater) empfohlen. In einer ehemaligen Dampfbäckerei im 3. Wiener Bezirk ist das Theater von Prinzipal Stefan Fleischhacker untergebracht.
Das relativ kleine Ensemble ist mit viel Enthusiasmus und Spaß bei der Sache. Die Aufführungen kommen ohne großes Orchester aus (eine Klavierspielerin reicht völlig) und die Zuschauer müssen manchmal als Chor einspringen. Eigentlich werden nur die Arien gesungen, die Handlung dazwischen wird erzählt. Eine Oper wie „Rigoletto“, wo ein Gassenhauer nach dem nächsten kommt, eignet sich dazu natürlich besonders gut. Im Spielplan steht diese Oper in nächster Zeit zwar nicht mehr, aber wahrscheinlich ist jedes andere Stück genauso unterhaltsam.
http://www.wiener-staatsoper.at/Content.Node/home/spielplan/Spielplandetail.php?eventid=961242419