So traurig – „Das Wechselbälgchen“ im Volkstheater

Die Geschichte der kleine Zitha (benannt nach der „bösen Königin“) rührte mich zu Tränen. Ein Wechselbalg, also ein von bösen Geistern oder dem Teufel untergeschobenes Kind, viel Aberglauben und Zauberei, das harte Leben einer Magd in den Kärntner Bergen – das alles wird in dieser Volkstheaterinszenierung mit wenigen, aber sehr effektvollen Mitteln dargestellt.

v.l.n.r.: Seyneb Saleh, Florian Köhler, Gábor Biedermann, Claudia Sabitzer

v.l.n.r.: Seyneb Saleh, Florian Köhler, Gábor Biedermann, Claudia Sabitzer

Nach einem Buch von Christine Lavant stammt die Bühnenfassung von Maja Haderlap, Regie führte Nikolaus Habjan. Ein Team von 2 Schauspielerinnen, 2 Schauspielern und einigen Puppen genügt, um die traurigen Ereignisse rund um die Magd Wrga und ihr uneheliches, zurückgebliebenes Kind zu erzählen. Die Puppen werden dabei so liebevoll geführt, dass man meint, echte Kinder vor sich zu haben. Am Ende hat das Wechselbälgchen zwar eine heldenhafte Tat vollbracht, aber um welchen Preis …

Wechselbälgchen

Christine Lavant hat in diese Erzählung wohl viel eigene Erfahrungen einfließen lassen, wie ihre Kindheit in unvorstellbar armen Verhältnissen, aber auch vom Umgang mit behinderten Kindern.

Wechselbälgchen

Es ist keine leichte Kost, allerdings so berührend vom jungen Ensemble dargestellt, dass ich das Stück unbedingt empfehlen kann.

In den nächsten Wochen noch als Volkstheater in den Außenbezirken, soll „Das Wechselbälgchen“ ab Mitte Februar ins Haupthaus übersiedeln.

Nicht ganz so stimmig die Saaldeko: Volkstheater in den Außenbezirken in der VHS Hietzing

Nicht ganz so stimmig die Saaldeko: Volkstheater in den Außenbezirken in der VHS Hietzing

Das Buch wurde im Wallstein Verlag herausgebracht und ist sicher eine interessante Ergänzung zum Theaterstück, v.a. um die ganz eigene Sprache von Christine Lavant zu erleben.

Empfehlung: 4*

http://www.volkstheater.at/stueck/das-wechselbaelgchen/

http://www.wallstein-verlag.de/autoren/christine-lavant.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Christine_Lavant

https://de.wikipedia.org/wiki/Maja_Haderlap

http://nikolaushabjan.com/

Maja Haderlap: „Engel des Vergessens“ im Akademietheater

Vorausschicken muss ich, dass ich das gleichnamige Buch der Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin (2011) nicht gelesen habe und daher keinen Vergleich zwischen Buch und Stück anstellen kann.

In ausdrucksstarken Bildern wird ein Kapitel der Kärntner Slowenen und damit ein Kapitel österreichischer Geschichte erzählt. Am Beispiel der Familie der Autorin, deren Männer zu den Partisanen gingen und deren Frauen und auch Kinder ins KZ verschleppt wurden, wird nicht nur der Schrecken des Krieges spürbar, sondern und vor allem die langen Nachwirkungen, die bis zur nächsten Generation das Leben durchdringen.

Akademietheater

Ein erster Ich stellt das junge Mädchen dar, das viele Fragen hat, die teilweise von der Großmutter (Elisabeth Orth) und dem Vater (Gregor Bloéb) beantwortet werden. Das zweite Ich erzählt und reflektiert über die Geschehnisse aus einer reiferen Sicht, stellt sich neben die Handlung und treibt durch diesen Kunstgriff die „Handlung“ auch etwas voran.

Akademietheater

Es ist keine leichte Kost, die von einem großartigen Ensemble geboten wird – und eine Nachhilfestunde in Geschichte, die sicherlich nicht schadet. Für mich war es allerdings kein Theaterstück, sondern mehr eine gespielte Erzählung, zurückzuführen wahrscheinlich auf die Übertragung von einem Roman auf die Bühne. Leserinnen des Buches waren der Meinung, dass im Theater leider viel von der schönen Sprache, den Zwischentönen und den feinen Stimmungen verloren gegangen ist.

Akademietheater

Fazit für mich: Um das wirklich beurteilen zu können, werde ich mir das Buch besorgen.

Empfehlung: 3*

https://de.wikipedia.org/wiki/Maja_Haderlap

http://www.burgtheater.at/Content.Node2/home/spielplan/event_detailansicht.at.php?eventid=964739818