Vorgeschichte: Der Berliner Komponist Paul Lincke wurde vor 150 Jahren geboren – Anlass, seine bekannteste Operette „Frau Luna“ (Uraufführung 1899) in seiner Heimatstadt auf die Bühne zu bringen. Und wie!!!
Keine Angst, hier rinnt kein Operettenschmalz, vielmehr kann man im Tipi am Kanzleramt eine Revue mit schmissigen Musiknummern, witzigen Dialogen und Tanznummern und glitzernden Kostümen erleben. War die wirklich entzückende Inszenierung vor einigen Jahren in der Wiener Volksoper tatsächlich eine Operette, hatte man in Berlin nun etwas ganz anderes im Sinn.
Die Geschichte ist schnell erzählt: Der Erfinder Fritz Steppke startet mit zwei Freunden und seiner Vermieterin Frau Pusebach ins Weltall, um den Mann im Mond kennenzulernen. Der Mann stellt sich jedoch als Frau Luna heraus, und so kommt es am Mond zu diversen amourösen Verwicklungen, bis sich am Ende – logischerweise – alle in den richtigen Paarungen zusammenfinden.
Unter der Regie von Bernd Mottl treffen sich die Stars der Berliner Kleinkunstszene: Allen voran das als „Geschwister Pfister“ bekannte Trio Andreja Schneider (Frau Luna), Tobias Bonn (Haushofmeister auf dem Mond) und Christoph Marti (Frau Pusebach!), aber auch Pigor & Eichhorn (Steppke und sein Freund), Gustav Peter Wöhler (Prinz Sternschnuppe), Ades Zabel (Mondgroom) und Annamateur (Stella). Die Besetzungsliste hält, was sie verspricht.
Es glitzert und funkelt, auf der Bühne, neben der Bühne, auf den Kostümen – und in den begeisterten Gesichtern der Zuschauer. Der größte Hit aus dem Stück ist natürlich „Das ist die Berliner Luft, Luft, Luft….“, dazu wird mitgesungen und -geklatscht, die Stimmung ist großartig. Und wenn Cora Frost als Venus sexy „Glühwürmchen, Glühwürmchen“ anstimmt (ist eigentlich aus „Lysistrata“), ist endgültig von Operettenkitsch keine Spur da.
Dazu das 12-köpfige Orchester unter Johannes Roloff, das flott und schwungvoll die Hits von Paul Lincke ins Jahr 2016 transportiert.
Der Jubel war groß, die Kritiken überschwänglich und es ist anzunehmen, dass diese Produktion wieder das Zeug zu einer legendären Inszenierung hat, so wie vor 22 Jahren am selben Ort „Im Weißen Rößl am Wolfgangsee“ in die Annalen eingegangen ist.
Die Produktion ist zu aufwendig, um auf Tournee zu gehen, daher ab nach Berlin! Und ich weiß, dass die Fangemeinde v.a. der „Geschwister Pfister“ in Wien sehr groß ist und sich das nicht entgehen lassen sollte!
Ort: Im Tipi am Kanzleramt, einem großen Theaterzelt im Berliner Tiergarten. noch bis Ende Jänner 2017.
Empfehlung: 4*
https://de.wikipedia.org/wiki/Frau_Luna
https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Lincke
http://www.tipi-am-kanzleramt.de/