Noch ein Tipp für die Ferien: „300 Jahre Freimaurer: Das wahre Geheimnis“ in der österreichischen Nationalbibliothek

Diese Ausstellung ist auch nur mehr bis 7. Jänner zu sehen und wer es sich irgendwie einrichten kann, sollte dem Prunksaal der Nationalbibliothek einen Besuch abstatten. Denn das Thema Freimaurerei wird nicht oft so gut aufbereitet dargestellt – ist diese Ausstellung doch in enger Kooperation mit der Großloge Österreich zustande gekommen, die auch viele Leihgaben zur Verfügung gestellt hat.

„Das Bauwerk aller Bauwerke“: Georg Schott, „King Solomon’s Temple, um 1720

Aktueller Anlass für die Beschäftigung mit der Freimaurerei ist die Gründung der ersten Großloge der Welt im Jahr 1717 in London, also die 300-Jahr-Feier im Jahr 2017.

Schurz des französischen Philosophen und Schriftstellers Voltaire

Dass die erste österreichische Großloge erst 1784 gegründet werden konnte, ist den politisch-ideologischen Vorbehalten Maria Theresias geschuldet, die, obwohl ihr Mann Franz Stephan auch Mitglied war, der ganzen Sache zunächst äußerst skeptisch gegenüberstand.

Innenansicht der Wiener Loge „Zur gekrönten Hoffnung“, 1790

Wolfgang Amadeus Mozart – einer der bekanntesten Freimaurer

Die Ausstellung zeigt die internationale Entwicklung ebenso wie die Geschichte der Freimaurer in Österreich. Sehr schöne Exponate, auch aus Frankreich und England, belegen das Leben in den Logen und wie die Brüder versuchten (und versuchen), sich für Aufklärung, Humanität und Toleranz einzusetzen. Das Engagement außerhalb der Augen der Öffentlichkeit sorgt seit Beginn für Gerüchte, Verschwörungstheorien und viele Fragen. Die für Außenstehende seltsamen Riten tragen dazu noch bei.

Die Bruderkette als Symbol der Verbundenheit

Kurator Christian Rapp (selbst kein Freimaurer), ab Jahresbeginn Leiter im Haus der Geschichte in St. Pölten

Worin „Das wahre Geheimnis“ – der Untertitel der Ausstellung – besteht, hat sich mir nicht ganz erschlossen, doch sind Geschichte und vor allem auch Gegenwart sehr anschaulich erzählt und dargestellt. Und der wunderbare Prunksaal der Nationalbibliothek ist natürlich ein denkbar passender Rahmen für dieses Thema.

Kuppel im Prunksaal der Nationalbibliothek mit dem Deckenfresko von Daniel Gran

Tipps:

  • Die Ausstellung ist nur mehr bis 07.01.2018 geöffnet, am Donnerstag immer bis 21:00 Uhr – da sind dann vermutlich auch die Touristen weg, die großteils ja nicht wegen der Freimaurer kommen.
  • Im Saal ist es sehr kalt, also Mäntel und Jacken NICHT abgeben.
  • Fotografieren ist ohne Blitz erlaubt.

Empfehlung: 4*

Der ORF war (und ist?) stark bei den Freimaurern vertreten

https://www.onb.ac.at/museen/prunksaal/sonderausstellungen/300-jahre-freimaurer-das-wahre-geheimnis/

https://www.onb.ac.at/museen/prunksaal/oeffnungszeiten/

https://de.wikipedia.org/wiki/Freimaurerei

https://freimaurerei.at/

http://freimaurermuseum.at/

Was genau machen Dramaturgen? Die Antwort gibt Evelyn Deutsch-Schreiners wunderbares Buch „Theaterdramaturgien von der Aufklärung bis zur Gegenwart“

Evelyn Deutsch-Schreiner kennt alle Seiten des Metiers, sowohl die Praxis als Dramaturgin (u.a. am Wiener Volkstheater) als auch den wissenschaftlichen Zugang als Ordinaria für Dramaturgie, Theater- und Literaturgeschichte an der Kunstuni in Graz. Ende April präsentierte sie im Volkstheater nun ihr grundlegendes Werk „„Theaterdramaturgien von der Aufklärung bis zur Gegenwart“. Sehr spannend, wie sich das Berufsbild im Laufe der Jahrhunderte geändert hat und welche Arbeitsfelder schlussendlich abgedeckt wurden und werden. Trotz meiner häufigen Theaterbesuche ist mir das Werken dieser meist im Hintergrund Arbeitenden nicht so klar gewesen.

Die Autorin Evelyn Deutsch-Schreiner

Die Autorin Evelyn Deutsch-Schreiner

Das Buch ist gut zu lesen, denn am Beispiel verschiedener Theaterpersönlichkeiten zeigt Deutsch-Schreiner die Geschichte der Dramaturgie.

Um EUR 24,99 im Böhlau-Verlag

Um EUR 24,99 im Böhlau-Verlag

So gilt Gotthold Ephraim Lessing als der erste Dramaturg der Theatergeschichte, der seine Gedanken dazu in der „Hamburger Dramaturgie“ niedergeschrieben hat. Von Friedrich Schiller (Weimar) und Joseph Schreyvogel (Wien), die bereits Bearbeitungen und „Fassungen“ herausbrachten, gezielt Autoren förderten und ein europäisches Repertoire anstrebten, spannt sich der Bogen über Max Reinhardt, der gleich mehrere Dramaturgen beschäftigte, bis zur Gegenwart, in der eindeutig die Frauen die Mehrheit in diesem Beruf stellen.

Dass Dramaturgie sich nicht aus der Politik heraushalten kann (oder will), zeigen beispielhaft die Lebensläufe des „Reichsdramaturgen“ Rainer Schlösser, der 1945 hingerichtet wurde, und Heinar Kipphardts, der aus der BRD in die DDR und schließlich wieder zurück übersiedelte.

Auch Bertold Brechts Dramaturgiemodell wird breiter Raum gewidmet, der Etablierung der „Produktionsdramaturgie“ als Einbindung in die Inszenierung und damit verbunden einer nachhaltigen Veränderung der Arbeitsweise der Dramaturgen.

Aufgelockert wurde die Präsentation mit der Lesung passender Textstellen durch die Volkstheaterensemblemitglieder Claudia Sabitzer und Stefan Suske.

Claudia Sabitzer liest u.a. aus "Arthur Kahane: Tagebuch des Dramaturgen"

Claudia Sabitzer liest u.a. aus „Arthur Kahane: Tagebuch des Dramaturgen“

Aus dem bös-amüsanten Dramolett von Thomas Bernhard " Claus Peymann und Hermann Beil auf der Sulzwiese " (Stefan Suske)

Aus dem bös-amüsanten Dramolett von Thomas Bernhard “ Claus Peymann und Hermann Beil auf der Sulzwiese “ (Stefan Suske)

Fazit: Ein Muss für alle, die vom Theater begeistert sind, die einen Blick hinter die Kulissen werfen und die wissen möchten, warum Theater heute so funktioniert, wie wir es sehen.

http://www.volkstheater.at/magazin/spezialisten-und-spezia%C2%ADlistinnen-in-der-umsetzung-von-ideen/

http://www.boehlau-verlag.com/download/164473/978-3-205-20260-8_WB.pdf

https://de.wikipedia.org/wiki/Hamburgische_Dramaturgie

So traurig – „Das Wechselbälgchen“ im Volkstheater

Die Geschichte der kleine Zitha (benannt nach der „bösen Königin“) rührte mich zu Tränen. Ein Wechselbalg, also ein von bösen Geistern oder dem Teufel untergeschobenes Kind, viel Aberglauben und Zauberei, das harte Leben einer Magd in den Kärntner Bergen – das alles wird in dieser Volkstheaterinszenierung mit wenigen, aber sehr effektvollen Mitteln dargestellt.

v.l.n.r.: Seyneb Saleh, Florian Köhler, Gábor Biedermann, Claudia Sabitzer

v.l.n.r.: Seyneb Saleh, Florian Köhler, Gábor Biedermann, Claudia Sabitzer

Nach einem Buch von Christine Lavant stammt die Bühnenfassung von Maja Haderlap, Regie führte Nikolaus Habjan. Ein Team von 2 Schauspielerinnen, 2 Schauspielern und einigen Puppen genügt, um die traurigen Ereignisse rund um die Magd Wrga und ihr uneheliches, zurückgebliebenes Kind zu erzählen. Die Puppen werden dabei so liebevoll geführt, dass man meint, echte Kinder vor sich zu haben. Am Ende hat das Wechselbälgchen zwar eine heldenhafte Tat vollbracht, aber um welchen Preis …

Wechselbälgchen

Christine Lavant hat in diese Erzählung wohl viel eigene Erfahrungen einfließen lassen, wie ihre Kindheit in unvorstellbar armen Verhältnissen, aber auch vom Umgang mit behinderten Kindern.

Wechselbälgchen

Es ist keine leichte Kost, allerdings so berührend vom jungen Ensemble dargestellt, dass ich das Stück unbedingt empfehlen kann.

In den nächsten Wochen noch als Volkstheater in den Außenbezirken, soll „Das Wechselbälgchen“ ab Mitte Februar ins Haupthaus übersiedeln.

Nicht ganz so stimmig die Saaldeko: Volkstheater in den Außenbezirken in der VHS Hietzing

Nicht ganz so stimmig die Saaldeko: Volkstheater in den Außenbezirken in der VHS Hietzing

Das Buch wurde im Wallstein Verlag herausgebracht und ist sicher eine interessante Ergänzung zum Theaterstück, v.a. um die ganz eigene Sprache von Christine Lavant zu erleben.

Empfehlung: 4*

http://www.volkstheater.at/stueck/das-wechselbaelgchen/

http://www.wallstein-verlag.de/autoren/christine-lavant.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Christine_Lavant

https://de.wikipedia.org/wiki/Maja_Haderlap

http://nikolaushabjan.com/

Alles Dante! Vor 750 Jahren wurde der italienische Ausnahmedichter geboren

Den genauen Tag seiner Geburt weiß man nicht – entweder im Mai oder im Juni 1265 wurde Dante Alighieri in Florenz geboren.

Agnolo Bronzino, Dante rivolto verso il Purgatorio (1530, National Gallery of Art, Washington)

Agnolo Bronzino, Dante rivolto verso il Purgatorio (1530, National Gallery of Art, Washington)

Neben dem Liebesgedicht „Vita nova“ ist uns heute vor allem sein Hauptwerk „La divina commedia“ ein Begriff. In Italien wird es im Literaturunterricht ein ganzes Schuljahr lang durchgenommen. Und er hat damit ja auch etwas Revolutionäres ausgelöst, nämlich dass das übliche Latein in der Literatur durch die italienische Sprache abgelöst wurde.

Aus Anlass seines Geburtstages wird der Dichter in vielfacher Hinsicht geehrt.

Heute (18.05.2015) gab es eine Folge von Apropos Musik auf Ö1, also noch nachzuhören bis 25.05. auf dieser Seite: http://oe1.orf.at/programm/404675 Hier wurde der interessante Aspekt behandelt, wie Komponisten Dantes Ideen und Figuren vertonten (z.B. Liszt, Verdi, Tschaikowsky).
http://oe1.orf.at/konsole?show=ondemand

Raffaello Sanzio, Disputa del sacramento, (1508-1509, Vatikan)

Raffaello Sanzio, Disputa del sacramento, (1508-1509, Vatikan)

Im italienischen Senat eröffnete Oscar-Preisträger Roberto Benigni Anfang Mai die Dante-Feierlichkeiten mit einem Vortrag (mit dem Programm „Tutto Dante“ hat er unglaublichen Erfolg auch außerhalb Italiens).

http://www.rainews.it/dl/rainews/media/Il-senato-celebra-i-750-di-Dante-Benigni-legge-il-XXXIII-canto-del-Paradiso-bc9bebaf-3704-4216-a284-ec5b2156f633.html

http://www.tuttodante.it

Henry Holiday, Dante trifft Beatrice an der Brücke Santa Trinita (1883, Liverpool)

Henry Holiday, Dante trifft Beatrice an der Brücke Santa Trinita (1883, Liverpool)

Auf der Seite http://www.dante750.com sind alle möglichen Veranstaltungen (leider nur auf italienisch) aufgelistet. Ausstellungen, Lesungen, Konferenzen in Rom, in Verona, in Florenz sowieso – ich gebe zu, das ist alles etwas unüberschaubar.

Deshalb hier einige Bilder, die zeigen, dass der Dichter über die Jahrhunderte eigentlich immer sehr ähnlich und auf jeden Fall leicht erkennbar dargestellt wurde:
http://www.arte.it/foto/i-ritratti-di-dante-alighieri-333/3?utm_content=buffer32085&utm_medium=social&utm_source=facebook.com&utm_campaign=buffer

Und zum Abschluss noch der Text der „Göttlichen Komödie“ in der Übersetzung von Karl Steckfuß (1778-1844):
http://gutenberg.spiegel.de/buch/-5060/1

Eröffnungswochenende im Literaturmuseum am 18. und 19. April, Eintritt frei

Mit großem Programm öffnet das neue Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek am 18. und 19. April offiziell seine Pforten: Führungen, Lesungen, Gratiseintritt und für jeden 100. Besucher das Begleitbuch „Das Literaturmuseum. 101 Objekte und Geschichten“.

Das neue Museum ist in den denkmalgeschützten Räumen des ehemaligen k.k. Hofkammerarchivs untergebracht, wo im 19. Jahrhundert der Schriftsteller Franz Grillparzer als Archivdirektor werkte.

Ort:
Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek Grillparzerhaus, Johannesgasse 6, A-1010 Wien

Programm:
Samstag, 18. April 2015, 10.00-18.00 Uhr
11.00 Uhr Lesung von Teresa Präauer
13.00 Uhr Lesung von Franzobel
14.00 Uhr Lesung von Elisabeth Reichart
15.00 Uhr Lesung von Martin Pollack
16.00 Uhr Lesung von Friederike Mayröcker
17.00 Uhr Vorstellung des neuen Museums durch Generaldirektorin Johanna Rachinger
Kurzführungen durch das Museum um
11.30, 13.30, 14.30, 15.30,  16.30 Uhr

Sonntag, 19. April 2015, 10.00-18.00 Uhr
11.00 Uhr Lesung von Dimitré Dinev
13.00 Uhr Lesung von Anna Kim
14.00 Uhr Lesung von Peter Henisch
15.00 Uhr Lesung von Julya Rabinowich
16.00 Uhr Lesung von Robert Menasse
17.00 Uhr Vorstellung des neuen Museums durch Generaldirektorin Johanna Rachinger
Kurzführungen durch das Museum um
11.30, 13.30, 14.30, 15.30,  16.30 Uhr

http://www.onb.ac.at/literaturmuseum.htm

Italienische Reise #4: The amazing maze oder Das erstaunliche Labyrinth von Parma

In der Nähe von Parma, in Fontanella, entsteht einer der erstaunlichsten Gärten unserer Zeit: Das Labyrinth von Franco Maria Ricci.

franco-maria-ricci-labyrinth  Labyrinth von Franco Maria Ricci

Ricci ist Gründer des Verlagshauses Ricci und der Kunstzeitschrift FMR, hat sich jedoch schon vor einigen Jahren aus dem Geschäft zurückgezogen. Seine Zeit widmet er den Planungen eines riesigen Labyrinths, das auf 7 Hektar Land und mit verschiedenen Arten von Bambus gepflanzt wurde.

labyrinth-ricci   franco-maria-ricci-labyrinth-designboom

In seinem Zentrum wird es die Gebäude von Riccis Kultur-Stiftung beherbergen, die sich in erster Linie der Typographie, dem Design und einer umfangreichen Bibliothek und Kunstsammlung widmet.

Publiziert hat Ricci das Thema Labyrinth in seinem Buch „Labyrinths: The Art of the Maze“ (New York 2013); ein (fotografischer) Streifzug durch die Schönheit und die Geheimnisse der Labyrinthe „throughout the ages“.

Franco Maria Ricci: Labyrinths: The Art of the Maze

Franco Maria Ricci: Labyrinths: The Art of the Maze

Die Eröffnung ist für Mai 2015 angekündigt!

 

http://www.labirintodifrancomariaricci.it/

http://www.riccieditore.it/online/The%20Maze.aspx?idArea=443&lang=ENG

http://www.designboom.com/design/bamboo-labyrinth-by-franco-maria-ricci-in-fontanellato-near-parma-02-05-2014/

http://de.wikipedia.org/wiki/Franco_Maria_Ricci