Der Nötscher Kreis – österreichische Moderne im unteren Gailtal

Die Künstlervereinigung „Nötscher Kreis“, die sich in Wien bzw. einem entlegen Winkel Kärntens Anfang des 20. Jahrhunderts gebildet hat, ist ein höchst interessantes Phänomen in der österreichischen Kunstgeschichte. Nötsch, ein kleiner Ort am Fuße des Dobratsch, war die Heimat von Sebastian Isepp (1884-1954) und Franz Wiegele (1887-1944). Dazu kamen noch Anton Kolig (1886-1950) aus Mähren und schließlich Anton Mahringer (1902-1974) aus Schwaben.

Mein Lieblingsbild der Ausstellung: Sebastian Isepp,

Mein Lieblingsbild der Ausstellung: Sebastian Isepp, Verschneiter Wald im Gailtal, 1913

In Wien lernten Wiegele und Isepp an der Akademie Anton Kolig kennen und knüpften Kontakte zu den hier tätigen Künstlern der Moderne. Wichtige Impulse steuerten Auslandsaufenthalte bei, bis der Erste Weltkrieg Kriegsdienst und Gefangenschaft brachte.

Anton Kolig,

Franz Wiegele, Familienbild Wiegele, 1932

Anton Kolig

Franz Wiegele, Studie zum Familienbild, 1932

Die Zwischenkriegszeit gilt als besonders produktiv, große Werke wie die Fresken im Kärntner Landhaus und im Wiener Krematorium (Kolig) und Auftrags-Porträts entstanden. Mahringer, als ein Schüler Koligs, stieß Ende der 20er-Jahre dazu und übersiedelte auch nach Nötsch.

Anton Kolig

Anton Kolig, Sensenmann, 1924

Anton Kolig

Anton Kolig, Entwurf für ein Wandbild im Wiener Krematorium, 1923

Die Nazi-Herrschaft bedeutete die Emigration von Isepp mit seiner jüdischen Frau nach England und die Vernichtung der Fresken im Landhaus. Bei einem Bombenabwurf der Alliierten kam Franz Wiegele mit einem Teil seiner Familie ums Leben, Kolig und seine Frau wurden schwer verletzt.

Anton Mahringer

Anton Mahringer, Waldwiese mit Oisternig, 1945

Anton Mahringer

Anton Mahringer, Waldrand, 1944

In Wiegeles Geburtshaus, wo heute neben der „Bäckerei Wiegele“ (sehr gut!) das Museum des Nötscher Kreises untergebracht ist, finden jährliche Sonderausstellungen statt. Bis 1. November zeigt die heurige Ausstellung „Wege zum Bild“, wie sich die vier Künstler auf unterschiedliche Art der Entstehung eines Gemäldes genähert haben. Jeder Raum ist einem der Maler gewidmet – eine wirklich spannende Herangehensweise an das Thema.

Franz Wiegele

Franz Wiegele, Porträt Mario Fina mit Auerhahn, 1935

Franz Wiegele

Franz Wiegele, Handstudie mit Auerhahn, 1935

Dieses kleine, sehr ambitioniert geführte Museum liegt nicht direkt am Weg bzw. neben der Autobahn, ist aber allemal einen Besuch wert. Ein paar Schritte entfernt entdeckt man bei der Pfarrkirche in Saak auch noch ein Monumentalfresko sowie ein Mosaik von Kolig.

Sebastian Isepp

Sebastian Isepp, Blühender Baum, 1910

Empfehlung: 3*

http://www.noetscherkreis.at/

http://www.wiegelehaus.at/

https://www.belvedere.at/de/forschung/online-ressourcen/noetscher-kreis